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Butter, Brot und Laeusespray

Butter, Brot und Laeusespray

Titel: Butter, Brot und Laeusespray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigald Boning
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verzehrt, bekennt sich kauend zu einem freien Tirol, inklusive Bozen, Brixen und Meran. Der BAS kommt mir in den Sinn, der «Befreiungsausschuss Südtirol», der zwischen 1956 und 1968   HunderteAttentate verübte. Dass Südtirol auch heute noch zu Italien gehört, könnte diesen patriotischen Klappradler aus der Spur geworfen haben; seitdem bekämpft er seinen Kummer mit Kümmel, Bier und Dosenöffner. Und sieht doppelt.

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    Auch auf diesem Zettel wurde der Stift mehrfach übers Papier geführt, und zwar mit sehr ungleichmäßigem Minenpressdruck. Ich stelle mir zu diesem Schriftbild einen aufgeregten Backfisch vor, der mit einer Freundin über Lover und Lehrer telefoniert und währenddessen die bereits notierte Liste verschönert, damit die Hände auch etwas zu tun haben. «Rothkohl» heißt übrigens dieses ultrakrasse Zeug zum Rauchen, und Pommbongs sind wohl eine Kreuzung aus PomBär und Bonbon – das Maultier unter den Snacks. Der hier dargestellte Ausriss ist wohl nur die Ruine eines ursprünglich ganzseitigen Teenager-Panoramas, in dessen Zentrum ein supersüßer Kuschelhase gestanden haben könnte – wenn ich denn Pausbacke und Löffel richtig deute. Denkbar ist, dass der drollige Nager während einer langweiligen Schulstunde entstand, wobei das kleinkarierte Papier auf ein naturwissenschaftliches Fach hindeutet. Auch ich habe einen Großteil meiner Mathestunden mit Heftrandgraphik zugebracht. Mal malte ich den Herrn Lehrer, mal mich.

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    Illustrierte Einkaufszettel sind nicht selten. Die Motivationen für Kritzelkunst sind vielfältig; L’art pour l’art ist eher die Ausnahme, zumeist verfolgt der Zeichner weniger ästhetische als vielmehr handfeste Ziele, wenngleich sich die Funktionalität nicht immer auf den ersten Blick erschließt. Lange habe ich z.   B. über das verhuschte Viereck nachgedacht, welches unter «1   Beutel Bernbacher» gezeichnet ist. Was soll das sein? Ein Zeitschriftenständer? Ein Schneewittchensarg? Ein abgeschnittenes Hosenbein? Die Sache wird klarer, wenn man sich vor Augen führt, dass die Firma Josef Bernbacher & Sohn GmbH & Co. KG seit 1898   Nudeln herstellt, u.   a. Premium-Frischei-Nudeln, Pasta aus Hartweizen sowie Nockerlgrieß. Studiert man das Sortiment en détail, bleibt der Blick früher oder später auf der 250-g-Packung «Breite Band»-Frischeinudeln hängen. Natürlich! Die Einkäuferin hat auf ihrem Zettel eine Bandnudel skizziert, wohl um am Nudelregal keinen Fehlgriff zu riskieren. Man mag sich fragen, warum sie denn nicht einfach «Bandnudeln» aufgeschrieben hat? Nun ja, wer «Ein Glas Apfel muß mit dekel gelb» zu Papier bringt, ist wohl tatsächlich gut beraten, die Bandnudel nicht schriftlich, sondern bildlich festzuhalten.

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    Eine Salzbrezn. Ja. Wenigstens wissen wir, was die Ohrmuschel rechts vom Pfeil darstellen soll; warum sie dort hingezeichnet wurde, ist unklar. Vielleicht wurde sie vom bayerischen Verfasser für einen Besucher aus Norddeutschland skizziert, dem er unterstellte, das Wort «Salzbrezn» nicht zu kennen? «A Fischkopf hoit, kennt an Kabeljau oder was a Preiß so isst, oba an Obatzta oder an Russ’ – des kennt er net.» Oder beschäftigt der Einkäufer eine usbekische Haushaltshilfe, die er für leseschwach hält? Okay, aus bayerischer Sicht gibt es keinen grundlegenden Unterschied zwischen einem Norddeutschen und einem Usbeken, beides «Saupreiß’n, damische», also führt dieser Gedanke kaum weiter. Eventuell hakt ja bereits meine Ausgangsüberlegung, und die Zeichnung stellt mitnichten eine Salzbrezel dar, sondern tatsächlich eine Ohrmuschel. Es handelte sich dann um eine Gedankenstütze der anderen Art: So sieht das seitlich am Kopf des Bäckereifachverkäufers angewachsene fleischige Gehörgangsendstück aus, in das die Bestellung «Salzbrezn» hineingesprochen werden muss.
    Die Schrift macht allerdings nicht den Eindruck, als gehöre sie zu einer Person mit Gedächtnislücken der kapitalen Art. Stattdessen sehe ich sehr, sehr undeutlich, und mit größter Vorsicht formuliert, eine vitale Mittvierzigerin, grau meliert, mittelgroß, schlank, Schuhgröße 39, Hobby: Hausmusik (Hackbrett) und Pilates. Nuckle ich fürderhin, um meine Imagination noch effektiver zu fokussieren, an einer altbackenen Salzbrezel, höre ich sogar ihre Stimme: Sie hat eine milde Schärfe im Altregister, so wie Johanna von Koczian in «Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann, das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht

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