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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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brauche. Der Verdächtige heisst Anton Krotz. Sie sollen das Sondereinsatzkommando schicken. Hintereingang. Wenn du das gelesen hast, lache.
    Gretchen las die Notiz durch und lachte.
    »Der ist gut«, sagte sie.
    »Ich wusste, dass er dir gefällt.«
    Sie schaute Byrne in die Augen. »Ich hab die Schlagsahne vergessen«, sagte sie laut genug, aber nicht zu laut. »Bin gleich wieder da.«
    Gretchen ging in die Küche, ohne Eile an den Tag zu legen. Byrne trank noch einen Schluck Kaffee.
    Krotz hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Byrne wusste nicht, ob der Mann ihn erkannt hatte oder nicht. Er hatte Krotz damals vier Stunden lang verhört, und dabei war viel böses Blut geflossen. Es war sogar zu körperlicher Gewalt gekommen. Nach einer solchen Begegnung vergaß keiner der Beteiligten den anderen so schnell.
    Byrne durfte nicht zulassen, dass Krotz verschwand. Wenn er den Coffee Shop verließ, würde er untertauchen in der Anonymität der Stadt, und vielleicht würde sich eine solche Gelegenheit dann nie wieder bieten.
    Als Byrne dreißig Sekunden später den Blick nach rechts wandte, sah er Gretchen in der Küchentür stehen. Er konnte an ihrer Miene erkennen, dass sie den Anruf getätigt hatte. Byrne ergriff die Pistole und legte den Arm hinter den Rücken, sodass Krotz die Waffe nicht sehen konnte.
    In diesem Augenblick rief eine der beiden jungen Frauen: »Was!«
    Erschrocken fuhr Byrne auf seinem Hocker herum und schaute zu ihr hinüber. Die Frau telefonierte noch immer über ihr Handy und hatte offenbar auf irgendeine sensationelle Nachricht aus dem Freundeskreis reagiert.
    Als Byrnes Blick zurück zu Krotz wanderte, saß der nicht mehr auf seinem Platz.
    Er hatte eine Geisel.
    Die Geisel war die Frau aus der Nische hinter Krotz’ Platz. Krotz stand hinter der Frau, hatte ihr einen Arm um die Taille geschlungen und drückte ihr die Spitze eines Springmessers an den Hals. Die Frau war um die vierzig, zierlich und hübsch. Sie trug einen blauen Pullover, Jeans und Wildlederstiefel. An ihrem Finger steckte ein Ehering. Ihr Gesicht war verzerrt vor Todesangst und maßlosem Entsetzen.
    Der Mann, mit dem sie in der Nische gesessen hatte, saß noch auf seinem Platz, wie erstarrt. Irgendwo im Lokal fiel eine Tasse zu Boden und zerplatzte mit lautem Knall.
    Die Zeit dehnte sich wie in Zeitlupe, als Byrne mit der Waffe in der Hand vom Hocker rutschte und die Mündung auf Krotz richtete.
    »Nett, dich zu sehen, Detective«, sagte Krotz. »Du siehst so anders aus. Ein bisschen ... verwildert.«
    Krotz hatte glasige Augen. Methadon, schoss es Byrne durch den Kopf. Er erinnerte sich, dass Krotz drogensüchtig war.
    »Cool bleiben, Anton«, sagte Byrne.
    »Matt!« , schrie die Frau.
    Krotz schob das Messer näher an den Kehlkopf der Frau. »Halt’s Maul, Miststück!«, zischte er und bewegte sich mit der Geisel in Richtung Ausgangstür. Byrne sah Schweißperlen auf Krotz’ Stirn.
    »Hör zu«, sagte Byrne. »Ich will nicht, dass was passiert ...«
    »Ach ja?«, rief Krotz. »Warum zielst du dann mit der Knarre auf mich, du Scherzkeks?«
    »Du weißt doch, wie das läuft, Anton.«
    Krotz’ Blick glitt über seine Schulter und dann zurück zu Byrne. Die Stille tat in den Ohren weh. Die Sekunden dehnten sich.
    »Du willst doch nicht, dass ich die Maus hier vor den Augen der halben Stadt absteche?« Krotz knetete mit der freien Hand die Brust der Frau. »So einer bist du doch nicht, oder?«
    Byrne drehte sich rasch um. Eine Hand voll Passanten schaute durch das große Fenster zur Straße ins Lokal. Die Leute hatten erkennbar Angst, doch ihre Furcht schien nicht so groß zu sein wie ihre Sensationsgier. Sie waren mitten im Reality-TV gelandet. Zwei telefonierten sogar über Handy. Das hier würde ein richtiges Medienereignis. Vielleicht floss sogar Blut.
    Byrne ließ die Waffe nicht sinken. »Sag schon, Anton. Was hast du vor?«
    »Ich würde die Tussi gerne flachlegen, aber der Zeitpunkt ist ein bisschen ungünstig.« Krotz lachte schrill und laut. Seine gelben Zähne, die an den Hälsen schwarz waren, wurden entblößt. Die Frau begann zu schluchzen.
    »Was hast du vor?«, wiederholte Byrne seine Frage.
    »Ich will hier raus, du Arsch. Was sonst?«
    »Aber du weißt, dass es nicht so weit kommt, oder?«
    Krotz packte seine Geisel fester. Byrne sah, dass die scharfe Schneide des Messers eine dünne rote Linie auf die Haut der Frau malte.
    »Ich wüsste nicht, wie du mich daran hindern könntest, Detective«, sagte Krotz.

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