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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Er ließ den frischen Fang ins Wasser zurückfallen. Ein elektronischer Köder hätte mehr Fische angezogen als er tragen konnte, aber ein solches Gerät hätte im Verein mit Haken und Schnur unpassend gewirkt. Mustapha hatte Freude daran, auf traditionelle Art zu fischen. Er fischte nicht, um sich Nahrung zu beschaffen, sondern weil es ihm Freude machte.
    Gelegentliche Blitze beleuchteten den dunklen Unterleib der Gewitterfront und bildeten Entwässerungssysteme für den Himmel. Der grelle Schein der Blitze verwandelte die Wellenkämme in Kerzenflammen. Er wußte, daß diese Entladungen mehr Hitze als Wut mit sich trugen. Ihre Frequenz verriet ihm, daß das Gewitter nicht lange dauern würde. Jetzt war nicht die Zeit der schweren Regenfälle.
    Immer noch benetzten ihn gelegentliche Tropfen. Er war auf dem Dock allein. Dreißig Minuten, dachte er, dann kommt die Sonne wieder heraus. Allerhöchstens dreißig Minuten. Vielleicht habe ich dann mehr Glück.
    So blieb er sitzen, mit seinen Shorts und seinem Schnurrbart, und wartete geduldig, daß etwas anbiß. Einige fanden, daß sich Pose und Tätigkeit für den Computerplaner-Emeritus der Stadt nicht geziemten, aber das machte Mustapha nichts aus. Er war weise genug, um zu wissen, daß Verrücktheit und Alter eine Vielfalt von Exzentrizitäten entschuldigen, und er hatte von beidem etwas.
    Einige schnittige und doch breitrümpfige, verlassene Sammelschiffe waren zwei Docks von ihm entfernt vertäut. Zwei magnetisch verankerte Gleiter tanzten zu seiner Rechten in den Wellen. Ihre Mannschaften hatten Landurlaub, weilten entweder bei ihrer Familie oder vergnügten sich im Erholungszentrum der Stadt.
    Mustapha war ein durchaus liebesfähiger, aber kompromißloser Typ und hatte in seinen frühen Jahren versucht, mit zwei verschiedenen Frauen zu leben. Sie hatten ihm mehr Narben hinterlassen als all die fleischfressenden Geschöpfe, mit denen er gekämpft hatte, um den Fang der Stadt zu vergrößern.
    Ein neues, kräftigeres Zerren riß ihn aus seinen Träumen. Er sah auf die Stelle, wo die Schnur im Wasser verschwand. Da war das Zupfen wieder, drängend, hartnäckig. Jetzt beugte sich die Antennenstange in einem weiten Bogen seewärts, und ihre Spitze wies wie ein Jagdhund ins Wasser.
    Mustapha hielt sich an der Metallstange fest und begann, an der selbstgemachten Kurbel zu drehen. Das war eine Menge Schnur, und sie verhielt sich höchst seltsam. Es war gerade, als hätte sich etwas in die Leine selbst verwickelt und zöge gar nicht am Haken.
    Im dunklen Wasser war undeutlich eine Silhouette sichtbar. Was immer es auch war, es bewegte sich sehr schnell. Jetzt kam es näher, wuchs, bis es fast zu groß war. Die Augen des alten Mannes weiteten sich über dem grauen Schnurrbart. Er warf die Stange und die mühsam angefertigte Rolle weg. Die Angel prallte auf dem auf- und abhüpfenden Pier auf, ehe sie ins Wasser fiel.
    Mustapha ignorierte sie und rannte zur Stadt zurück. Seine lauten Rufe wurden vom plötzlichen Aufbrüllen der Verteidigungssirenen der Stadt übertönt. Er schaffte es nicht einmal bis zum Ende des Piers. Aber das hätte auch keinen Unterschied gemacht.
    Zwei Tage später kehrten die ersten Boote der wandernden Fischflotte von Rorqual Towne zurück. Ein Sammler, mehrere Köpfe hoch, mit magischen Coreenpflanzen und vielen Kisten mit Dauer-Slesetgewürz beladen. Doch das, was sie nicht fanden, machte den Wert der Ladung für die Männer und Frauen der Mannschaft bedeutungslos.
    Obwohl sie immer wieder besorgt und mit Tränen in den Augen über der Swinburne-Untiefe hin- und herkreuzten, fanden sie keine Spur von Mustapha Ali. Auch ihre Familien fanden sie nicht und ihre Lieben, sie fanden keinen einzigen der einstmals achthundert Bewohner von Cachalot.
    Zerschlagene Möbel, Haushaltsgegenstände, ein paar Kleiderfetzen und Fragmente von Häusern, in die sich Brocken von grau-weißem Eierschalenpolymer mischten, war alles, was von der Stadt übriggeblieben war. Das, ein Rätsel, und die Erinnerung einstmals vergnügten Lebens.
    Und für einige auf den leidbeladenen Booten war das Schlimmste von allem das Wissen, daß dies nicht das erstemal war…
    Weit, weit über der grünen Seefläche, die einst Rorqual Towne eingenommen hatte, bewegte sich ein riesiges, lautloses Gebilde, stumm, in einem viel weiteren Ozean. Die Insassen des kugelförmigen Metallkörpers waren in Zeit und Raum von jener ozeanischen Tragödie weit entfernt.
    Ein vergleichsweise winziger,

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