Cash Out (German Edition)
Mails mit allen relevanten Anhängen geschickt.»
«Janice, ich muss jetzt leider Schluss machen.»
«Aber ich –»
Ich beende das Gespräch.
Noch drei Tage.
Ich rufe zu Hause an. Kate geht ran, klingt gestresst – im Hintergrund brüllen die Jungs.
«Mit dir alles in Ordnung?», fragt sie.
Ich bringe kein Wort heraus.
«Dan?»
«Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist.»
Einer der Jungs stößt einen markerschütternden Schrei aus. Kate legt den Hörer aus der Hand und schnauzt: «Harry, lass ihn in Ruhe. Komm her, Ben.» Eine Sekunde später sagt sie zu mir: «Okay, da bin ich wieder.»
«Ich bin eben von ein paar Geeks in einen Van geschmissen worden …»
Ein weiterer Schrei. Klingt nach Ben.
«Geeks? Was für Geeks? Ein Van?»
«Ich musste diese Typen auf dem Parkplatz bitten, mich loszubinden.»
Am anderen Ende der Leitung ein lautes Krachen, gefolgt von Schreien. Ich kann sie bei dem Lärm kaum verstehen. «Bleib dran. Harry,
du kommst sofort hierher
.» Und dann: «Okay. Also,
was
?»
«Wir reden später.»
Die Jungs fangen wieder an zu schreien. «Ist vielleicht besser, ja.» Ihre Stimme wird schärfer. «Und falls du die Zeit findest, dir diese Erbsen selbst zu besorgen, wäre das super. Ich muss ihnen noch Mittagessen machen.»
«Kein Problem.»
«Okay. Tschüs», sagt sie, und mitten in dem Satz «Harry, lass ihn in –» endet die Verbindung.
Als ich säbelbeinig vor den Regalen mit der Tiefkühlkost stehe, denke ich an alles Mögliche, nur nicht an Erbsen. Ich denke daran, wie ich mich am besten absichere, daran, die Cops anzurufen, mir einen Anwalt zu besorgen, mich mit meinem Boss in Verbindung zu setzen, den firmeneigenen Sicherheitsdienst von FlowBid zu verständigen. Ich denke darüber nach, diese Sache zu beenden, bevor alles völlig aus dem Ruder läuft. Das einzige Problem ist nur, wenn ich einen dieser Leute anrufe, ist meine berufliche Karriere zu Ende, und meine Familie wird das ganze Geld verlieren – die ganze Zukunft, auf die ich die letzten beiden Jahre hingearbeitet habe, Geld, für das ich meine einzige wahre berufliche Leidenschaft aufgegeben habe.
Vielleicht wollen sie ja nur eine kleine Gefälligkeit …
Ich öffne eine Tür und schnappte mir einen länglichen Beutel
Jolly Green
-Riesenerbsen.
Vielleicht wollen sie ja nur eine harmlose kleine Information …
Ich schließe die Tür und wiege den Beutel in der Hand.
Vielleicht wollen sie ja nichts Illegales von mir? Vielleicht …
Ich drehe mich um – und knalle voll gegen einen Pitbull von Mann. Beziehungsweise, er knallt gegen mich.
Er ist kahl, gedrungen, und sein gewaltiger Oberkörper ist beinahe eine Nummer zu groß für seinen blauen Blazer. Als ich in seine dunklen Augen sehe, weiß ich sofort, dass ich in Schwierigkeiten stecke: Das sind nicht die Augen von jemandem, der überrascht oder besorgt ist. Es sind Augen wie die von Rod – ruhig und beherrscht. Dann packt er mich und schleudert mich über den Gang mitten durch die Schiebetür eines Tiefkühlregals.
Es geht alles so schnell – es ist so mühelos –, dass ich keine Zeit habe, überrascht zu sein. Glas fliegt in alle Richtungen, gelbe Eggo-Kartons purzeln über meinen Kopf, eine Frau schreit, und ich werde aus dem Kühlschrank gezogen und auf die andere Seite des Ganges geschoben.
Er knallt mich gegen den Metallrahmen einer Glastür und schiebt sein Kinn in meine Richtung, ist dabei völlig ruhig und riecht recht streng nach einem eichigen Aftershave. «Du solltest dich vorsehen, Partner.»
Ich versuche, mich zu befreien, aber er ist zu stark. Erschreckend stark.
«Ich wollte nicht –»
Er zieht mich dichter zu sich, beißt sich auf die Lippe und reißt sein Knie hoch – mir genau zwischen die Beine.
Und gleich noch mal.
«Merk dir, was ich gesagt hab», flüstert er, als er mich zu Boden gleiten lässt. «Sieh dich vor.»
Der Schmerz umhüllt mich. Er raubt mir den Atem, lähmt meine Glieder und beherrscht meine Sinne. Der Schmerz bohrt sich langsam von unten in meinen Bauch und die Beine hinunter, ist schlimmer als alles, was ich jemals empfunden habe. Langsam gleite ich zu Boden und rolle mich auf der Seite liegend zusammen, kämpfe gegen das Verlangen, mich zu übergeben, während ich gleichzeitig verfolge, wie dieser Kerl nach vorne verschwindet, Leute sich beeilen, ihm aus dem Weg zu gehen, alle diesem Pitbull im Blazer Platz machen.
Ich humple durch die Praxis in Palo Alto und komme mit
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