Caitlin, du bist zauberhaft
es denn?“ Sein Vater war vor einem halben Jahr in Mexiko zusammen mit seiner viel jüngeren Frau beim Absturz eines Hubschraubers ums Leben gekommen. Sie hatten eine drei Jahre alte Tochter hinterlassen, das Testament war schon vor Wochen vollstreckt worden, und Nathan konnte sich nicht vorstellen, dass es noch irgendwelche Probleme geben sollte. Das Kind war jetzt in Kalifornien bei einer Großtante mütterlicherseits und hatte das Vermögen der Eltern geerbt, weil Nathan und seine beiden Geschwister auf alle Ansprüche verzichtet hatten.
Allerdings hatte sein Vater erstaunlicherweise ihn, Nathan, zum Vollstrecker für das Erbe des Kindes bestimmt, und er wiederum hatte Mr. Curtis die Abwicklung übertragen. Eigentlich sollte Nathan nur in Notfällen verständigt werden.
„Leider gibt es ein Problem, Mr. McCloud. Bei Barbara Houston wurde Krebs festgestellt.“ Das war die Frau, die Nathans verwaiste Halbschwester zu sich genommen hatte. Er hatte sie vor einem halben Jahr kennen gelernt, beim Begräbnis von Stuart und Kimberly, und sie hatte einen guten Eindruck auf ihn gemacht. Die kleine Isabelle war bei ihr in den besten Händen. „Das tut mir Leid. Ist es schlimm?“
„Allerdings, sehr sogar. Sie hat kaum eine Überlebenschance.“ Nathan ließ sich in Caitlins Schreibtischstuhl sinken. „Auch das noch!“
„Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum ich Sie unbedingt verständigen musste.“ Nathan bekam allmählich Kopfschmerzen. „Was wird denn jetzt aus Isabelle?“
„Mrs. Houston und ich haben heute lange darüber gesprochen. Sie sieht nur zwei Möglichkeiten, und ihr wäre es natürlich am liebsten, wenn Sie das Kind zu sich holen und die Vormundschaft beantragen.“
„Ausgeschlossen“, wehrte Nathan sofort ab.
„Sonst kann niemand sie nehmen, Mr. McCloud. Die Eltern Ihrer Stiefmutter leben nicht mehr. Und ansonsten hatte sie nur einen unverheirateten Bruder, der beim Militär im Ausland arbeitet. Mrs.
Houston ist verwitwet und hat nur eine Tochter, die geschieden ist und selbst vier kleine Kinder hat.
Es ist einfach niemand da, sofern nicht Ihre Geschwister…“
„Mr. Curtis“, fiel Nathan dem Kollegen ins Wort, „ich weiß nicht, wie gut Sie über das Leben meines Vaters informiert sind.“
„Mir ist bekannt“, erwiderte sein Kollege sehr vorsichtig, „dass Ihr Vater in Mississippi ein hoch angesehener Geschäftsmann war. Man erwartete auch, dass er sich um das Amt des Gouverneurs bewirbt.“
„Er war sogar schon Kandidat“, stellte Nathan klar. „Der Wahlkampf lief. Einflussreiche Leute in seiner Partei haben ihn unterstützt, und er hatte sehr gute Umfrageergebnisse. Höchstwahrscheinlich hätte er die Wahl auch gewonnen. In seiner Heimatstadt war er ein Held. Ein halbes Jahr vor der Wahl zog er allerdings die Kandidatur zurück, um eine seiner Wahlhelferinnen zu heiraten, nämlich Kimberly Leighton, die Nichte von Barbara Houston.“
„Naja…“
„Das war äußerst heikel“, fuhr Nathan fort, „weil Kimberly dreißig Jahre jünger war als er – und schwanger. Ach ja, mein Vater war damals außerdem noch mit meiner Mutter verheiratet.“
„Mr. McCloud, ich…“
„Damit will ich Ihnen nur klar machen, warum es nicht gut wäre, das Kind meines Vaters hierher zu holen. Vor vier Jahren hat mein Vater unsere Familie zerrissen. Er hat meine Mutter gedemütigt und meiner jüngeren Schwester das Herz gebrochen. Mein Bruder hat sich von diesem Schlag bis heute nicht erholt. Selbst wenn ich bereit wäre, mich um ein Kleinkind zu kümmern – was ich nicht bin –
würde meine Familie das Mädchen niemals akzeptieren.“
„Das tut mir Leid. Ich… na ja, ich wusste nichts von dieser Entfremdung zwischen Ihnen und Ihrem Vater. Er hat mir erzählt, Sie hätten ihn mehrmals in Kalifornien besucht, und er hat Sie immerhin als Vollstrecker für das Erbe Ihrer Halbschwester bestimmt.“
„Ich hatte auch als Einziger noch Kontakt zu ihm“, räumte Nathan ein. „Meinen Angehörigen hat das gar nicht gefallen. Ich war mit seinem Verhalten zwar nicht einverstanden, wollte aber trotzdem nicht sämtliche Bindungen lösen. Gegen die kleine Isabelle habe ich gar nichts, und in einem Notfall wäre ich für sie da, aber ich kann mich ganz bestimmt nicht um sie kümmern, das kommt einfach nicht in Frage.“
Sein Kollege seufzte bekümmert. „Mrs. Houston hat mit einer derartigen Antwort schon gerechnet.
Wir müssen also auf die zweite Möglichkeit zurückgreifen.“
„Und die
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