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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einen Menschen von Bildung, eingeschoben war, ganz ernst.
    »Ich habe mein Auge auf dich geworfen, Anselm, du sollst ein Großhandelshaus der Drogerie in der Rue des Lombards gründen«, sagte Birotteau. »Ich werde dein stiller Gesellschafter sein und dir das nötige Geld vorstrecken. Nach dem Comagenöl werden wir es auch mit Vanillenessenz und mit Pfefferminzgeist versuchen. Kurz, wir wollen gegen die Drogerie losgehen und ihre Fabrikation umgestalten, indem wir die Produkte statt im Naturzustand als konzentrierte in den Handel bringen. Bist du nun zufrieden, du ehrgeiziger Junge?«
    Anselm vermochte nicht zu antworten, so erregt war er, aber seine Augen, die voll Tränen waren, antworteten für ihn. Das Anerbieten schien ihm von väterlicher Nachgiebigkeit diktiert zu sein und zu sagen: Verdiene dir Cäsarine, indem du reich und angesehen wirst.
    »Herr Birotteau,« erwiderte er endlich, wobei er dessen Erregung für Erstaunen hielt, »auch ich werde Erfolg haben!«
    »Genau so war ich,« rief der Parfümhändler aus, »genau so habe ich gesprochen. Wenn du auch meine Tochter nicht erringen solltest, so wirst du jedenfalls ein Vermögen erwerben. Nun, mein Junge, was hast du denn?«
    »Lassen Sie mich wenigstens hoffen, daß, wenn ich das eine erwerbe, ich auch die andere erhalten werde.«
    »Zu hoffen kann ich dir nicht verbieten«, sagte Birotteau, gerührt von dem Ton, in dem Anselm sprach.
    »Also, Herr Birotteau, darf ich schon heute alle Schritte tun, um ein Geschäftslokal zu finden und so schnell als möglich anzufangen?«
    »Jawohl, mein Kind. Morgen wollen wir beide uns in der Fabrik einschließen. Bevor du nach der Rue des Lombards gehst, frag doch mal bei Livingston an, ob meine hydraulische Presse morgen in Gang gesetzt werden kann. Heute abend wollen wir um die Essensstunde zu dem berühmten lieben Herrn Vauquelin gehen und ihn um Rat bitten. Dieser Gelehrte studiert augenblicklich die Zusammensetzung des Haars und untersucht, welches die farbegebende Substanz ist, wo sie herkommt und woraus das Gewebe des Haars besteht. Darauf beruht alles, Popinot. Meine Erfindung wirst du kennen lernen, und es handelt sich nur noch darum, sie klug auszubeuten. Bevor du zu Livingston gehst, mußt du dich übrigens noch zu Pieri Bérard begeben. Die Uneigennützigkeit des Herrn Vauquelin ist einer der großen Schmerzen meines Lebens, mein Kind: er will durchaus nichts von mir annehmen. Glücklicherweise habe ich von Chiffreville erfahren, daß er eine heilige Jungfrau der Dresdener Gallerie, und zwar den Stich eines gewissen Müller, gern haben möchte, und nach zweijähriger Korrespondenz mit Deutschland hat Bérard endlich ein Exemplar aufgetrieben, ein Avant la lettre auf chinesischem Papier; es kostet fünfzehnhundert Franken, mein Junge. Das soll unser Wohltäter heute in seinem Vorzimmer, wenn er uns hinausbegleitet, vorfinden; überzeuge dich auch, daß es gerahmt ist. Wir, meine Frau und ich, werden auf diese Weise in seiner Erinnerung bleiben; was die Dankbarkeit anlangt, so beten wir seit sechzehn Jahren täglich für ihn zum lieben Gott. Ich selbst, ich werde seiner niemals vergessen; aber diese in die Wissenschaft vergrabenen Gelehrten, Popinot, vergessen alles, ihre Frauen, ihre Freunde und die ihnen zu Dank Verpflichteten. Wir, mit unserer schwachen Intelligenz, wir können wenigstens ein warmes Herz haben. Aber diese Herren von der Akademie, bei denen ist alles Gehirn, du wirst dich davon überzeugen; in der Kirche sind sie niemals zu treffen. Herr Vauquelin ist beständig in seinem Arbeitszimmer oder in seinem Laboratorium, ich hoffe, daß er bei seinen Analysen wenigstens an Gott denkt. Also das ist abgemacht, ich gebe dir das Geld, du bekommst das Rezept meiner Erfindung und ich bin zur Hälfte beteiligt, eines Vertrages bedarf es zwischen uns nicht. Und nun wollen wir auf den Erfolg hoffen! Wir werden unsre Flöten schon stimmen. Also lauf, mein Junge, ich gehe jetzt ins Geschäft. Hör mal, Popinot, ich gebe in drei Wochen einen großen Ball, laß dir einen Frack machen, damit du schon als selbständiger Kaufmann auftreten kannst ...«
    Dieser Zug von Güte rührte Popinot derart, daß er die dicke Hand Cäsars ergriff und sie küßte. Der gute Mann hatte den Liebenden durch diese Äußerung glücklich gemacht, und Verliebte sind zu allem fähig.
    »Armer Kerl,« sagte Birotteau, als er ihn quer durch den Tuileriengarten wegeilen sah, »wenn ihn Cäsarine vielleicht doch lieb hatte? Aber er

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