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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Belle-Roulotte?…« antwortete Clou. »Ei nun, diese Gentlemen haben sie unterm Schnee entdeckt, sich wie Tiere davor gespannt und sie in ihr Dorf gezogen.«

    »Und Jako?« sagte Cornelia.
    »Jako ebenfalls.«
    »Und John Bull?…« fiel Napoleone ein.
    »John Bull desgleichen!«
    Schließlich, wenn die Familie Cascabel in Turkef zurückgehalten wurde, so war es besser, daß auch das rollende Haus sich dort befinde, wenngleich es von Plünderung bedroht war.
    Indessen begann der Hunger sich fühlbar zu machen, und die Eingeborenen schienen sich nicht um die Ernährung ihrer Gefangenen zu kümmern. Zum großen Glücke hatte der umsichtige Clou die Vorsicht gehabt, seine Taschen mit Lebensmitteln zu versehen. Er zog einige Büchsen mit Konserven hervor, welche vorderhand hinreichen würden. Dann rollten sich alle in ihre Pelze und schliefen so gut es ging in einer Atmosphäre, welche der Rauch des Herdfeuers fast unatembar machte.
    Am nächsten Morgen – fünften Dezember – wurden Herr Sergius und seine Gefährten aus ihrem Gelasse hervorgezogen; es war ihnen eine unaussprechliche Erleichterung, sich in frischer Luft zu befinden, wenngleich die Kälte äußerst streng war.
    Man führte sie vor den Häuptling.
    Dieser Potentat, ein Mann von listiger und nicht eben anziehender Physiognomie, hatte eine Art unterirdischer Wohnung inne, welche geräumiger und bequemer als die Erdnester seiner Unterthanen war. Diese Hütte war in den Fuß eines großen, felsigen Hügels gegraben, der in Schnee gehüllt war und dessen Gipfel ziemlich genau dem Kopfe eines Bären glich.
    Tschu-Tschuk mochte etwa fünfzig Jahre zählen. Sein glattes, von kleinen, funkelnden Äuglein erhelltes Gesicht bekam durch die scharfen Fangzähne, die seine Lippe hinauszogen, etwas sozusagen tierisches. Auf einem Pelzhaufen sitzend, in Renntierfell gekleidet, Stiefel aus Seehundsleder an den Füßen und eine Pelzmütze auf dem Kopfe, wiegte er sich langsam hin und her.
    »Sieht der wie ein alter Gauner aus!« murmelte Herr Cascabel.
    Zu seinen Seiten standen zwei, drei Vornehme des Stammes. Draußen harrten etwa fünfzig Eingeborene, die ungefähr ebenso wie ihr Häuptling gekleidet waren und deren Geschlecht in der einförmigen Tracht der neusibirischen Männer und Frauen nicht zu unterscheiden war.
    Tschu-Tschuk wandte sich zuerst zu Herrn Sergius, dessen Nationalität er zweifelsohne erraten hatte und fragte ihn in sehr verständlichem Russisch:
    »Wer bist du?«
    »Ein Unterthan des Zars,« antwortete Herr Sergius in der Hoffnung, daß dieser kaiserliche Titel vielleicht Eindruck auf den Inselherrscher machen werde.
    »Und diese da?« fuhr Tschu-Tschuk fort, auf die Mitglieder der Familie Cascabel deutend.
    »Franzosen!« antwortete Herr Sergius.
    »Franzosen?…« wiederholte der Häuptling.
    Und es schien, daß er nie etwas von einem Volke oder einem Stamme dieses Namens gehört habe.
    »Nun ja!… Franzosen… Franzosen… aus Frankreich, Canaille!« rief Herr Cascabel.
    Aber er sagte das in seiner eigenen Sprache und mit der Freimütigkeit eines Mannes, welcher die Gewißheit hat, nicht verstanden zu werden.
    »Und jene dort?« fragte Tschu-Tschuk, auf Kayette deutend, denn es war ihm nicht entgangen, daß das junge Mädchen von fremdartiger Rasse sein müsse.
    »Eine Indianerin,« antwortete Herr Sergius.
    Und nun entwickelte sich ein ziemlich lebhaftes Gespräch zwischen Tschu-Tschuk und ihm – ein Gespräch, dessen Hauptinhalt Herr Sergius der Familie Cascabel verdolmetschte.
    Schließlich ergab sich aus diesem Gespräche, daß die Schiffbrüchigen sich als Gefangene zu betrachten hätten und solange auf der Kotelnii-Insel bleiben müßten, bis sie ein Lösegeld von dreitausend Rubel in guter russischer Münze erlegten.
    »Und wo will er, daß wir die hernehmen, dieser Polarbär?« rief Herr Cascabel. »Die Lumpen haben sicher alles gestohlen, was noch von Ihrem Gelde übrig war, Herr Sergius!…«
     

    Sie wurden vor den Häuptling geführt. (Seite 226.)
     
    Tschu-Tschuk gab ein Zeichen und die Gefangenen wurden hinausgeführt. Man gestattete ihnen, frei im Dorfe umherzugehen, unter der Bedingung, daß sie sich nicht daraus entfernen würden; und sie gewahrten vom ersten Tage an, daß man sie sorgfältig bewachte. Übrigens wäre es ihnen um diese Jahres, zeit, im tiefsten Winter, sowieso unmöglich gewesen, sich auf das Festland hinüber zu flüchten.
    Herr Sergius und seine Gefährten hatten sich sofort zur Belle-Roulotte begeben.

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