Butterschmalz zum Fruehstueck
Brückenmitte ist ein Abgang. Dort gehen wir herunter und nehmen Ruderboote, auf Wunsch mit einem kühlen Bier, um auf dem Wasser den Sonnenuntergang zu erleben. Burma ist das Land der tollen Sonnenuntergänge. Die Stimmung ist zauberhaft und ich bin richtig glücklich.
6. Januar 2013
Es wird kalt
Heute ist ein nahezu reiner Fahrtag . Morgens gehen wir zum Schlangentempel, dessen Namen ich nicht weiß und der in keinem Reiseführer aufgeführt ist. Jedenfalls leben dort vier Pythons. Die Schlange wurde bereits in vorbuddhistischer Zeit als aus der Erde kommende Hüterin des Lebens verehrt. Außerdem wird Buddha von einer Kobra beschützt, wie man in vielen Tempeln sehen kann. Hier liegen also leibhaftige Pythons herum, zwei nicht mal eine Armlänge entfernt. Auf ihnen liegen Spendengelder, wobei es sich stets um Scheine handelt, denn in Burma gibt es kein Münzgeld. Eine weitere Schlange hat es sich in Buddhas Krone gemütlich gemacht und sich beeindruckend darin verschlungen.
Es geht weiter. Wir treffen Landarbeiter. Sie pflanzen Zwiebeln und verbringen deshalb den ganzen Vormittag in der Hocke. Dafür verdienen sie 25 Eurocent die Stunde, was hier ein ganz akzeptabler Lohn ist. Die Felder sind sehr ausgeklügelt angelegt, um über ein ausgefeiltes Bewässerungssystem genügend Feuchtigkeit für ein gutes Gedeihen der Pflanzen zu erhalten.
Die Landschaft wird immer staubiger und steppenartiger. Wilder Westen mit Agaven mitten in Burma! Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Wir nehmen windungsreiche Bergstrecken in Angriff, oder lassen diese vielmehr von unseren ganz ausgezeichneten Busfahrern nehmen. Hier wachsen kaum noch Bäume. Stattdessen hat sich überall Bambus als Pionierpflanze breitgemacht, der seinerseits von einer Schlingpflanze überwuchert wird, sodass das erdrosselte Bambusgerippe aus dem Schlingpflanzenteppich herausschaut. Wir fahren weiter und erfahren einige Dinge über Burma. In vieler Hinsicht hat das Land ganz miserable Indizes, beispielsweise in puncto Gesundheit. Ärzte oder Krankenhäuser gibt es so gut wie gar nicht. Das Volk wird von traditionellen Heilern versorgt. Sozialwesen gibt es auch nicht. Wenn die Familie etwas nicht auffangen kann, ist eben Schluss. Dafür, dass die Lage so schlecht sein soll, wirkt die Bevölkerung erstaunlich heil. Das Land überrascht wie gesagt durch Sauberkeit und Ordnung, wahre Verwahrlosung sieht man selten. Die Burmesen müssen schon ein starkes Volk sein, dass sie so schlechte Zeiten ohne deutlich sichtbare Schäden überstanden haben.
Wir sind sehr gut durchgekommen und erreichen dadurch Kalaw auf dem Shan-Plateau zwei Stunden früher als vorgesehen. Wir haben also zwei Stunden Freizeit! Sowohl die Stadt als auch die Bevölkerung haben einen nepalesischen Einschlag. Kleine, bunt dekorierte Holzhäuschen umgeben von Bergen und Tannenwäldern. Viele Bewohner tragen Mützen oder kunstvoll drapierte Tücher um den Kopf. In unseren Reiseunterlagen wird Kalaw als Ort angegeben, wo man einen warmen Pulli haben sollte.
Der Reiseleiter sagt, dass es ziemlich kalt werden wird und man alle warmen Sachen herausholen sollte. Als die Sonne untergegangen ist, stellt sich das als gelinde Untertreibung heraus. Es ist saukalt! Und nirgendwo geheizt. Untenrum laufen die Einheimischen nach wie vor in den ortsüblichen Longyis (dünne karierte Baumwolltücher, die um die Taille geschlungen werden) und Flip-Flops herum, obenrum tragen sie eine dicke Jacke, viele auch eine warme Mütze und einige sogar Handschuhe. Ich habe zwar mein dickstes Zeug an, aber über Stunden halte ich es nicht aus, ohne erbärmlich zu frieren.
Das Restaurant hat zu meinem größten Erstaunen burmesischen Wein. Dass Reben in dieser geografischen Region wachsen sollen, haut mich um. Da ein Winzerehepaar unter uns weilt und ein sehr wohlwollendes Urteil abgibt, wollen wir am nächsten Tag den Besuch eines nahe gelegenen Weingutes einschieben. Ich bin froh, als wir gehen. Mir ist einfach zu kalt. Die Betten haben wie üblich eine dünne Wolldecke, doch im Schrank liegen tonnenschwere warme Decken. Warm und erdrückt liege ich im Bett, obwohl der Abend noch jung ist.
7. Januar 2013
Verzauberte Spinnen, verfluchte Arbeiter
Morgens schlendern wir über den Markt von Kalaw , der trotz seines gewöhnlichen Angebotes sehr pittoresk ist. Erwachsene plaudern und verrichten an ihren Verkaufsständen alltägliche Arbeiten wie Nähen oder kleinere Reparaturen. Ich kaufe mir Medizin, weil meine
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