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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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beunruhigt, was wohl ihr kleiner Michel und seine Großmutter sagen würden, wenn sie sie zur Zigeunerin verwandelt wiederfänden.
    »Nein. Es wird zunehmend verblassen. Zwei Monate sind, denke ich, alles, womit Ihr rechnen müßt. Darauf müßt Ihr ein neues Bad nehmen, wofern Ihr Euch nicht lange der Sonne aussetzt. Beeilt Euch, das Bad wird kalt!«
    Er ging zögernd hinaus, als bedauerte er, nicht dabeibleiben zu können, von Sara begleitet, die sorgfältig den Vorhang wieder hinter sich schloß und mit ihrem breiten Rücken einen immer möglichen Spalt verdeckte.
    Währenddessen zog Cathérine sich schnell aus und stieg, ohne Atem zu holen, ins Wasser. Ein süßlicher, leicht pfeffriger Geruch stieg ihr sofort in die Nase. Das Wasser war nicht übertrieben warm, und einmal drinnen, verflog Cathérines Widerstreben. Den Atem anhaltend und die Augen schließend, tauchte sie mit dem Kopf einmal, zweimal, zehnmal unter.
    Als die neben dem Bottich aufgestellte Sanduhr um eine Viertelstunde gefallen war, stand Cathérine auf und ließ die dunklen Tropfen an ihrer Haut herunterrinnen, die einen warmen, goldenen Braunton angenommen hatte.
    »Wie bin ich jetzt?« fragte sie ängstlich Sara, die ein auf einem Schemel bereitgelegtes Tuch nahm, um sie abzutrocknen.
    »Der Hautfarbe nach könntest du meine Tochter sein, und mit deinem blonden Haar ergibt das einen seltsamen Effekt, obgleich es auch leicht gebräunt ist.«
    Die Stimme Guillaumes drang herein.
    »Seid Ihr fertig? Zieht Euch vor allem noch nicht an. Ihr würdet Gefahr laufen, Eure Kleider zu beschmutzen.«
    In ihr Badetuch gehüllt, trat Cathérine wieder zu den beiden Männern in den großen Raum hinaus. Guillaume hatte eine mit einem roten Kissen belegte Fußbank neben einen Dreifuß gestellt, auf dem eine mit einer dicken schwarzen Paste gefüllte Schale stand. Gehorsam setzte sich Cathérine und ließ den Maler ihren Haaransatz mit der Paste bestreichen, die einen starken und unangenehmen Geruch ausströmte. Tristan schnitt eine Grimasse und hielt sich die Nase zu.
    »Schrecklich! Kann ein Frau mit solchem Geruch denn verführerisch sein?«
    »In einer Stunde, wenn die Paste ihre Wirkung getan hat, waschen wir das Haar.«
    »Und was ist drin?«
    »Gallapfel, Eisenrost, Vitriol, durch den Wolf gedrehtes Hammelfleisch, mit Schweinefett gemischt.«
    »Vitriol« begehrte Sara auf. »Unglücklicher, Ihr werdet sie töten!«
    »Beruhigt Euch, Weib! In allem kommt es auf das Maßhalten an. Ein solches Gift ist in bestimmten Mengen tödlich, es heilt aber, wenn man es in winzigen Dosen verwendet.«
    Die langen, geschmeidigen Hände des Malers waren erstaunlich zart, leicht und anschmiegsam. Während er andächtig Cathérines Haar knetete, sprach er wie zu sich selbst:
    »Ein wahres Verbrechen, so schönes und helles Haar zu schwärzen, aber die Schönheit dieser holden Dame wird dadurch nicht vermindert. Ich glaube, sie wird nur noch gefährlicher werden.«
    »Und es wird mit der Zeit auch wieder verblassen?« wollte Cathérine wissen.
    »Oje, nein! Ihr müßt Euer Haar wachsen lassen, dann kann man die noch schwarz gebliebenen Locken abschneiden.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, erklärte Sara. Cathérine unterdrückte einen Seufzer. Nicht, daß sie dieses neue Opfer etwa bedauerte, das man ihr abverlangte, aber der Gedanke, ihr Haar wieder schneiden lassen zu müssen, behagte ihr gar nicht.
    Eine Stunde lang hielt sie die Paste aus, die ihr leicht auf der Kopfhaut brannte und so drückend schwer wie die Erde schien. Um sie abzulenken, hatte Guillaume eine Viola von einem Tischchen genommen und sang nun mit halber Stimme, sich dabei begleitend:
    »Wenn der Baum von Blättern sich leert,
wenn sie zur Erde gefallen sind
und Armut den Krieg mir erklärt,
mir keine Ruh' mehr gewährt
im Winterwald …«
    Das Lied war traurig, die Musik süß, und der seltsame Mann trug es wie ein echter Künstler vor. Ergriffen und bezaubert, vergaß Cathérine darüber ihre merkwürdige Lage. Sara und Tristan taten es ihr nach, sie hörten zu. Und die junge Frau bedauerte fast, daß die Wartezeit zu Ende ging, mit so großem Vergnügen hatte sie Guillaume zugehört. Sie sagte es ihm auch. Der Maler verzog die Lippen zu seinem bizarren Lächeln.
    »Manchmal, wenn unsere Königin sehr niedergeschlagen ist, läßt sie mich rufen, daß ich für sie singe. Ich kenne so viele Balladen und Lieder … auch solche aus ihrem Lande Aragon! Und ich singe gern für sie, weil sie eine

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