Calling Crystal
»Ist schon okay. Ich habe eine Menge Sachen zu erledigen.«
Sie schlang sich die Arme um die Knie. »Wir haben beschlossen, in Venedig zu heiraten, damit alle aus unserer Familie dabei sein können.«
Die Heirat hatte von Anfang an festgestanden: Beide, Diamond und Trace, waren eher konservativ eingestellt und uns hatte man als gläubige Katholiken erzogen. Ich war froh, dass dieses schreckliche Ereignis bei uns stattfinden würde, da, wo unsere Wurzeln lagen. Zumindest würde mir das in den nächsten Monaten meine Existenzberechtigung sichern.
»Okay, soll ich die Sache in die Hand nehmen? Wann möchtet ihr euch denn trauen lassen?«
Sie errötete bezaubernd. »Trace möchte nicht warten. Wir hatten an kurz vor Weihnachten gedacht, damit wir über die Feiertage in Flitterwochen gehen können.«
»Dann haben wir ja nur ein paar Wochen Zeit. Ich sollte wohl besser gleich loslegen.«
Diamand räusperte sich; ihre Befangenheit war ungewöhnlich, da sie selten um Worte verlegen war. »Du brauchst nichts weiter zu machen, Crystal. Mama wird sich um alles kümmern – sie liebt Hochzeiten und es wird ihr guttun, mit den Vorbereitungen beschäftigt zu sein. Sie hat bereits die Kirche und die Räumlichkeiten für die Feier reserviert. Topaz kümmert sich ums Catering. Silver und Manatsu übernehmen die Brautjungfern und die Brautjungen.«
»Brautjungfern und Brautjungen?«
»Ja, alle zwölf Nichten und Neffen – im Alter von fünfzehn Jahren bis zu fünfzehn Monaten. Das wird der reinste Albtraum.« Diamond lächelte bei der Vorstellung daran.
»Verstehe.« Mir ging auf, dass ich gedacht hatte, sie würde mich bitten, eine der Brautjungfern zu sein, oder dass sie mich wenigstens bei der Kleiderauswahl um Rat fragen würde, da sie immer behauptete, ich hätte ein tolles Gespür für Styling und Design. Aber ich konnte nachvollziehen, dass sie mich nicht dabeihaben wollte – das Riesenbaby unter all den zarten Gewächsen.
»Ich hoffe, das macht dir nichts aus; es schien die einfachere Variante zu sein, den Eltern die Organisation zu überlassen, als dich zu bemühen. Die Zeit ist echt knapp. Und ich hab gedacht, dass du sowieso genug mit Signora Carriera zu tun haben wirst, wenn alles nach Plan läuft.«
»Ja, natürlich.« Ich klappte energisch den Kofferdeckel hinunter und zog den Reißverschluss zu.
Ich war nicht gut darin, meine Gefühle zu verbergen, und Diamond hatte eine Gabe dafür, Spannungen zu erspüren; ich würde nicht damit durchkommen, so zu tun, als ließe es mich kalt, außen vor zu sein. Sie sah mich mit schreckgeweiteten Augen an. »O nein, ich hab einen Fehler gemacht, stimmt’s? Ich habe meine Gedanken auf dich projiziert, aber das war falsch. Du hättest dich gefreut, wenn ich dich um Hilfe gebeten hätte, oder? Und ich hab gedacht, du würdest nichtsmit dieser ganzen Hochzeitssache zu tun haben wollen. Ich wollte dich mit der Sache einfach nur verschonen.«
Ja, rede dir das mal bloß hübsch selbst ein, Diamond. Vielleicht hattest du das ja in dem liebenswerten Teil deines Hirns gedacht, aber selbst du hast eine dunkle Seite, die verhindern wollte, dass deine Schwester, die wandelnde Katastrophe, deinen großen Tag versaut. Und das ist nur menschlich. »Nein, nein, ist schon okay. Das ist deine Hochzeit – du machst es so, wie du’s willst.«
Aber Diamond versuchte jetzt, ihren Schnitzer wieder auszubügeln. »Ich habe Manatsu zwar schon gefragt, aber sie ist bestimmt froh über Hilfe. Wir lassen die Kleider in London anfertigen, weil da Topaz mit ihrer Familie lebt – das erschien uns am praktischsten –, aber sie kann dir ja die Entwürfe schicken. Ich würde gerne hören, wie du sie findest.«
Zu spät. »Diamond, jetzt mach nicht so einen Wind. Du hast ja recht, ich werde alle Hände voll zu tun haben, wenn ich den Job bekomme. So wie ich die Signora kenne, können wir vermutlich von Glück sprechen, wenn sie mir für den Tag deiner Hochzeit freigibt.«
Im Moment wäre es mir lieber, nicht hingehen zu müssen.
»Ich weiß was! Ich brauche jemanden, der meinen Junggesellinnenabschied organisiert. Ich habe doch Karla, Sky und Phoenix eingeladen, schon ein paar Tage vor der Trauung anzureisen, um mit ihnen in Venedig einen draufzumachen. Wer könnte besser als du dafür sorgen, dass es ein Riesenspaß wird?«
Genau genommen gab es haufenweise Leute, die für diese Aufgabe besser geeignet waren als ich.
»Ich weiß nicht so recht, Diamond. Was ist denn mit deinen italienischen
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