Butterschmalz zum Fruehstueck
Schreck fast aus dem Bett und glaube zuerst an einen Feueralarm oder etwas Ähnliches, aber es ist nur ein Muezzin, der mit erheblicher Lautstärke verlangt, Allah groß zu finden. Ich döse wieder ein, denn heute ist ausnahmsweise mal ein Ausschlaftag. Um acht brechen wir auf. Wir besichtigen das Shwenandaw -Kloster, einem Holzbau aus Teak, der schon über 150 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch ziemlich neu aussieht. Es ist eben einfach fantastisches Holz.
Dann kommen wir zur „Größten Bibliothek der Welt“, dem Pali-Kanon, der buddhistischen Bibel, wenn man so will. 729 riesige Marmortafeln sind auf Vorder- und Rückseite beschrieben. Jede Tafel steht in einer eigenen Pagode. Die Übertragung in Buchform ergab 38 Bände zu je 400 Seiten. Über 200 Steinmetze haben mehr als sieben Jahre an diesen Tafeln gearbeitet. Immer wieder denke ich, jetzt haben wir so viele tolle Dinge gesehen, die eigentlich nicht mehr steigerungsfähig sind, und dann kommen solche Klöpse ! Diese Bibliothek mit ihren zahllosen weißen Pagoden beeindruckt mich wirklich!
Als Nächstes steht die Kyautawgyi -Pagode auf dem Programm, die von einem Buddha geziert wird, der aus einem einzigen Marmorblock von 500 Tonnen Gewicht gehauen worden ist.
Es schließt sich ein Besuch in einer Blattgold-Werkstatt an. Blattgold ist hier sehr beliebt und wird in allen Pagoden verkauft, damit die Gläubigen dieselben verschönern können. Und hier treffen wir wieder so arme Schweine wie die Sänftenträger: die Goldschläger. Mit einem Riesenhammer und viel Kraft stehen sie in Reih und Glied an der Wand und schlagen das Gold. Acht Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, für einen Stundenlohn von 25 Eurocent. Ich würde den Hammer wohl nach drei Schlägen entkräftet sinken lassen.
Eine Unze Feingold wird maschinell so lange gewalzt, bis sie in etwa die Konsistenz von Alufolie hat. Diese wird in nagelgroße Stücke geschnitten, zwischen besondere Schichten Bambuspapier gewickelt, gestapelt, mit Hirschleder umwickelt und geschlagen, eine halbe Stunde lang. Dann wird das Päckchen wieder ausgepackt, die Goldblätter zwischen größere Papiere gelegt und noch mal eine halbe Stunde geschlagen. Das dann entstandene Blatt wird in Sechstel geteilt, jedes Sechstel erneut eingepackt und abermals geschlagen, diesmal aber fünf Stunden. Die Arbeiter haben Wasseruhren, um zu wissen, wann ihr Gold fertig ist. In einer Schüssel Wasser schwimmt eine Kokosnussschale mit einem kleinen Loch und läuft langsam voll. Wenn die Kokosnuss versunken ist, ist die Zeit um. Die Uhr dient aber nur der Sicherheit, denn ein guter Goldschläger hört angeblich, wenn das Gold fertig ist. Die Unze Feingold hat sich nun in eine Fläche von etwa zwölf Quadratmeter verwandelt. Damit ist das Gold noch verhältnismäßig dick, etwa ein zehntausendstel Millimeter, aber es muss ja auch für die groben Finger der Gläubigen geeignet sein. Fachleute arbeiten mit Goldblättern, die noch dünner sind.
Wir tuckern mit dem Boot zur alten Königsstadt Mingun . Auch hier, im glitzernden Mandalay, ankern die Boote mittels Bambusstange mitten in der Botanik. Trotz der Armut in Burma sieht man allgemein wenig brutales Elend. Bei aller Not ist normalerweise alles sauber und ordentlich. Nicht so an diesem Hafen. Hier sieht es aus wie in Indien. Die Bettlermassen stürzen auf uns zu. Ich werde, ohne dass ich mich wehren kann, ausgiebig von einem kleinen Jungen betastet, der sehr mager ist und eine üble Hautkrankheit hat. Einerseits tut er mir sehr leid, andererseits ekle ich mich zu Tode, zumal ich die nächsten Stunden keine Waschmöglichkeit haben werde.
Die Bootsfahrt ist schön. Am Strand von Mingun stehen Ochsenkarren und warten als Taxis auf Kundschaft. Jedem, der sie fotografiert, knöpft der Besitzer einen Euro ab. Hier steht die größte unvollendete Pagode der Welt. Davon ist nur der Sockel fertiggestellt worden, aber der ist wirklich beeindruckend und schon von Weitem zu sehen. Irgendwann hat der Staat überlegt, ob er diesen Größenwahnsinn fortsetzt, doch nachdem ein Erdbeben den Sockel gespalten hat, waren alle Pläne hinfällig. Für diese Pagode ist auch die größte klingende Glocke der Welt gegossen worden. Der Baumeister wurde umgebracht, damit er keine noch tollere Glocke machen könne.
Weiterhin befindet sich hier die Hsinbyume -Pagode, die wie eine riesige, dekorierte Sahnetorte aussieht und von einem König zu Ehren seiner verstorbenen Frau gebaut worden ist. Die Pagode
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