Captain Future 1 Der Sternenkaiser
Bestie.
»Warten Sie – nicht schießen!«, rief James Carthew plötzlich aus, denn er hatte dem haarigen Monster direkt in die Augen geblickt.Doch die Warnung kam zu spät. Der Wachmann hatte gesehen, wie sich eine unfassbare, bedrohlich wirkende Gestalt dem Präsidenten näherte – und abgedrückt.
Das kleine Strahlengeschoss bohrte sich in den breiten Rücken des Menschenaffen, und das Gesicht der Kreatur verzerrte sich in plötzlicher Qual. Mit einem tiefen, fast menschlichen Stöhnen brach sie zusammen.
James Carthew stieß einen entsetzten Schrei aus und sprang vorwärts. Sein Gesicht war kreidebleich, als er sich über die Kreatur beugte.
In den eigenartig blauen Augen des Affen erlosch der letzte Lebensfunke, während er zum Präsidenten hochblickte und zu sprechen versuchte.
Doch aus dem haarigen Rachen kam nur ein rasselndes, gurgelndes Geräusch – seine letzten Worte verschmolzen zu einem tierischen Grunzen, das nur schwer zu verstehen war.
»Jupiter ... der Sternenkaiser ... Ursache für den Atavismus ...«, keuchte die Kreatur in einem fast ausgestorbenen Dialekt.
Sie bemühte sich vergeblich, den Kopf zu heben. Die brechenden blauen Augen, die sich mit gequältem, flehenden Ausdruck auf den Präsidenten richteten, wirkten fast menschlich.
»Die Bedrohung ...«
Und dann, während sie sich abmühte, ein weiteres Wort zu formulieren, floss das Leben aus ihr heraus. Sie sank zu Boden, den Blick ins Leere gerichtet.
»Tot!«, rief Carthew verzweifelt und am ganzen Leib zitternd aus.
»Mein Gott, es hat gesprochen!«, wunderte sich der leichenblasse Wachmann. »Dieser Affe – hat gesprochen!«
»Das war kein Affe«, sagte Carthew mit heiserer Stimme. »Das war ein Mensch!«
Er richtete sich auf, während Wachmänner und Angestellte aufgeschreckt in das Büro gerannt kamen.
»Raus hier – Sie alle«, flüsterte Carthew und wies mit zitternder Hand zur Tür.
Entsetzt, den Blick starr auf den monströsen, haarigen Leichnam auf dem Boden gerichtet, zogen sie sich zurück und ließen den Präsidenten und seinen Sekretär mit der makabren Leiche allein.
»Gütiger Gott – diese blauen Augen! Das kann nicht Sperling gewesen sein!«, sagte der junge Sekretär erschaudernd.
»Und doch war es kein anderer«, bestätigte James Carthew mit leiser Stimme. »Ich habe ihn an den Augen erkannt – aber es war bereits zu spät. John Sperling, unser bester Geheimagent, hat sich in eine Bestie verwandelt, die nun tot hier auf dem Boden liegt!«
»Sie haben ihn mit dem Auftrag losgeschickt, die grauenhaften Vorkommnisse auf dem Jupiter zu untersuchen, und jetzt ist er ihnen selbst zum Opfer gefallen!«, rief Bonnel heiser aus. »Wie all die anderen Menschen dort draußen hat er sich in eine Bestie verwandelt. Und dennoch war er noch menschlich genug, um zurückzukehren und zu versuchen, Bericht zu erstatten!«
Der bleiche junge Sekretär blickte seinen Vorgesetzten flehentlich an.
»Was kann es nur sein, das dort draußen auf dem Jupiter eine Heerschar von Ungeheuern gebiert? Im vergangenen Monat hatten wir Hunderte solcher Fälle – Hunderte von Menschen, die sich in affenähnliche Bestien verwandelt haben!«
»Was immer es ist, es geht hier um mehr als nur um den Jupiter«, flüsterte Carthew verstört. »Was, wenn sich diese seltsame Plage auch auf anderen Planeten ausbreitet – zum Beispiel auf der Erde?«
Bei dieser Vorstellung wurde Bonnel noch bleicher.
»Gütiger Gott, das darf niemals geschehen!«
Der Präsident betrachtete den haarigen Leichnam zu seinen Füßen, der noch vor wenigen Wochen einer der scharfsinnigsten, tapfersten Geheimagenten der Planetenpolizei gewesen war.
»Vielleicht hat Sterling einen Bericht verfasst«, murmelte Carthew. »Das sollen Geheimagenten zwar eigentlich nicht, aber ...«
*
Der junge Sekretär begann hastig, die Kleider der haarigen Kreatur zu durchsuchen. Mit einem leisen Schrei zog er ein Blatt Papier aus einer der Overalltaschen.
Es war mit einer plumpen, unleserlichen Handschrift bedeckt, die aussah wie das Gekrakel eines Kindes. Die Überschrift lautete: ›An den Präsidenten.‹ Carthew las laut vor:
Das Schiff ist nur noch einen Tag von der Erde entfernt, doch ich spüre die Verwandlung so schnell voranschreiten, dass ich befürchte, nicht mehr klar denken, geschweige denn mich klar ausdrücken zu können, wenn ich die Erde erreiche. Schon vor Tagen habe ich mich auf dem Jupiter mit der Seuche angesteckt. Ich wollte unter allen
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