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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sie, Herr Morlan, man sollte immer mit runden Summen rechnen. Sagen wir fünf Dollars.«
    »Meinetwegen, weil Sie es sind, Herr Cascabel.«
    Als der Handel geschlossen und der Preis bezahlt war, erbot William J. Morlan sich, dem Gaukler die Kasse in seine Wagenwohnung zu senden, damit er sie nicht selber zu tragen brauche.
    »Gehen Sie doch, Herr Morlan! Ein Mann wie Ihr ergebenster Diener, der mit vierzigpfündigen Gewichten hantiert!«
    »He! he!… Was wiegen Ihre vierzigpfündigen Gewichte genau?« fragte Herr Morlan lachend.
    »Genau fünfzehn Pfund, aber sagen Sie’s nicht weiter!« erwiderte Herr Cascabel.
    Damit schieden William I. Morlan und er ganz entzückt von einander.
    Eine halbe Stunde später langte der glückliche Handkassenbesitzer in seinem auf dem Cirkusplatze stationierenden Wagen an und stellte dort, nicht ohne eigene Selbstzufriedenheit, »die Kasse des Hauses Cascabel« nieder.
    Ah! wie man sie in seiner kleinen Welt bewunderte, diese Kasse! Wie stolz und glücklich die Familie war, sie zu besitzen! Man mußte sie öffnen, man mußte sie wieder schließen. Der junge Xander wäre gern zum Spaß hineingeschlüpft. Aber das war unmöglich; sie war zu eng, um den jungen Xander aufzunehmen!
    Was Clou-de-Girofle angeht, so hatte er nie etwas so Schönes gesehen – nicht einmal im Traume.
    »Wie das schwer zu öffnen sein muß!« rief er… »wenn es nicht etwa leicht ist, falls das Schloß schlecht sperrt!«
    »Du hast nie etwas Richtigeres gesagt,« erwiderte Herr Cascabel.
    Dann rief er in jenem befehlenden Tone, der keine Einwendung zuläßt, und mit jenen bezeichnenden Handbewegungen, die kein Zaudern gestatten:
    »Vorwärts Kinder, lauft was ihr könnt und kauft alles zu einem königlichen Frühstück ein. Da habt ihr einen Dollar zu eurer Verfügung… Ich traktiere heute!«
    Der wackere Mann! Als ob er nicht alle Tage »traktiert« hätte! Aber er liebte Scherze dieser Art, die er mit einem herzhaften Lachen zu begleiten pflegte.
    Im nächsten Augenblicke hatten Jean, Xander und Napoleone in Begleitung Clous, der einen großen, zur Aufnahme der Viktualien bestimmten Korb am Arme trug, den Platz verlassen.
    »Und nun wir allein sind, Cornelia, laß uns ein wenig überlegen,« sagte Herr Cascabel.
    »Was denn, Cäsar?«
    »Was?… Ei, welches Wort wir für das Schloß unserer Kasse wählen sollen. Nicht als ob ich den Kindern mißtraute!… Großer Gott, es sind ja wahre Cherubim!… ich mißtraue nicht einmal jenem einfältigen Cloude-Girofle, der die personifizierte Ehrlichkeit ist!… Aber ein solches Wort muß geheim sein.«
    »Nimm ein beliebiges Wort,« versetzte Cornelia, »Ich überlasse das dir…«
    »Du hast keinen besonderen Wunsch?«
    »Nein.«
    »Nun denn! ich möchte einen Eigennamen…«
    »Ja!… das wäre das Rechte… der deinige, Cäsar.«
    »Unmöglich!… Er ist zu lang!… Der Name darf nur vier Buchstaben haben.«
    »Dann lasse das »ä« aus!… Das geht ganz gut! Wir können ja doch machen, was wir wollen!«
    »Bravo, Cornelia! Das ist ein guter Einfall… einer jener Einfälle, wie sie dir häufig kommen, liebe Frau. Aber wenn wir uns schon entschließen, Buchstaben auszulassen, so lasse ich lieber gleich vier von deinem Namen aus.«
    »Von meinem Namen?…«
    »Ja!… Und nehme das Ende davon… elia . Ich finde das sogar vornehmer!«
    »Ah!… Cäsar!«
    »Es wird dir doch Vergnügen machen, deinen Namen am Schlosse unserer Kasse zu wissen?«
    »Ja, da er bereits in deinem Herzen ist!…« antwortete Cornelia mit ebensoviel Nachdruck als Zärtlichkeit.
    Und voller Freude gab sie ihrem wackeren Manne einen herzhaften Kuß.
    So kam es denn, daß infolge dieser Kombination niemand, der das Wort Elia nicht kannte, je im stande sein würde, die Kasse der Familie Cascabel zu öffnen.
    Eine halbe Stunde später kamen die Kinder mit dem Eingekauften zurück: appetitlich aufgeschnittenem Schinken und Pökelfleisch und einigen jener erstaunlichen Gemüse, welche die kalifornische Vegetation aufweist, buschartigen Kohlköpfen, melonengroßen Erdäpfeln und gelben Rüben, die einen halben Meter lang waren und, wie Herr Cascabel zu sagen liebte, »sich höchstens mit denen vergleichen könnten, welche man ausreißt, ohne die Mühe des Anbauens gehabt zu haben.« Was die Getränke betrifft, so hat man höchstens die Qual der Wahl unter den mannigfaltigen Genüssen, welche Natur und Kunst den amerikanischen Kehlen anbieten. Diesmal sollten alle, abgesehen von einer Kanne

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