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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mit wem er zu thun hatte; er ließ seiner Insolenz die Zügel schießen und zögerte nicht, den Gaukler im besonderen und dessen Landsleute im allgemeinen mit britischer Grobheit zu traktieren.
    Man kann sich leicht vorstellen, was Herr Cascabel bei solchen Reden empfand.
    Da er sich indessen in keine Händel einlassen wollte – noch dazu auf englischem Grund und Boden, wo irgendwelche Verwicklungen seine Reise verzögern konnten – so beherrschte er sich und sagte in untadelhaftem Tone:
     

    Dann Lärm, Zähnefletschen und Kampf. (Seite 68.)
     
    »Ihre Hunde haben die meinigen zuerst angegriffen, mein Herr.«
    »Die Ihrigen!…« versetzte der Baronet. »Die Hunde eines Possen reißers!… Für solche Köter sind Stock-oder Peitschenhiebe viel zu gut!«
    »Ich muß Ihnen bemerken,« entgegnete Herr Cascabel, der sich trotz seines Entschlusses, ruhig zu bleiben, zu erhitzen begann, »daß eine solche Ausdrucksweise keines Gentleman würdig ist.«
    »Und doch gebührt einem Menschen Ihrer Sorte nichts besseres.«
    »Mein Herr, ich bin höflich… und Sie sind ein Flegel!…«
    »Ah! Hüten Sie sich!… Sie wagen es, Sir Edward Turner frech zu antworten!…«
    Herr Cascabel brauste auf; mit blassem Gesichte, flammenden Augen und drohenden Fäusten schritt er auf den Baronet los, als Napoleone herbeieilte.
    »Vater, komm doch!…« sagte sie. »Mama verlangt nach dir.«
    Cornelia hatte ihre Tochter zu Cascabel geschickt, um ihn zur Rückkehr in die Belle-Roulotte zu bewegen.
    »Gleich!« antwortete Herr Cascabel. »Bitte deine Mutter zu warten, bis ich mit diesem Gentleman abgerechnet habe, Napoleone.«
    Bei diesem Namen brach der Baronet in ein verächtliches Gelächter aus.
    »Napoleone!« wiederholte er, »Napoleone, diese Kleine!… Der Name jenes Ungeheuers, welches…«
    Das war mehr, als Herr Cascabel ertragen konnte. Er trat mit gekreuzten Armen dicht vor den Baronet hin.
    »Sie insultieren mich!« sagte er.
    »Ich insultiere Sie… Sie?«
    »Mich! und Sie insultieren den großen Mann, der Ihre Insel auf einmal in den Mund gesteckt hätte, wenn er dort gelandet wäre!…«
    »Wahrhaftig?«
    »Der sie wie eine Auster verschluckt haben würde!…«
    »Elender Hanswurst!« schrie der Baronet.
    Er war ein wenig zurückgewichen und warf sich in Positur, um sich durch Boxen zu verteidigen.
    »Jawohl! Sie insultieren mich, mein Herr Baronet, und Sie werden mir dafür Rede stehen!«
    »Einem Gaukler Rede stehen!«
    »Indem Sie ihn insultierten, haben Sie ihn zu Ihresgleichen gemacht!…
    Und wir werden uns auf Degen, Pistolen, Säbel, was Sie wollen, schlagen… sogar mit den Fäusten!«
    »Warum nicht mit Blasen,« gab der Baronet zurück, »wie Ihre Hanswürste auf den Brettern?«
    »Verteidigen Sie sich…«
    »Als ob man sich mit einem Marktschreier schlüge!«
    »Doch!« schrie Herr Cascabel außer sich vor Wut, »doch! man schlägt sich… oder läßt sich schlagen.«
    Und ohne zu bedenken, daß sein Gegner bei einer jener Boxereien, auf welche die Gentlemen sich trefflich verstehen, sicher im Vorteil sein würde, wollte er sich auf denselben stürzen, als Cornelia persönlich intervenierte.
    Im selben Augenblick eilten einige Offiziere vom Regiment des Sir Edward Turner, seine Jagdgefährten, herbei; entschlossen, den Baronet nicht mit »solchem Gesindel« anbinden zu lassen, überschütteten sie die Familie Cascabel mit Schmähungen. Übrigens schienen diese Schmähungen nicht im stande zu sein, die imposante Cornelia aus der Fassung zu bringen. Sie begnügte sich damit, Sir Edward Turner einen Blick zuzuwerfen, welcher dem Beleidiger ihres Mannes nichts Gutes verhieß.
    Jean, Clou und Xander waren ebenfalls herbeigekommen und der Streit drohte in Thätlichkeiten auszuarten, als Frau Cascabel rief:
    »Komm, Cäsar, und auch ihr, Kinder, kommt!… Gehen wir!…. Alle in die Roulotte, und das augenblicklich!«
    Ihr Ton war so gebieterisch, daß keiner dem Befehl zu trotzen wagte.
    Aber welch einen Abend Herr Cascabel verbrachte! Sein Zorn legte sich nicht!… Er, in seiner Ehre, in der Person seines Helden angegriffen!… Von einem Englishman insultiert!… Er wollte ihn aufsuchen gehen, sich mit ihm, mit seinen Gefährten, mit sämtlichen Schuften in diesem elenden Dorfe schlagen!… Und seine Kinder begehrten nichts so sehr, als ihn begleiten zu dürfen! Selbst Clou sprach davon, eine englische Nase abzubeißen… wenn es nicht etwa ein englisches Ohr sein sollte!
    Cornelia hatte wirklich große Mühe, diese

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