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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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Alptraum.«
    Norrie schnaubte bloß. Seine Wut schien sich erschöpft zu haben. Jetzt klang er nur noch traurig. »Wir sitzen total in der Scheiße, Perry.«
    »Ich hab dir gesagt, dass ich mich drum kümmere, verstanden?« Ich machte meine Zimmertür leise zu und senkte die Stimme. »Hör zu. Sobald Gobi und ich auf dem Ball sind, wird sie sofort kapieren, was für ein Riesenfehler die ganze Sache war. Sie wird unmöglich länger dort bleiben wollen, und wir können garantiert um neun abhauen, spätestens. Ich bring sie nach Hause, zieh mich schnell um und bin immer noch rechtzeitig da. Okay?«
    Totenstille am anderen Ende. Seit sechs Jahren machten wir schon zusammen Musik, schrieben Songs und Texte. UnsereBand hatte schon eine lange Latte verschiedener Namen gehabt – erst waren wir Tennessee Jedi gewesen, dann Malibu Robot, dann stießen Sasha und Caleb dazu und wir benannten uns in Locker Room Bullies um, dann waren wir die Dialups, Skinflip, Barney Rubble und – ein paar elendige Wochen lang – Barn Swallow. Auf Inchworm hatte ich mich nur deswegen eingelassen, weil es der am wenigsten peinliche Name war, der Norrie bisher eingefallen war.
    »Du m-m-musst da sein«, sagte er ganz leise. »Ganz im Ernst, Alter. Da kommen vielleicht w-wi-wichtige Leute heute Abend. Aus der Branche.«
    »Glaubst du doch selbst nicht«, erwiderte ich.
    »Tu nicht so, Perry. Ich weiß genau, dass es dir nicht egal ist. Ich kenn dich doch. Wir sind jetzt seit der vierten Klasse befreundet, Mann.«
    »Ich bin da, garantiert«, sagte ich mit mehr Zuversicht in der Stimme, als ich in Wirklichkeit verspürte, und drückte ihn weg.
    ***
    Unten warteten Mom, Dad und Annie, um ein Riesentrara um meinen Smoking zu veranstalten. Ein noch größeres Trara machte Dad um die Überreichung des Jaguar-Schlüssels. Mom händigte mir die Schachtel mit der Ansteckblume aus, die ich Gobi ans Kleid pinnen sollte.
    »OMG.« Annie hielt sich den Mund zu und kicherte. »Du siehst wie ein totaler Oberstreber aus.«
    »Halt den Mund«, erwiderte ich. »Und OMG sagt man nicht.«
    »Das heißt ›Oh meine Güte‹. Ich habe Respekt vor Gott.«
    »Hör auf damit, Annie«, schaltete Mom sich ein. »Dein Bruder sieht hervorragend aus.«
    »Mensch, Mom, gib’s zu, er sieht aus wie ein totaler Trottel.«
    »Ich erinnere mich noch gut an
meinen
Abschlussball damals«, gab Mom zum Besten. Doch dann schien ihr wieder einzufallen, wie es damals auf
ihrem
Abschlussball gewesen war, und sie sagte nichts mehr.
    Etwas knarrte. Gobi kam die Treppe herunter. Auf dem Treppenabsatz blieb sie stehen und blickte mich an. Und wir starrten alle zu ihr hinauf.
    Meine Mom war die Erste, die ihre Stimme wiederfand. »Oh, Gobi«, sagte sie. »Du siehst aber … hübsch aus.«
    Gobi sah immer noch mich an, und ich wollte irgendwas sagen, aber es war auf einmal, als befände ich mich im freien Fall. Ich dachte nur eins:
Oh nein
.
    Ich starrte meine Mutter an. Wahrscheinlich war ich einfach davon ausgegangen, dass sie auch Gobi Ratschläge in puncto Ballkleid geben würde, weil sie mir mit dem Smoking geholfen hatte.
    Es war jedoch offensichtlich, dass absolut
niemand
Gobi bei ihrer Kleiderwahl geholfen hatte.
    Sie trug das Kleid nicht, sondern war vielmehr darin ersoffen. Ein konturloser, sackartiger Berg aus Leinen, mit Mustern bestickt, ging über in einen braunen Wollrock, der mit Streifen und Kleeblättern verziert und so lang war, dass man nicht mal ihre Schuhe sehen konnte. Außerdem hatte sie ein Kopftuch auf, das unter dem Kinn gebunden war. Über der Schulter baumelte eine riesige, selbst gemachte Tasche, die wie ein Tierfell mit aufgenähten Beutelchen, Riemchen und seltsamen Schnallenaussah. Sie war so abartig groß wie eine Reisetasche, sollte aber offenbar ihre Handtasche darstellen.
    »Ist die traditionelle Festtagstracht aus Litauen«, sagte sie in die Totenstille hinein. Mitten auf ihrem linken Brillenglas, direkt vor dem Auge, klebte ein Daumenabdruck. »Hat meine Mutter früher getragen.«
    »Tja, sehr hübsch«, sagte Mom.
    »Das ist nett, Mrs. Stormaire.«
    »Perry?« Mom streckte mir das Blumensträußchen hin. Ich ging rüber zu Gobi, öffnete die Sicherheitsnadel und versuchte eine Stelle zu finden, an der ich das Ding anbringen konnte. Ich war Gobi noch nie so nahe gewesen und roch unbekannte Seife und Waschmittel in den Kleidern. Meine Hände zitterten ein wenig, und ich piekte mir mit der Sicherheitsnadel in den Finger. »Au!« Ich zuckte zurück und

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