Caitlin, du bist zauberhaft
zum Ausgang bemerkte er Caitlin, die sich auf der anderen Seite des Festsaals im Countryclub mit Gästen unterhielt, und lächelte über ihren Eifer. Sie ließ sich keine Gelegenheit entgehen, die Werbetrommel für ihre Kanzlei zu rühren.
Nicht zum ersten Mal fand er, dass sie eigentlich Politikerin werden sollte. Bestimmt hatte sie heute Abend sämtlichen Gästen die Hand geschüttelt, und falls Babys im Saal waren, hatten sie unter Garantie von Caitlin einen Kuss bekommen. Der berufliche Erfolg war ihr in die Wiege gelegt worden, aber ob sie den in Honesty und mit ihm als Partner fand, stand noch in den Sternen.
Nathan erreichte soeben mit Gideon den Ausgang, als seine Schwester Deborah ihn einholte. „Ihr geht doch noch nicht!“ rief sie und versperrte ihnen den Weg. „Ich muss so lange bleiben wie Mom, weil ich sie hergefahren habe.“
Deborah wohnte nicht in Honesty, war jedoch ihrer Mutter wegen hier. Genau wie Gideon war ihr klar, welch großen Wert Lenore gerade heute Abend auf die Unterstützung ihrer Kinder legte.
Deborah wohnte übers Wochenende im Haus ihrer Mutter und wollte am Sonntagabend nach Tampa zurückfahren.
„Ich bleibe noch“, versicherte Nathan seiner Schwester. „Ich begleite nur Gideon zum Wagen. Komm doch auch mit. Ich möchte etwas mit euch beiden besprechen – etwas Persönliches.“
„Ein persönliches Gespräch auf dem Parkplatz?“ fragte Gideon.
„Wir drei kommen nur noch selten zusammen“, erwiderte Nathan. „Und ich muss bis morgen eine Entscheidung treffen.“
„Betrifft uns diese Entscheidung denn auch?“ fragte Deborah, die stets hellhörig war.
„In gewisser Weise schon.“
„Dann möchte ich wissen, worum es geht. Du weißt ja, was ich davon halte, wenn andere für mich Entscheidungen treffen.“
„Und ob ich das weiß“, bestätigte Nathan.
Vor dem Eingang stand ein uniformierter Polizist. Nathan erkannte Dylan Smith noch vor seiner Schwester.
„Sieh mal an, der McCloud-Clan.“ Dylan salutierte. Wer nicht Bescheid wusste, hätte es für eine freundliche Begrüßung gehalten.
„Hat Ihr Onkel, der Polizeichef, Sie heute Abend als Aufpasser eingeteilt?“ fragte Gideon kühl.
Dylan war neunundzwanzig, ein Jahr jünger als Gideon, wirkte jedoch älter. Bittere Erfahrungen hatten ihn hart gemacht, und kaum jemand legte sich freiwillig mit dem fast zwei Meter großen Mann an.
„Richtig“, erwiderte Dylan freundlich, als hätte er Gideons spöttische Bemerkung gar nicht verstanden. „Meine Aufgabe ist es, die feinen Leute da drinnen vor Belästigungen zu schützen.“
„Na, wenn Sie es gut machen, dürfen Sie demnächst vielleicht sogar den Verkehr regeln.“ Gideon zeigte deutlich, dass er die hässlichen Streitigkeiten mit Dylan nicht vergessen hatte. Eine davon hatte Gideon sogar ein blaues Auge eingetragen.
Dylan ließ sich nicht anmerken, ob er sich ärgerte, sondern wandte sich an Deborah. „Guten Abend, Ms. McCloud. Sie sehen heute besonders gut aus, sehr elegant.“
„Sie können mich mal, Dylan“, entgegnete Deborah, alles andere als elegant.
Nathan griff hastig ein. „Das reicht, Leute. Ist es nicht höchste Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen?“
„Nein!“ wehrten die anderen drei wie aus einem Mund ab und sahen ihn böse an.
Wenigstens hatte Nathan versucht, den alten Streit beizulegen. „Auch gut. Gideon, wo steht dein Wagen?“
Wortlos ging sein Bruder weiter. Deborah folgte ihm und drehte sich noch einmal nach Dylan um. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, und vielleicht erinnerten sich beide an gemeinsame Zeiten, doch dann eilte Deborah weiter.
Nathan dagegen nickte dem Polizisten freundlich zu und bereitete sich auf das Gespräch mit seinen Geschwistern vor.
Gideons schwarzer Pick-up stand unter einer Laterne. Es war schon dunkel, aber noch ziemlich warm, wie meistens Anfang Oktober. Der Winter rückte jedoch unaufhaltsam näher, und einige Häuser in der Nähe des Golfplatzes waren bereits für Halloween mit gelben Lichtern geschmückt worden.
„Was gibt es denn so Wichtiges?“ fragte Gideon und lehnte sich an seinen Wagen.
Nathan und Deborah hatten vom Vater das blonde Haar und die blauen Augen geerbt. Gideon dagegen war dunkelhaarig und hatte grüne Augen wie seine Mutter. Trotzdem sah Gideon seinem Vater sehr ähnlich, auch wenn er das nicht gern hörte.
Nathan holte tief Atem und berichtete von dem Anruf.
„Du denkst doch wohl nicht daran, dieses Kind zu dir zu holen“, sagte
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