Cash Out (German Edition)
glaube nicht, dass du das möchtest.»
Ein stechender Schmerz breitet sich zwischen meinen Beinen aus. Vor zwanzig Minuten hing noch eine Klemme aus meinem Sack, aber mit einem Mal ist dies das kleinste meiner Probleme. Ich schüttele den Kopf. «Ihr Jungs seid von der IT ?»
«Nein, wir
waren
die IT . Jetzt sind wir outgesourct, unsere Arbeitsplätze wurden ins Ausland verlegt, wir sind arbeitslos. Wir waren nur vorausschauend genug, einige hochinteressante Daten zu sichern, bevor wir unseren Kram zusammenpacken mussten.»
Ich versuche, mich zu fassen. «Und was wollt ihr?»
Er beugt sich vor und faucht mich an. «Wir wollen deine Kooperation.»
Little Red macht ein süffisantes Geräusch und fügt hinzu: «Hübscher Junge.»
High Rider schaut mich eindringlich an. «Wir wollen, dass du machst, was wir dir sagen, und zwar genau dann, wenn wir so weit sind.» Rhetorische Pause. «Andernfalls …»
Little Red bringt den Satz zu Ende. «… keine fetten Nutten mehr für dich.»
High Rider funkelt Little Red wütend an. «Lass deine Phantasien hier aus dem Spiel.» Dann zu mir: «Andernfalls werden wir deine Informationen veröffentlichen.»
Ich wende mich ab und schüttle den Kopf. Natürlich sind da die 1 , 1 Million Dollar, aber ich denke vor allem an Kate und die Jungs. Was wird aus unserer Familie, wenn die anderen Sachen bekannt werden? Beispielsweise, dass ich einer Bürokollegin mitteile, wie gerne ich mal mein Gesicht in ihrem Arsch vergraben würde? Wegen meiner langen Arbeitszeiten fühlt Kate sich ohnehin schon zu Hause allein gelassen – deshalb auch die Sitzungen bei der Paarberatung. Sie macht gerne mal Scherze über den Gedanken, ich könnte sie betrügen. «Du kommst immer zu spät zum Abendessen nach Hause. Hast du im Büro eine heiße Untergebene, die nicht genug von deinen Anweisungen bekommen kann?» Aber in letzter Zeit hat sich die Witzelei eher ein bisschen halbherzig angehört. Ich verdrehe nur die Augen und winke müde ab, denn in Wahrheit war ich nie in Versuchung – na ja, fast nie.
Der Van kommt mit quietschenden Reifen zum Stehen, und ich registriere, dass wir wieder auf dem Parkplatz sind, direkt vor meinem Wagen. «Möchtest du auch mal eine gute Nachricht hören, Dan?», fragt High Rider.
Ich starre ihn an.
«Die gute Nachricht lautet, wir wollen nichts von deinem kostbaren Aktienoptionsgeld.»
«Deinem Fette-Nutten-Geld», fügt Little Red hinzu.
High Rider dreht sich zu ihm. «Das ist dein Ding, und das weißt du genau.»
«Vielleicht mag er ja auch kräftige Mädchen?», faucht Little Red.
Ich starre weiter High Rider an.
«Wir haben es auf diesen Haufen Dünnschiss abgesehen, den du Chef nennst. Wenn wir dich kontaktieren – und das wird schon sehr bald sein –,
wirst
du uns helfen. Dürfte einem Verräter wie dir nicht zu schwerfallen.»
Scheiße. Diese Typen haben ihre Hausaufgaben gemacht.
«Wenn du nicht mitspielst, wirst du alles verlieren: die Möglichkeit, deine Optionen flüssig zu machen, das gemütliche kleine Leben mit deiner knackigen Frau, die Fähigkeit, deine süße kleine Familie zu ernähren.»
Ich schaue auf seine linke Hand. Kein Ring.
«Raus jetzt, Dan. Steig aus dem Van.»
Immer noch verschnürt, hopse ich aus dem Van, stolpere und krache wieder auf den Asphalt. Ich wälze mich herum und stöhne.
«Und eine Sache noch.»
Ich sehe zu ihm auf.
Seine Augen funkeln. «Viel Spaß bei deiner Sextherapeutin.» Er zieht die Schiebetür zu, und aus dem Inneren des Mini-Vans dröhnt schallendes Gelächter.
Scheiße, tun mir die Eier weh …
Verräter.
Ja, das bin ich. Ein beschissener Verräter.
Vor zwölf Jahren, als ich noch Reporter war, wäre es so ziemlich das Letzte gewesen, was ich glaubte mal zu werden. Dann wurde das Leben härter, und irgendwann hatte ich die Schnauze voll von so ein paar Dingen. Zum Beispiel davon, in einem 92 er-Dodge herumzufahren. Kaum genug Geld zu haben, mir eine neue 501 kaufen oder die Miete zu bezahlen. Ich hatte die Schnauze voll, mit ansehen zu müssen, wie irgendwelche Anzughengste die Redaktion finanziell austrockneten und uns zwangen, für weniger Geld mehr zu arbeiten und dabei immer schlechter zu werden; wie sie jede journalistische Qualität vernichteten und wir in einem aberwitzigen Tempo durch die Tage hetzten. Schluss mit den originellen investigativen Recherchen. Ich bekam es satt mit anzusehen, wie meine geliebte Zeitungsbranche mehr und immer mehr Leser an vermeintlich kostenlose,
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