0863 - Die Sirene von Atlantis
Zumindest vor menschlichen Angriffen, denn dem menschlichen Auge waren die Flammenden Steine verborgen geblieben.
Sie lagen geschützt irgendwo in Mittelengland, waren aber nicht sichtbar.
Die dunkelhaarige Frau war keineswegs beruhigt, als sie nach einer Weile keinen unbekannten Laut vernommen hatte.
Im Gegenteil, die innere Uhr konnte sie nicht getäuscht haben, und so rollte sie sich von ihrem Lager auf die Seite, um aufzustehen…
Sie, Myxin, der Magier, und der Eiserne Engel schliefen und bewohnten eine große Blockhütte inmitten dieses Kleinods, das von vier mächtigen, säulenartigen und magischen Steinen geprägt wurde. Ihretwegen hatte dieses Gebiet auch den Namen flaming stones bekommen. Wenn sich die Steine einmal mit magischer Energie füllten, dann glühten sie auf, als befände sich Feuer in ihnen.
Kara stand.
Sie schaufelte ihr langes Haar zurück. Als Schlafgewand trug sie ein langes, fast durchsichtiges Etwas, das bis zu den Knöcheln reichte, darunter nur einen Slip. Ohne es zu wollen, bot Kara einen aufregenden Anblick.
Sie ging auf die Tür zu, öffnete sie und trat hinaus in die Nacht.
Bevor sie die Tür schloß, warf sie noch einen Blick zurück. Die Umrisse der beiden anderen malten sich in ihren Betten ab. Einmal der kleine des Magiers, zum anderen der wesentlich größere des Eisernen Engels.
Es war eine Nacht, in der Kara nichts auffiel. Sie hörte das Murmeln des Bachs, dessen kristallklares Wasser mitten durch das Gebiet der Flammenden Steine floß, und sie sah auch die Schatten der mächtigen Säulen, die sich vor der Dunkelheit abhoben.
Zwischen ihnen befand sich die eigentliche magische Zone der Flammenden Steine. Zwar schützte die Magie auch das übrige Gebiet, aber zwischen den Steinen war sie besonders intensiv, so stark, daß oft genug die Regeln der Physik aufgehoben wurden und Zeiten, wenn die Steine aktiviert wurden, zusammenschmolzen.
Da gelang es dann, in die Vergangenheit hineinzuschauen und sie sogar in die Gegenwart zu holen, denn all dies hing mit der fernen Kraft eines längst versunkenen Kontinents zusammen, mit Atlantis, wo die Steine einmal ihren Ursprung gehabt hatten.
Atlantis war vergangen, zurück waren Reste geblieben, verteilt auf der Welt, und nicht nur unsichtbar bei den Flammenden Steinen.
Es gab in diesem Gebiet so gut wie keine Jahreszeiten. Alles lief glatt und wunderbar ab. Die atlantische Magie hatte so etwas wie ein kleines Paradies geschaffen, und das wurde nun von den drei hier ansässigen Personen weidlich ausgenutzt.
Sie fühlten sich als Kämpfer der guten, wenn auch manchmal verlorenen Rasse. Denn nicht nur das Positive aus dem alten Kontinent hatte überlebt, leider auch viel Negatives, deshalb waren die drei immer wieder auf der Hut, um auch ihre menschlichen Freunde um John Sinclair warnen zu können, wenn es zu einer Auseinandersetzung kam.
Kara, die Schöne aus dem Totenreich, die mehr als zehntausend Jahre verschollen gewesen war, verfügte über sehr sensible Antennen für gewisse Vorfälle. Auch hier war sie nicht ohne Grund aus dem Schlaf erwacht. Es mußte etwas vorgefallen sein, das ihr Unterbewußtsein gewarnt hatte.
Aber was?
Einige Schritte vor dem Eingang der Blockhütte war sie stehengeblieben. Sie trug keine Schuhe. Ihre Füße verschwanden im hohen Gras. Sie legte den Kopf zurück, um zum Himmel zu schauen, doch auch er gab ihr kein Zeichen. Er war dunkel, und bei genauerem Hinsehen entdeckte sie die dünnen Wolkenfelder, die sich vor das Blaugrau geschoben hatten.
Was und wo war es passiert?
Kara konzentrierte sich auf die Steine. Es war für sie die einzige Möglichkeit. Sie mußten etwas empfangen haben, ein Signal, einen magischen Funkspruch, möglicherweise aus einer fernen Vergangenheit, und die Steine hatten ihn zu ihr weitergeleitet, so intensiv, daß sie aus dem Tiefschlaf erwacht war.
Sie ging hin. Nicht sehr schnell, sondern zögernd, abwartend und vorsichtig, als könnte sie jeden Augenblick durch irgendeine Aktion überrascht werden.
Karas Sorgen waren unbegründet. Niemand griff sie an. Es passierte auch sonst nichts, die Stille wurde nicht unterbrochen. Die Nacht behielt ihre Geheimnisse für sich.
Die Steine bildeten ein Quadrat. Und sie waren durch diagonal laufende Linien miteinander verbunden, die allerdings nur dann sichtbar wurden, wenn sich die Steine magisch aufluden und somit aktiviert wurden.
In dieser Nacht war das nicht geschehen.
Still ragten sie in die Dunkelheit hinein, als
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