BZRK Reloaded (German Edition)
hinaus.
Die Präsidentenlimousine war ein Panzer, nur dass sie nicht so aussah. Man konnte den ganzen Tag Kugeln auf sie abfeuern. Man konnte eine Panzerfaust darauf abfeuern, und sie würde einfach weiterfahren.
Die Limousine hatte ein abgeschirmtes Kommunikationssystem, ihre eigene Sauerstoffversorgung und einen Vorrat vom Blut der Präsidentin für den Fall, dass eine Notfalltransfusion nötig wurde.
Der Fahrer war ein ehemaliges Mitglied der Spezialeinheit der US Navy und besaß mehr Medaillen, als er sich merken konnte. Agenten des Geheimdiensts saßen vorn und hinten auf den Beifahrersitzen und in einem Geländewagen, der vorausfuhr, sowie in einem, der nachfolgte. Jeder von ihnen würde sein Leben für die Präsidentin der Vereinigten Staaten geben.
Niemand auf der Welt war besser beschützt.
Und doch …
Ginny Gastrell machte sich Sorgen, große Sorgen um ihre Chefin.
Gastrell war sechsundfünfzig Jahre alt, eins sechzig groß, eine ehemalige Angreiferin der Basketballfrauenmannschaft der Duke University, und sie sah ein wenig aus wie Camilla Parker Bowles. Sie war dreimal verheiratet und dreimal geschieden und hatte weder Kinder noch Hobbys. Sie war der Präsidentin treu, ihrer Partei sogar noch treuer, und am treusten war sie sich selbst.
Auf dem Schoß von Helen Falkenhym Morales lag ein Schriftstück. Die Redenschreiber des Weißen Hauses hatten schließlich etwas für sie verfassen müssen. Alles, was sie selbst zustande gebracht hatte, war sinnloses Gebrabbel gewesen.
Ronald Reagan war noch im Amt gewesen, als er die ersten Anzeichen von Alzheimer gezeigt hatte.
Woodrow Wilson war nach einem Schlaganfall völlig handlungsunfähig gewesen und von seiner Frau gedeckt worden.
Selbst von Lincoln war bekannt, dass er unter Depressionen gelitten hatte.
Doch das hier war etwas anderes. Das war etwas ganz anderes. Mit der Präsidentin stimmte etwas nicht. Und nun spielte Ginny Gastrell die Rolle, die einst Mrs Wilson und zu einem geringeren Grad auch Mrs Reagan gespielt hatte. Gastrell schirmte die Präsidentin absichtlich ab, damit nichts ans Licht kam.
Dieses Video, dieses verfluchte Video dieser Anonymous-Widerlinge. Das war der Tropfen gewesen, der Morales’ Fass schließlich zum Überlaufen gebracht hatte. Helen Falkenhym Morales – Mutter Titanium hatte ein Kritiker sie getauft. Hart. Furchtlos. Entschlossen. Brillant.
Und sieh sie dir jetzt an. Sieh sie dir jetzt an.
Langsam zerknüllte die Präsidentin die Blätter in ihrer Faust. Dann ließ sie sie wieder los. Zerknüllte sie und ließ wieder los.
Es würde bestimmt besser werden, wenn MoMo erst einmal unter der Erde wäre. Das war es, das war die Sache, die die Präsidentin so aus der Fassung gebracht hatte.
Sie brauchte nichts weiter zu tun, als in der ersten Reihe der National Cathedral zu sitzen. Den Rednern zuzuhören. Zu nicken. Dann eine Rede zu halten, ihre Traueransprache.
Dann würde alles wieder normal werden.
Nein, wird es nicht, meldete sich ein Flüstern in Gastrells Kopf. Die Chefin ist verrückt. Die Chefin hat den Verstand verloren. Du solltest den Vizepräsidenten ins Vertrauen ziehen. Agnelli war zwar ein rückgratloser Idiot, aber er war besser als eine Verrückte.
Ein einziger, kleiner Gottesdienst.
Eine einzige, kleine Rede.
»Kommen Sie schon, Boss«, flüsterte Gastrell vor sich hin. »Eine Stunde, dann haben Sie es überstanden.«
Sie blickte hinaus und sah, wie die Massen die Straßen säumten, um die Präsidentin vorbeifahren zu sehen. Und sie sah das Transparent: WIR WISSEN, DASS SIE ES GETAN HABEN.
Vincent hielt dem Wasserangriff stand. Es war nicht das erste Mal, dass er einen verzweifelten Versuch, ihn abzuschütteln, über sich hatte ergehen lassen.
Und er war dabei noch nie geschlagen worden.
Er krallte sich an die feinen Härchen an Bug Mans Kinn.
Warum war ihm dieser Name eingefallen? Bug Man. Wegen der finsteren Geschöpfe in seinem Alternativ-Universum? Hatte er es von ihnen gehört?
Bug Man. Mit dem Namen verband er etwas, aber er konnte es nicht genau sagen. Er wusste nur, dass dieser Bug Man das Spielfeld war, er war der Hintergrund und gleichzeitig der Gegner.
Der Rasierer war keine Gefahr, sondern eine Gelegenheit. Als sich die Klinge, die den Horizont ausfüllte, herabsenkte, ließ er seine Bioten an deren Ende zum Plastikrahmen laufen und hinaufspringen.
Die Klinge fuhr abwärts und abwärts, doch schließlich hob sie sich durch die Luft, schwindelerregend, bevor sie wieder
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