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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sein Fleisch betrifft, so trocknen die Eingeborenen dasselbe an der Sonne; sie schneiden es in lange Schnitten; eine kostbare Hilfsquelle in Zeiten der Not.
     

    Zwar essen die Europäer gewöhnlich bloß die Zunge des Büffels – und diese ist wirklich einer der feinsten Leckerbissen –, aber die Mitglieder der kleinen Truppe zeigten sich weniger heikel. Jene jungen Magen verschmähten keinerlei Speise. Überdies röstete, briet und kochte Cornelia das Fleisch so vorzüglich, daß es für ausgezeichnet erklärt wurde und zahlreiche Mahlzeiten lieferte. Von der Zunge des Tieres konnte jeder nur ein kleines Stückchen bekommen, aber nach allgemeinem Dafürhalten hatte man nie etwas Besseres gegessen.
    Während der ersten vierzehn Tage auf kolumbischem Gebiete trug sich weiter nichts Erwähnenswertes zu. Indessen begann das Wetter umzuschlagen und der Zeitpunkt rückte heran, wo strömende Regengüsse den Marsch nach Norden zwar nicht behindern, aber doch verzögern würden.
    Unter diesen Umständen war auch eine Überschwemmung infolge starken Steigens des, Fraser zu befürchten, welche die Belle-Roulotte großen Beschwerden oder gar Gefahren ausgesetzt haben würde.
    Aber wenn der Fluß beim Anbruch der Regenzeit auch mächtig anschwoll, so trat er doch glücklicherweise nicht aus seinen Ufern, und die Ebenen blieben verschont, welche die Flut bis an die bewaldeten Thalwände überschwemmt haben würde. Allerdings konnte der Wagen auf dem durchweichten Boden nur mühsam vorwärts kommen, aber sein festes, wasserdichtes Dach bot der Familie Cascabel den sichern Schutz, den es ihr schon so oft gegen Sturm und Unwetter gewährt hatte.
VII. Durch den Kariboo.
    Wackerer Cascabel! Warum hattest du den Teil von Britisch-Kolumbia, der jetzt vor dir offen lag, nicht einige Jahre früher aufgesucht! Warum hatten die Wechselfälle deines Wanderlebens dich nicht dahin geführt, als der Boden noch voller Gold war und man sich nur zu bücken brauchte, um es aufzulesen! Warum bezog die Schilderung, die Jean seinem Vater von jener merkwürdigen Periode machte, sich nur auf die Vergangenheit und nicht auf die Gegenwart!
    »Das ist der Kariboo, Vater,« sagte Jean an jenem Tage; aber vielleicht weißt du nicht, was der Kariboo ist?«
    »Ich habe keine Ahnung davon,« antwortete Herr Cascabel. »Ist es ein zwei-oder vierfüßiges Tier?«
    »Ein Tier?« rief Napoleone. »Ist es groß?… Ist es böse?… Beißt es?…«
    »Es ist kein Tier,« entgegnete Jean, »sondern ganz einfach eine Gegend, die diesen Namen trägt, das Goldland, das Eldorado Kolumbias. Welche Schätze es enthalten, wie viele Menschen es bereichert hat!…«
    »Während es andere zu Grunde richtete, wie?« warf Herr Cascabel ein.
    »Gewiß, Vater; ich will sogar hinzufügen, daß die letzteren in der Mehrheit waren. Und doch gab es Goldgräberverbände, welche täglich bis zu zweitausend Mark Goldes gewannen. In einem gewissen Thale des Kariboo, dem William-Creek, wühlte man förmlich im Gold!«
    Aber so bedeutend der Ertrag jenes goldreichen Thales auch gewesen, es waren zu viele Menschen zu seiner Ausbeutung herbeigeströmt. Durch die Schwärme von Goldsuchern und das sie begleitende Gesindel wurde das Leben dort außerordentlich schwierig, gar nicht zu reden von der ungeheuren Verteuerung aller Dinge. Die Preise der Nahrungsmittel waren horrend; das Brot kostete einen Dollar per Pfund. Ansteckende Krankheiten entwickelten sich in dieser ungesunden Umgebung. Und so gingen schließlich die meisten Besucher des Kariboo elendiglich zu Grunde. Es war dasselbe, was sich wenige Jahre vorher in Australien und in Kalifornien zugetragen hatte.
    »Vater,« meinte Napoleone, »es wäre doch sehr nett, wenn wir einen großen Goldklumpen auf unserem Wege fänden!«
    »Was würdest du denn damit anfangen, Herzchen?«
    »Was ich damit anfangen würde?« antwortete Napoleone. »Ich würde es Mütterchen übergeben, die es sogleich gegen klingende Münze umtauschen würde!«
    »Nun denn, suchen wir!« sagte Clou; »wir werden ganz gewiß welches finden, wenn wir nicht etwa…«
    »Vergeblich suchen, wie?« fiel Jean ein. »Und das wird uns ganz gewiß passieren, mein armer Clou, denn der Kasten ist leer… absolut leer!«
    »Nun… nun…« entgegnete Xander; »man wird ja sehen…«
    »Halt, Kinder!« sagte Herr Cascabel plötzlich in seinem nachdrücklichsten Tone. »Ich verbiete euch, euch auf diese Weise zu bereichern! Von englischem Boden aufgelesenes Gold… Pfui!…

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