Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Haut. Er griff mit seiner freien Hand auf dem Boden nach etwas, was ihm helfen könnte, fand aber nichts.
»Hör auf! Caleb, er ist fertig!« Ich zog an seiner Schulter, aber er rührte sich nicht.
Licht strömte auf die Lichtung, und Mia und ich standen da wie überraschte Rehe. Ein Van und der vertraute schwarze Sedan hielten am Anfang des Weges. Das Blut rauschte mir in den Ohren und machte mich ganz schwindelig. Es war einfach zu viel auf einmal, was hier passierte. Männer redeten im Hintergrund. Türen schlugen zu. Mia schrie und heulte, und Caleb beschimpfte den Jungen, den er im Begriff war zu töten, auf das Übelste.
»Raus da! Geh sofort raus aus ihm!«, brüllte Caleb und schüttelte Dougie am Hals. »Dein Körper wartet auf dich, du mieses Stück Dreck! Hol ihn dir!«
Ich brauchte keine Gefühlsverbindung, um zu wissen, dass es ihm todernst war. Er würde Dougie töten, um Tobias rauszubekommen, und zur Hölle mit jedem, der ihm dabei im Weg stand. Ich zog kräftiger an seiner Schulter, ich schrie ihm ins Ohr, ich verkrallte mich in seiner Jacke, aber es hatte keinen Sinn.
Langsam hörte Dougies Körper auf zu kämpfen, und seine Hand rutschte von Calebs Schulter. Er verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
»Caleb, hör auf!« Ich schlug auf Calebs Arm ein.
Als er sah, dass Dougie sich nicht mehr bewegte, ließ Caleb endlich von ihm ab. Mia schrie, hockte sich auf den Boden und stieß mich beiseite, um besser sehen zu können. »Dougie!«
Caleb schlang seinen Arm um Mias Taille und zog sie hoch, aber sie trat nach ihm und wehrte sich. »Nein, Mia, bleib hier. Er kommt raus. Geh zurück.«
»Du hast versucht, ihn zu töten! Was zum Teufel ist los mit dir?«, schrie und jammerte Mia.
»Ich habe den Dämon rausgetrieben. Geh zurück!«
Ich sah wieder zu Dougie und wich stolpernd zurück. Jetzt erst verstand ich, was er gemeint hatte.
Dougies Lippen öffneten sich, und seine Brust und sein Bauch bewegten sich wellenförmig wie bei einem seltsamen Bauchtanz. Wie beim letzten Mal strömte wieder dieser schwarze, flüssige Nebel aus seinem Mund. Der schwarze Rauch schwebte wirbelnd über unseren Köpfen und sammelte Kraft. Dann sah ich das wunderschöne goldene Leuchten in der Mitte und wusste, dass Tobias entkommen war. Ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde, wenn er sich wieder mit dem Körper in der Tiefkühltruhe vereinigte, aber jetzt schwebte er bösartig über mir.
»Keiner bewegt sich. Bleibt, wo ihr seid!«, befahl Ruiz. Gleich darauf waren hastige Schritte zu hören.
»Er verlässt den Körper!«, schrie Caleb den Männern zu. Dann zog er seinen Mantel aus und gab ihn Mia. »Halte den vor deinen Mund. Atme nicht ein, bis ich es dir sage.«
»Caleb, jetzt!«, schrie ich.
Er raste zum Parkplatz zurück. Ruiz rannte ihm hinterher, aber er hatte keine großen Chancen, denn wenn das Kuchenmonster eins konnte, dann rennen. Ein paar Meter vor dem Lieferwagen hielt Caleb an und kniete sich auf den Boden, als müsse er sich die Schuhe zubinden. Das Seil, das zu seinen Füßen lag, flammte sofort auf. In Sekundenschnelle fraß sich die Flamme am Seil entlang auf den Lieferwagen zu und kletterte an der Gefriertruhe hoch. Sie explodierte in einer gleißenden Feuerkugel und erhellte dabei die ganze Lichtung.
Das Inferno reichte bis in die Bäume, wo es in schwarzen Rauchspiralen auslief. Aus dem Feuer ertönte ein Chor von Schreien und gequälten Klagelauten. Vielleicht lag es an der Entfernung, aber die Laute schienen gegen den Lärm über meinem Kopf zu verblassen.
Die schwarze Wolke hatte sich ausgebreitet. Sie hatte jetzt einen Durchmesser von mindestens fünf Metern. Sie bewegte sich nicht und zog auch nicht davon, sondern loderte auf und drehte sich in sich selbst, wie ein böser Fluch, der auf den Zauberer zurückfällt. Der Wind schlug mir ins Gesicht und blendete mich, und das donnernde Kreischen von Metall und die höllischen Schreie ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Dieses Ding, diese Seele, dieses Leben starb auf die schlimmste Weise, die man sich vorstellen konnte.
»Sofort alle den Mund bedecken!«, befahl Ruiz seinen Männern.
Ich warf einen flüchtigen Blick auf die vier anderen Männer mit dem hellblauen Leuchten in den Augen. Es mussten Cambion-Geschwister sein. Das war gut. Die einzige Person, um die wir uns Sorgen machen mussten, war Ruiz. Er war der einzige männliche Nicht-Cambion hier. Aber er schien Bescheid zu wissen, denn er bedeckte
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