Butterschmalz zum Fruehstueck
ich gar nicht so recht weiß, was mir bevorsteht. Ich vertraue aber darauf, dass es mir gut tun wird, und interessieren tut es mich ohnehin. Als Erstes streicht er mir das Frühstück. Stattdessen bekomme ich ein halbes Glas pures, flüssiges Butterschmalz zu trinken, das jeden Tag etwas voller sein wird. Ungerührt erklärt mir Dr. Franklin trotz meines entsetzten Blickes die außergewöhnliche Reinigungskraft von Butterschmalz und die dringende Notwendigkeit, diese Kraft auf meinen Körper wirken zu lassen.
Gegen meine chronische Bronchitis will er mir einen Tag eingeleitetes Erbrechen verordnen. Wird normalerweise bei Europäern nicht gemacht, weil das wellnessfixierte Waschlappen sind, die einen falschen Eindruck von Ayurveda haben. Das sagt er zwar nicht so, aber sein ganzes Mienenspiel lässt keinen Zweifel daran, dass er es so meint. Aber ich, ich werde das authentische Ayurveda kennenlernen.
17. März 2005
Vorwäsche fürs Körperinnere
Frühstück. Ein halb volles Glas Butterschmalz steht vor mir. Schon der erste Schluck schmeckt magenhebend. Dazu der Geruch! Es riecht an sich nicht schlecht, doch es riecht nach zu viel. Mein Körper sträubt sich, das Fett zu schlucken. Wird meine Leber nicht durchdrehen, wenn es nichts außer schierem Fett gibt? Ich quäle mich und leide bis zur Massage.
Deepa walkt mich wieder tüchtig durch, als wäre ich ein dreckiges Laken auf dem Waschbrett. Ein sehr dreckiges Laken. Sie wird mich die ganze Zeit betreuen. Am Ende der Einheit reibt sie mein Gesicht mit einer sehr wohlriechenden Salbe ein und verpasst mir eine äußerst angenehme Gesichtsmassage. Danach wieder Nasenreinigung und Milch mit Ghee.
Es gibt im Ayurveda drei Energieprinzipien, die Doshas. Sie kommen in jedem Menschen in einzigartiger und ursprünglich harmonischer Weise vor. Verschiebt sich das Gleichgewicht zwischen den Doshas, wird man auf Dauer krank. Sinn einer Ayurvedakur ist es, die Doshas wieder zu harmonisieren. Diese Doshas heißen Vata , Pitta und Kapha (sprich Kappa). Bei den meisten Menschen dominiert ein Dosha . Ich habe das Glück, ein Kapha -Typ zu sein. Kapha hat nämlich den vielfältigsten Speiseplan. Dazu zählen Fisch und Lamm, Kokosnüsse sind ausgesprochen empfehlenswert. Normalerweise ist eine ayurvedische Diät streng vegetarisch, Genussgifte sind verboten. Dafür habe ich das Pech, in nächster Zeit zum Frühstück das Glas Ghee trinken zu müssen, und das ist wirklich abartig.
Zusätzlich zum üblichen Durchgewalke bekomme ich heute eine Pulvermassage. Ich werde mit einem Zeug eingerieben, das wie Currypulver aussieht, welches dann synchron von zwei Masseurinnen in meinen Körper eingearbeitet wird. Das ist richtig toll. Aber obwohl ich seitdem zweimal geduscht habe, färbt meine Haut immer noch gelb ab.
Nach der Behandlung muss ich immer ein Glas Bananenstängellimo trinken. Schmeckt fad, aber mittlerweile finde ich es großartig, wenn's nichts Schlimmeres ist. Diese Art der Behandlung wird die nächsten Tage so weiter gehen. Überhaupt ist mein Behandlungsplan sehr heftig. Möglicherweise werde ich nicht mal kurze Ausflüge machen können. Jetzt zum Beispiel wirken die Ghee-Massen sehr anregend auf meine Verdauung, und ich sollte mich immer in der Nähe einer Toilette aufhalten. Ich kann also das Hotel kaum verlassen.
Dennoch bekommt man von dieser Insel der Seligen aus etwas vom echten Indien mit. Was mich schon immer auf den Prospektbildern irritiert hat, waren die Zäune und Tore. Warum ist alles so abgeschlossen? Ganz einfach. Die Strandhändler sind furchtbar aufdringlich. Das Hotel befindet sich in der Nähe des Fischerdorfes Vizhinjam . Und kaum, dass man aus dem Hotel tritt, überrennen sie einen förmlich. Wenn kein Zaun da wäre, würden sie die Anlage stürmen. Zusätzlich steht vor dem Tor noch ein Wachmann, an dem keiner vorbei kommt. Die Anlage ist sehr verwinkelt gebaut, weil alle Felsvorsprünge am Meer ausgenutzt werden. Kleine Bungalows stehen voneinander abgesetzt auf dem ganzen Areal. Um in mein Zimmer zu gelangen, muss ich etwa zehn Meter über den Strand gehen. Und da stehen die Händler immer und lauern auf mögliche Kundschaft. Der Versuch, sie zu verjagen, kümmert sie nicht. Sie bleiben einem einfach auf den Fersen. Deshalb ist der Strand nur für Hartgesottene.
Obwohl das Hotel ein ganzes Stück vom Dorf entfernt ist, bekommen wir was vom Leben draußen mit. Im Augenblick wird das Krishna-Festival gefeiert. Das heißt, morgens ab fünf bis in
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