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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zurückschnellen und wurde wie ein Stein aus einer Katapulte über den Creek hinaus geschleudert. Nachdem er sich mittelst eines kräftigen Lendendruckes überschlagen, fiel er am rechten Ufer des Baches zu Boden, während der verdutzte Bär seine Beute durch die Luft davonfliegen sah.
    »Ah! der Strick!«
    Mit diesem Kompliment bewillkommnete Herr Cascabel den unbesonnenen Jungen in dem Augenblicke, wo er selber mit Jean und Clou an das Ufer des Creek kam, nachdem er den Buben umsonst in der Nähe des Lagers gesucht hatte.
    »Strick!…« wiederholte er. »Welche Angst du uns eingejagt hast!«
    »Nun denn, Vater, zause mich an den Ohren!« antwortete Xander. »Ich habe es verdient!«
    Aber statt sich an den Ohren seines Sohnes schadlos zu halten, gab Herr Cascabel seinem eigenen Verlangen nach, ihn auf beide Wangen zu küssen, indem er sagte:
    »Thu das nicht wieder! denn ein andermal…«
    »Würdest du mich auch wieder küssen!« antwortete Xander, indem er seinem Vater einen herzhaften Kuß gab.
    Dann rief er:
    »Ha… der ist schön angeführt, mein Bär!… Er macht ein recht dummes Gesicht, der Hansnarr!«
    Jean hätte das davonschleichende Tier gern erlegt; aber man durfte nicht daran denken, es zu verfolgen. Da das Wasser noch immer stieg, mußte man sich eilends vor der Überschwemmung flüchten, und so kehrten alle vier zu der Belle-Roulotte zurück.
VIII. Gefährlicher Aufenthalt.
    Acht Tage später, am sechsundzwanzigsten Mai, erreichte das Gespann die Quellen des Fraser. Der Regen war Tag und Nacht gefallen, aber wenn man den Versicherungen des Führers Glauben schenken durfte, so mußte das schlechte Wetter jetzt bald zu Ende sein.
    Als die Quellen des Flusses auf ziemlich gebirgigen Wegen umgangen waren, drang die Belle-Roulotte in gerader Richtung gegen Westen vor.
    Noch einige Tagereisen und Herr Cascabel erreichte die Grenze von Alaska.
    Die letzte Woche hindurch hatte der von Ro-No verfolgte Weg an keinem Marktflecken, keinem Weiler vorübergeführt. Übrigens hatte man allen Grund, mit den Diensten dieses Indianers zufrieden zu sein, denn er kannte das Land vollkommen.
    An jenem Tage meldete der Führer Herrn Cascabel, daß er, wenn er wolle. in einem unsern gelegenen Dorfe Halt machen könne, wo eine vierundzwanzigstündige Rast den etwas übermüdeten Pferden gut anschlagen dürfte.
    »Was für ein Dorf ist es?« fragte Herr Cascabel, stets voller Mißtrauen, wenn es sich um die kolumbische Bevölkerung handelte.
    »Ein Koquinendors,« antwortete der Führer.
    »Also kein Sachsennest!« rief Herr Cascabel. »Dann bin ich’s zufrieden.«
    Abends machte die Belle-Roulotte am Eingang dieses Dorfes Halt. Sie brauchte höchstens noch drei Tage, um die geographische Grenze zu erreichen, welche Alaska von Kolumbia trennt.
    Dann würde Herr Cascabel ungesäumt seine gewohnte, auf dem Gebiete Ihrer britannischen Majestät so arg kompromittierte gute Laune wiederfinden.
    Das Koquinendors war von einer indianischen Bevölkerung bewohnt; aber es beherbergte damals gerade eine Anzahl Engländer, Jäger von Beruf oder aus Liebhaberei, welche es nur in der Jagdsaison aufzusuchen pflegten.
    Unter den eben anwesenden Offizieren der Garnison von Viktoria befand sich auch ein gewisser Baronet Sir Edward Turner, ein hochmütiger, brutaler insolenter, stark auf seine Nationalität eingebildeter Mensch, einer jener Gentlemen, die da glauben, sich aus dem einfachen Grunde, weil sie Engländer sind, alles gestatten zu dürfen. Selbstverständlich verabscheute er die Franzosen zum mindesten ebenso sehr, wie Herr Cascabel dessen Landsleute verabscheute. Man sieht, wie sehr diese beiden geschaffen waren, einander zu verstehen!
    Nun geschah es am Abend desselben Tages, während Jean, Xander und Clou auf Proviant ausgegangen waren, daß die Hunde des Baronets in der Nähe der Belle-Roulotte auf Wagram und Marengo stießen, welche offenbar die nationalen Abneigungen ihres Herrn teilten.
    So entstand denn Zwietracht zwischen dem Wachtelhund und Pudel einerseits und den »Pointers« andererseits, Lärm, Zähnefletschen, Kampf und schließlich Einschreiten der Eigentümer.
    Sir Edward Turner trat auf den Lärm hin aus dem Hause, welches er am Eingang des Dorfes bewohnte, und kam, um die Hunde des Herrn Cascabel mit seiner Peitsche zu bedrohen.
    Letzterer eilte dem Baronet augenblicklich entgegen und ergriff die Partei seiner Tiere.
    Sir Edward Turner – der sich in sehr korrektem Französisch ausdrückte – erkannte sofort,

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