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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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hinkt doch und hat rote Haare, und die jungen Mädchen sind doch so empfindlich; nein, ich glaube nicht, daß Cäsarine ... Und dann die Mutter, die sie an einen Notar verheiraten will. Alexander Crottat würde sie zu einer reichen Frau machen, und Reichtum macht alles erträglich, dem Elend aber hält kein Liebesglück stand. Na, ich bin ja entschlossen, meine Tochter selbst über ihre Hand verfügen zu lassen, wenn sie nicht gerade eine unsinnige Sache will.«
    Birotteaus Nachbar war ein kleiner Kaufmann, der mit Regenschirmen, Sonnenschirmen und Stöcken handelte; er hieß Cayron, stammte aus dem Languedoc, machte schlechte Geschäfte und hatte sich schon mehrmals von Birotteau helfen lassen. Es war ihm sehr lieb, seinen Laden verkleinern und dem reichen Parfümhändler die beiden Zimmer im ersten Stock abtreten und seinen Mietzins entsprechend verringern zu können.
    »Also, lieber Nachbar«, sagte Birotteau in familiärem Tone, als er bei dem Schirmhändler eintrat, »meine Frau ist mit der Vergrößerung unseres Geschäftslokals einverstanden! Wenn Sie wollen, können wir um elf Uhr zu Herrn Molineux gehen.«
    »Mein verehrter Herr Birotteau«, erwiderte der Schirmhändler, »ich habe bisher nichts von Ihnen für diese Abtretung beansprucht, aber Sie wissen ja, ein guter Kaufmann muß aus allem Geld schlagen.«
    »Oho,« antwortete der Parfümhändler, »ich bin nicht so reich, wie Sie denken. Ich weiß auch noch nicht, ob mein Architekt, den ich erwarte, die Sache für durchführbar halten wird. Bevor wir uns dazu entschließen, hat er mir gesagt, müssen wir uns erst überzeugen, daß die Fußböden das gleiche Niveau haben. Dann muß Herr Molineux zustimmen, daß wir die Mauer durchbrechen; ist es eine Grenzmauer? Endlich muß ich bei mir die Treppe verschieben, damit der Treppenabsatz fortkommt und eine Zimmerflucht hergestellt wird. Das alles wird sehr viel Geld kosten, und ich will mich doch nicht ruinieren.«
    »Ach, Herr Birotteau,« sagte der Südfranzose, »ehe Sie ruiniert sind, muß die Sonne mit der Erde Kinder gekriegt haben.«
    Birotteau streichelte sein Kinn, hob sich auf die Fußspitzen und ließ sich dann auf die Hacken zurückfallen.
    »Übrigens«, begann Cayron wieder, »verlange ich ja nichts anderes, als daß Sie mir diese Papiere hier abnehmen sollen ...«
    Und er präsentierte ihm ein kleines Paket, das aus sechzehn Wechseln über zusammen fünftausend Franken bestand.
    »Ach so«, sagte der Parfümhändler, »Kleinzeug, zwei Monate, drei Monate ...«
    »Nehmen Sie sie wenigstens zu sechs Prozent«, sagte der Händler in demütigem Tone.
    »Bin ich etwa ein Wucherer?« erwiderte Birotteau vorwurfsvoll.
    »Mein Gott, lieber Herr, ich war schon bei Ihrem früheren Kommis du Tillet; er wollte sie um keinen Preis nehmen, wahrscheinlich wollte er herausbekommen, wieviel ich von dem Betrage ablassen würde.«
    »Die Namen hier sind mir ganz unbekannt«, sagte der Parfümhändler.
    »Ach, wir haben beim Schirm- und Stockhandel so merkwürdige Namen, das sind Kolporteure!«

»Nun, ich werde zwar nicht alle nehmen, aber mit den kurzfristigen wird es sich machen lassen.«
    »Ach, lassen Sie mich doch nicht wegen der tausend Franken mit vier Monat Sicht hinter den Blutsaugern herlaufen, die uns das Letzte von unserm Nutzen wegnehmen, nehmen Sie doch alle, lieber Herr Birotteau. Ich kann so wenig diskontieren, ich habe keinen Kredit, das ruiniert uns Kleinhändler.«
    »Also gut, ich nehme sie, Cölestin wird die Abrechnung machen. Also auf elf Uhr, halten Sie sich bereit. Da kommt ja mein Architekt, Herr Grindot«, fügte der Parfümhändler hinzu, als er den jungen Mann erscheinen sah, mit dem er sich am Abend vorher bei Herrn von Billardiere verabredet hatte. »Sie sind, gegen die Gewohnheit genialer Menschen, pünktlich, Herr Grindot«, sagte Cäsar zu ihm, indem er seine höchste kaufmännische Liebenswürdigkeit entfaltete. »Wenn die Pünktlichkeit, nach dem Worte jenes Königs, der ein ebenso geistvoller Mann wie ein großer Politiker war, die Höflichkeit der Könige ist, so bedeutet sie auch für die Kaufleute ein Vermögen. Zeit ist Geld, das gilt besonders für euch Künstler. Die Architektur ist die Vereinigung aller Künste, habe ich mir sagen lassen. Wir wollen nicht durch den Laden gehen«, sagte er und zeigte auf einen Nebeneingang.
    Herr Grindot, der vor vier Jahren den Grand Prix der Architektur davongetragen hatte, war eben aus Rom, nach dreijährigem Aufenthalt auf

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