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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Jean und Kayette ihre Erlebnisse erzählen. Die Scholle, auf der sie zwischen den Eisbergen verschwunden, war in westlicher Richtung weitergetrieben… Jean hielt die junge Indianerin in seinen Armen, aus Furcht, daß sie durch die Stöße zu Boden geschleudert werden könnte… Sie hatten keine Lebensmittel, sie würden Stunde um Stunde obdachlos sein, aber sie waren doch wenigstens beisammen… An einander geschmiegt, würden sie vielleicht weder Kälte noch Hunger spüren… Die Nacht brach an… Wenn sie sich auch nicht sehen konnten, so hörten sie sich doch…
     

    Die Stunden vergingen in beständigem Bangen. (Seite 222.)
     
    Die Zeit verrann unter immerwährender Todesangst, da das Meer sie jeden Augenblick verschlingen konnte… Dann erschienen die bleichen Schimmer des Tages wieder, und fast gleichzeitig stießen sie an das Eisfeld… Jean und Kayette wagten sich auf die ungeheure Eisfläche; sie schritten lange vorwärts, bis sie die Kotelnii-Insel erreichten und den Eingeborenen in die Hände fielen.
    »Und du sagst, Jean,« fragte Herr Sergius, »daß sie hier noch andere Schiffbrüchige gefangen halten?«
    »Ja, Herr Sergius,« antwortete Jean.
    »Ihr habt sie gesehen?«
    »Nein, Herr Sergius,« erwiderte Kayette, »aber ich verstand die Eingeborenen, da sie russisch sprechen, und sie erwähnten zweier Matrosen, die in ihrem Dorfe zurückgehalten werden.«
    In der That ist das Idiom der nordsibirischen Stämme das Russische, und so würde Herr Sergius sich mit den Liakhoff-Insulanern verständigen können. Aber was stand von diesen Räubern zu hoffen, die, aus den ziemlich volkreichen Provinzen an den Flußmündungen verdrängt, sich auf die neusibirischen Inseln zurückgezogen haben, wo die moskowitische Verwaltung keine Macht über sie besitzt.
    Herr Cascabel war ganz außer sich seit seiner Gefangennehmung. Er sagte sich, nicht ohne Grund, daß die Belle-Roulotte von diesen Schurken entdeckt, geplündert, vielleicht gar zerstört werden würde. In der That, es war kaum der Mühe wert, dem Eisbruch in der Beringstraße zu entrinnen, um diesem »Polargesindel« in den Weg zu laufen!
    »Höre, Cäsar,« sagte Cornelia zu ihm; »beruhige dich!… Es hilft nichts, sich aufzuregen!… Schließlich hätte uns noch Ärgeres begegnen können!«
    »Ärgeres… Cornelia?«
    »Ohne Zweifel, Cäsar! Was würdest du sagen, wenn wir Jean und Kayette nicht wiedergefunden hätten? Nun, sie sind beide hier, und wir sind alle, alle am Leben!… Denke an die Gefahren, denen wir ausgesetzt waren und denen wir entronnen sind… es ist ja ein Wunder!… So denke ich denn, statt mit der Vorsehung zu hadern, solltest du ihr danken…«
    »Ich danke ihr auch, Cornelia, ich danke ihr aus dem Grunde meines Herzens! Aber darum wird es mir doch wohl gestattet sein, dem Teufel zu fluchen, der uns jenen Lumpen in die Hände gespielt hat!… Sie sehen ja mehr wie Tiere als wie Menschen aus!«
    Und Herr Cascabel hatte recht, aber Cornelia hatte darum nicht unrecht. Von den Inwohnern der Belle-Roulotte fehlte keiner. Genau so, wie sie Port-Clarence verlassen hatten, sahen sie sich jetzt im Dorfe Turkef beisammen.
    »Jawohl… in einem Iltis-oder Maulwurfsloche!« murmelte Herr Cascabel. »Eine Grube, welche ein einigermaßen wohlgeleckter Bär um keinen Preis zur Höhle haben möchte!«
    »Ach… aber Clou?« schrie Xander auf.
    In der That, was war aus dem wackeren Burschen geworden? Man hatte ihn zum Schutze der Belle-Roulotte zurückgelassen. Hatte er das Eigentum seines Herrn mit Lebensgefahr zu verteidigen gesucht?… Befand er sich jetzt in der Gewalt der Wilden?
    Nun Xander seine Familie an Clou-de-Girofle erinnert hatte, sagte Cornelia:
    »Und Jako!…«
    »Und John Bull!…« sagte Napoleone.
    »Und unsere Hunde!« fügte Jean hinzu.
    Selbstverständlich galt ihre Besorgnis vor allen Clou-de-Girofle. Der Affe, der Papagei, Wagram und Marengo kamen erst in zweiter Reihe.
    In diesem Augenblick erscholl draußen Lärm. Es war ein Durcheinander von Flüchen und Hundegebell. Gleich darauf wurde der Verschluß der Höhle heftig aufgerissen. Herein stürzten Wagram und Marengo und hinter ihnen erschien Clou-de-Girofle.
    »Da bin ich, Herr Direktor,« schrie der arme Teufel, »wenn es nicht etwa jemand anderes ist… denn ich weiß gar nicht mehr, woran ich bin!«
    »Du bist genau ebenso daran wie wir,« antwortete Herr Cascabel, ihm die Hand drückend.
    »Und die Belle-Roulotte?« fragte Cornelia lebhaft.
    »Die

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