Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)
wählenden Farben verständigen, damit das Ganze sich einheitlich und geschmackvoll präsentiert.«
»Herr Braschon, Rue Saint-Antoine, empfängt meine Aufträge«, sagte der Parfümhändler mit der Würde eines Herzogs.
Der Architekt schrieb sich die Adresse in eins jener kleinen Notizbüchelchen, die immer das Geschenk einer hübschen Frau sind.
»Also ich verlasse mich auf Sie, Herr Grindot«, sagte Birotteau. »Warten Sie nur noch so lange, bis ich die Mietszession wegen der beiden Nachbarzimmer erledigt und die Erlaubnis zum Durchbrechen der Mauer erhalten habe.«
»Schreiben Sie mir darüber heute abend ein paar Zeilen«, sagte der Architekt. »Heute nacht werde ich die Pläne entwerfen, wir arbeiten doch noch lieber für die Bourgeois als pour le roi de Prusse, das heißt für uns. Ich werde jedenfalls schon die Maße nehmen und die Höhe, die Dimensionen der Bilder und die Entfernungen zwischen den Fenstern feststellen ...«
»Aber wir müssen an dem festgesetzten Tage fertig sein,« begann Birotteau wieder, »sonst kann nichts daraus werden.«
»Es wird eben sein müssen«, sagte der Architekt. »Es wird nachts gearbeitet werden, wir werden den Anstrich künstlich trocknen; lassen Sie sich nur nicht von den Unternehmern übervorteilen, machen Sie die Preise vorher ab, und überzeugen Sie sich, daß sie innegehalten werden.«
»Paris ist doch der einzige Ort in der Welt, wo man solch eine Sache wie mit dem Zauberstabe ins Leben rufen kann,« sagte Birotteau mit einer asiatischen Geste wie in ›Tausend und einer Nacht‹. »Sie werden mir die Ehre erweisen, zu meinem Ball zu kommen, Herr Grindot. Nicht alle genialen Menschen teilen die Mißachtung, mit der man den Handelsstand überhäuft; Sie werden da sicher einen Gelehrten erster Klasse, Herrn Vauquelin von der Akademie, finden; ferner Herrn von Billardière, den Herrn Grafen von Fontaine, Herrn Lebas, den Richter und Präsidenten des Handelsgerichts; von höheren Beamten den Herrn Grafen von Grandville vom obersten Gerichtshof, Herrn Popinot vom Gericht erster Instanz, Herrn Camusot vom Handelsgericht und Herrn Cardot, seinen Schwiegervater ... und endlich, vielleicht, den Herrn Herzog von Lenoncourt, den ersten Kammerherrn des Königs. Ich habe meine Freunde eingeladen, einmal ... um die Räumung des Landes zu feiern ... dann wegen ... meiner Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion ...« – Grindot machte eine eigenartige Gebärde. – »Vielleicht ... habe ich mich dieser ... Auszeichnung und der ... allerhöchsten Gnade würdig gezeigt .... als Mitglied des Handelsgerichts und als Kämpfer für die Bourbonen auf den Stufen von Saint-Roch, wo ich am 13. Vendémiaire von Napoleon verwundet wurde. Diese Verdienste ...«
In diesem Augenblick kam Konstanze im Morgenrock aus Cäsarinens Schlafzimmer, wo sie sich angekleidet hatte; ihr erster Blick auf Cäsar brachte den Redefluß ihres Mannes sofort zum Stillstand, der nun nach einer einfacheren Wendung suchte, um seinem Nächsten seine Bedeutung in bescheidener Weise klarzumachen.
»Da bist du ja, mein Herz, das hier ist Herr von Grindot, ein ausgezeichneter junger Mann und ein hervorragender Künstler. Der Herr ist der Architekt, den uns Herr von Billardière für die Ausführung unsrer ›kleinen‹ Umänderungen hier empfohlen hat.«
Der Parfümhändler versteckte sich bei diesen Worten hinter seiner Frau und machte dem Architekten ein Zeichen, indem er bei dem Worte »klein« den Finger auf den Mund legte, was der Künstler verstand.
»Konstanze, der Herr will jetzt die Maße der Räume nehmen, laß ihn das machen, meine Liebe«, sagte Birotteau und drückte sich auf die Straße.
»Wird das denn sehr teuer werden?« sagte Konstanze zu dem Architekten.
»Nein, gnädige Frau, sechstausend Franken, so ungefähr ...«
»So ungefähr!« rief Frau Birotteau aus. »Ich bitte Sie, lieber Herr, fangen Sie nicht an, bevor nicht ein Anschlag und eine unterzeichnete feste Abmachung vorliegen. Ich kenne die Art der Unternehmer; sechstausend, das will heißen: zwanzigtausend. Wir sind nicht in der Lage, unsinnige Ausgaben machen zu können. Ich bitte Sie, lassen Sie meinem Manne, der ja natürlich darüber zu bestimmen hat, Zeit zum Überlegen.«
»Gnädige Frau, der Herr Beigeordnete hat mir aufgegeben, die Räume binnen drei Wochen fertigzustellen; wenn wir jetzt zögern, so werden Sie Ausgaben haben, ohne ein Resultat zu erzielen.«
»Zwischen Ausgaben und Ausgaben ist ein Unterschied«, sagte die
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