Carinas Todesparties
Ghoul-Friedhof.«
Mein Freund starrte mich an, als hätte ich einen schlechten Scherz gemacht. »Hier unten soll sich ein Ghoul-Friedhof befinden?« fragte er noch einmal nach.
»Wir haben es selbst vernommen. Und Carina Colby hatte keinen Grund, uns zu belügen.«
»Das bestimmt nicht.« Mein Freund tastete mit seinen Blicken den Untergrund vor seinen Füßen ab. »Jeder Friedhof, auch ein unterirdischer, besitzt einen Ein-und einen Ausgang. Den Eingang kenne ich. Der Schrank hat ihn…«
»Nein, bestimmt nicht.« Lucy Roscyn war unserem Gespräch bisher schweigend gefolgt. Nun mischte sie sich ein. »Es ist mir zwar auch neu, aber ich glaube, daß sich der Eingang zu den unterirdischen Stätten im Keller befindet. Das Haus hat einen verdammt düsteren Keller. Da gibt es Räume und Verliese. Ich hatte mich, als ich noch hier wohnte, stets gefürchtet, den Keller zu betreten. Zum Glück beschäftigten wir Personal, das mir entsprechende Aufgaben abnahm. Ich habe auch schon gehört, wie sich ein Dienstmädchen darüber beschwerte, daß es in den Räumen so fürchterlich riechen würde.«
»Ghoulgeruch!« sagte ich knapp.
Lucy hob die Schultern.
Suko deutete auf Carina. »Es wäre am besten, wenn wir sie fragen könnten. Da das nicht geht, müssen wir uns an die Aussagen dieser Fiona halten. Sie hat von einer bestimmten Nacht gesprochen. Von dieser Nacht hier, und wir können davon ausgehen, daß sich die Ghouls die Opfer holen werden. Nicht umsonst sind die Menschen zu Boden gefallen und wie tot liegengeblieben. Keiner von denen kann sich wehren. Das schafft einfach keiner.«
»Wenn ich dich richtig verstanden habe, schlägst du vor, gar nichts zu tun und auf die Ghouls zu warten.«
Suko nickte. »Bis sie wie Maulwürfe aus der Erde kriechen. Eine andere Chance sehe ich nicht.«
»Das wäre hier kein guter Ort«, gab Lucy zu bedenken. Sie zeigte zum Ende des Grundstücks hin. »Als die Archäologen gruben, haben sie sich dort aufgehalten. Da wurde sogar gerodet, die Stellen sind aber mittlerweile wieder zugewachsen. Ich kann mir vorstellen, daß sich der Friedhof in dieser Gegend befindet.«
Ich schaute Suko an. »Die Idee ist gar nicht so schlecht. Sollen wir dort suchen?«
»Einverstanden.«
»Ich bleibe hier!«
Mein Blick fraß sich an Lucys Gesicht fest. Sie senkte ihre Augenlider nicht. »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Mr. Sinclair, aber so ist es nicht, glauben Sie mir. Ich werde Carina nicht töten. Außerdem haben Sie meine Waffe an sich genommen.«
»Man kann einen Menschen auch mit den bloßen Händen umbringen.«
»Das würde ich nicht schaffen.«
Ich beschloß, der Frau noch einmal zu glauben und nickte. »All right, Sie können hierbleiben. Nur geben Sie acht. Wenn tatsächlich Ghouls auftauchen, verschwinden Sie so rasch wie möglich.«
»Ich laufe dann ins Haus.«
Wohl war uns nicht, die Frauen zurückzulassen, aber es gab in diesem Fall wichtigere Dinge.
Diesmal gingen wir schneller. Sehr bald hatten wir den dichten Busch-und Waldrand erreicht und auch die Stelle, an der ich mich aufgehalten hatte.
Dort tauchten wir in die Büsche ein. Gemeinsam bahnten wir uns einen Weg durch den sperrigen Widerstand und liefen über einen weichen Boden. Von irgendwelchen Löcher oder Grabausgängen sahen wir nichts. Wie die starren Arme irgendwelcher Geister huschten die Strahlen der Lampen über den Boden und durch den Wirrwarr der Sträucher, hinter dem die hohen, düsteren Bäume wuchsen. Ich blieb stehen. Mein Freund hielt sich einige Schritte von mir entfernt auf. »Wir müßten eigendlich schon mitten auf diesem verdammten Ghoul-Friedhof stehen«, sagte er.
»Das glaube ich auch.«
Ghouls riecht man, bevor man sie sieht. Ich hätte mir jetzt den Leichengeruch gewünscht, wurde aber leider enttäuscht. Uns blieb nichts anderes übrig als weiterzusuchen.
Dann hörten wir das Geräusch. Es war nicht sehr laut, in der Stille aber deutlich zu vernehmen.
Auch Suko war es nicht entgangen. Da er näher an der Quelle stand als ich, lief er auch als erster los. Ich verfolgte ihn mit dem Strahl meiner Lampe. Suko hatte Glück, da er eine kleine Lichtung erreichte, auf der kaum Gestrüpp wuchs.
Seine Gestalt zeichnete sich konturenscharf im Lichtstrahl ab. Zwar warfen einige Zweige und Äste Schatten über seinen Rücken, das störte nicht. Ich konnte ihn gut sehen und auch erkennen, wie er plötzlich ab-und nach vorn rutschte, noch beide Arme hochriß, bevor er verschwunden war.
Ich kam nicht
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