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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Eilen wir, eilen wir schnell vorwärts, ohne uns durch das Mitnehmen eines Goldklumpens, und wäre er auch so groß wie Clous Kopf, zu erniedrigen! Und wenn wir an die Grenze gelangen, so werden wir, selbst wenn kein Plakat mit den Worten: ›Man wird gebeten, sich die Schuhe abzuwischen‹, dort angebracht ist, uns den kolumbischen Staub von den Füßen schütteln, Kinder!«
    Immer derselbe, dieser Cäsar Cascabel! Aber möge er sich beruhigen! Wahrscheinlich wird keines der Seinigen Gelegenheit haben, das kleinste Goldkorn aufzulesen!
    Aber trotz des Verbotes des Herrn Cascabel schweiften prüfende Blicke unterwegs unaufhörlich über den Boden hin. Jeder Kiesel schien Napoleone und insbesondere Xander sein Gewicht in Gold wert zu sein. Und warum auch nicht? Nimmt doch Nordamerika unter den goldreichen Gegenden den ersten Rang ein! stehen ihm doch Australien, Rußland, Venezuela, China nach!
    Indessen hatte die Regenzeit begonnen. Täglich fielen große Wassermassen und machten die Reise immer schwieriger.
    Der indianische Führer trieb das Gespann an. Er fürchtete, daß die bisher fast ausgetrockneten Rios oder Creeks, die sich in den Fraser ergießen, unter plötzlichen Zuflüssen anschwellen möchten. Wie sollte man über dieselben gelangen, wenn die Furten nicht mehr passierbar wären? Die Belle-Roulotte würde Gefahr laufen, während der mehrwöchentlichen Regenzeit nicht von der Stelle zu können. Folglich mußte man schleunigst aus dem Fraserthal hinauszukommen suchen.
    Wir sagten bereits, daß man die Eingeborenen dieser Gegend nicht zu fürchten brauchte, seitdem die Tchilicotten gegen Osten zurückgedrängt worden waren.
    Das war richtig, aber es gab dort gewisse furchtbare Tiere – Bären zum Beispiel –, mit denen eine Begegnung ernste Gefahr bringen konnte.
    Das erfuhr Xander bei einem Anlasse, wo er das Unrecht, seinem Vater ungehorsam zu sein, beinahe teuer bezahlt hätte.
    Es war am Nachmittag des siebzehnten Mai. Die Familie hatte etwa fünfzig Schritte jenseits des Creek, den das Gespann soeben trockenen Fußes passiert hatte, Halt gemacht. Die Ufer dieses Creek waren so steil, daß ein Übergang absolut unmöglich geworden wäre, wenn irgend ein plötzliches Anschwellen ihn in einen Sturzbach verwandelte.
    Da man einige Stunden rasten sollte, ging Jean vorwärts, um zu jagen, während Xander, trotzdem er den Befehl hatte, sich nicht weit vom Lager zu entfernen, unbemerkt über den Creek zurückging, bloß mit einem zwölf Fuß langen Seile versehen, das er zusammengerollt am Gürtel trug.
    Der Bursche wußte, was er wollte: er hatte einen glänzenden, buntgefiederten Vogel bemerkt; er gedachte demselben zu folgen, um sein Nest zu entdecken, denn er konnte mit Hilfe des Seiles jeden beliebigen Baum erklimmen, um sich dieses Nestes zu bemächtigen.
    Indem er sich so entfernte, beging Xander eine um so größere Unvorsichtigkeit, als das Wetter drohend aussah. Ein schweres Gewitter zog schnell heraus. Aber wer kann einen Buben zurückhalten, der einem Vogel nachstellt?
    So befand Xander sich denn bald in einem dichten Walde, dessen Ausläufer an das linke Ufer des Creek heranreichten. Der Vogel hüpfte von Zweig zu Zweig und schien ihn zum Scherze weiterzulocken.
    Ganz mit der Verfolgung beschäftigt, vergaß Xander, daß die Belle-Roulotte binnen zwei Stunden wieder aufbrechen sollte; und so war er, zwanzig Minuten nachdem er das Lager verlassen, bereits eine starke halbe Meile weit in die Tiefen des Forstes gedrungen Hier gab es keine Wege, höchstens enge, von dem um Cedern und Tannen wachsenden Dorngestrüpp überwucherte Wildpfade.
     

    Es ist vergebens, einen wilden Jungen aufzuhalten.
     
    Der Vogel schwang sich mit fröhlichem Geschrei von Baum zu Baum, während Xander wie eine junge Wildkatze lief und sprang. Nichtsdestoweniger waren all seine Anstrengungen vergeblich und der Vogel verschwand schließlich im Dickicht.
    »Jetzt hol’ ihn der Teufel!« rief Xander, stehen bleibend, sehr ärgerlich über seinen Mißerfolg.
    Da erst erblickte er durch das Laubwerk den von dichten Wolken bedeckten Himmel. Schon flogen grelle Lichter über das dunkle Grün.
    Es waren die ersten Blitze, von anhaltendem Donnergerolle gefolgt.
    »Ich habe noch eben Zeit, zurückzukehren; und was wird der Vater sagen!« dachte der junge Bursche.
    In diesem Moment fiel sein Blick auf einen eigentümlichen Gegenstand, einen Kiesel von sonderbarer Form, von der Größe eines Tannenzapfens, auf dem metallische

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