Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
Detective Heat“, sagte er.
Ihr Polizisteninstinkt sorgte dafür, dass Nikki zuerst die anderen drei Räume überprüfte, bevor sie den eigentlichen Tatort betrat. Sie wusste, dass Raley und die Officers, die als Erste eingetroffen waren, die Räume gesichert hatten, aber sie steckte den Kopf durch jede Tür und warf einen kurzen Blick hinein. Alles, was sie im Dämmerlicht erkennen konnte, waren die Umrisse von Gegenständen und Möbeln aus dem Sadomasobereich. Jedes Zimmer schien dabei einem eigenen Thema gewidmet zu sein: ein viktorianisches Boudoir, ein Raum für Tierrollenspiele und ein Zimmer, in dem man seiner Sinne beraubt wurde. In den kommenden Stunden würden diese Räumlichkeiten von der Spurensicherung durchforstet werden, um Beweise zu sammeln, doch fürs Erste war sie mit ihrer Begutachtung zufrieden. Heat zog ihre Handschuhe aus der Tasche und ging zur vierten Tür, wo Feller und Van Meter ehrerbietig hinter Raley warteten. Dies war ihr Fall, ihr Revier, und eine unausgesprochene Etikette besagte, dass sie den Raum vor ihnen betreten durfte.
Die Leiche war nackt und mit Händen und Füßen an einen xförmigen, vertikalen Holzrahmen gefesselt, der als Andreaskreuz bezeichnet wurde. Das Gebilde war in der Mitte des Raums fest im Boden und in der Decke verankert, der Körper des toten Mannes war in sich zusammengesackt. Seine Knie waren gebeugt und sein Hintern hing über dem Linoleumfußboden. Da sein massiges Gewicht – Heat schätzte ihn auf fast einhundertfünfundzwanzig Kilo – nun nicht mehr von seinen Muskeln gehalten wurde, waren die Handgelenkfesseln über seinem Kopf angespannt und verzogen seine Arme zu einem strammen Ypsilon.
Detective Feller sang leise den Refrain von „YMCA“, bis Nikki ihm einen tadelnden Blick zuwarf. Er verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust und sah seinen Partner an, der nur mit den Schultern zuckte.
„Was haben wir hier, Rales?“, fragte Heat ihren Detective.
Raley warf einen Blick auf seine einzelne Seite mit Notizen. „Bisher nicht viel. Sehen Sie selbst.“ Er vollführte eine ausladende Geste durch den Raum. „Nirgendwo Kleidung, kein Ausweis, nichts. Die Putzkolonne hat die Leiche entdeckt. Sie sprechen nur Spanisch, also hat sich Ochoa mit ihnen ins Büro begeben, um ihre Aussagen aufzunehmen. Bisher wissen wir, dass der Laden gegen ein Uhr schließt, manchmal auch gegen zwei. Dann kommt die Putzkolonne. Sie haben ihre übliche Arbeit gemacht und dachten, sie wären allein, bis sie hier hineinkamen, in die, äh …“
„Folterkammer“, sagte Nikki. „Die Räume sind thematisch eingerichtet. Dieser hier dient der Folter und Demütigung.“ Sie nahm seinen Blick wahr und erklärte: „Ich war mal bei der Sitte.“
„Ich auch“, erwiderte Raley.
„Dann habe ich wohl bessere Arbeit geleistet.“ Heat zog eine Augenbraue hoch und sah zu, wie er errötete. „Also war niemand sonst hier, als die Leiche entdeckt wurde. Haben die Reinigungskräfte irgendjemanden aus dem Gebäude gehen sehen?“
„Nein.“
„Im Eingangsbereich befindet sich eine Überwachungskamera“, sagte Van Meter.
Raley nickte. „Wir sind schon dran.“ Dann wandte er sich an Nikki. „Im Büro der Geschäftsführerin gibt es einen verschlossenen Schrank, in dem sich laut Aussage der Reinigungskräfte das Aufnahmegerät befindet.“
„Wecken Sie die Geschäftsführerin“, sagte Heat. „Sie soll den Schlüssel für den Schrank mitbringen, aber erzählen Sie ihr nichts von der Leiche. Sagen Sie einfach, jemand hätte versucht, hier einzubrechen. Ich will nicht, dass sie auf dem Weg hierher irgendwen anruft, und ich will ihre Reaktion sehen, wenn sie erfährt, was wirklich passiert ist.“
Als Raley den Raum verließ, um den Anruf zu tätigen, fragte Heat den Leiter der Spurensicherung und den Polizeifotografen, ob sie in der näheren Umgebung nach Kleidung, einer Brieftasche oder einem Ausweis gesucht hätten. Sie kannte die Antwort bereits – immerhin waren diese Leute Profis –, aber die grundlegenden Punkte mussten abgedeckt werden. Das Offensichtliche, von dem oft angenommen wurde, es sei zu offensichtlich, war das, was oftmals übersehen wurde. Doch sobald man anfing, Vermutungen anzustellen, und aufhörte, die Dinge zu überprüfen, entstanden Lücken in den Ermittlungen. Die Beamten bestätigten, dass während der ersten Überprüfung der Umgebung weder Kleidung noch ein Ausweis oder irgendwelche anderen persönlichen Gegenstände gefunden worden
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