Cathérine de Montsalvy
hochgestellte und edle Dame ist und ein großmütiges Herz hat.«
Während er sprach, hatte er Cathérine flink von ihrer übelriechenden Paste befreit. Das Haar der jungen Frau, jetzt schön schwarz geworden, wurde gewaschen und mit unendlich vielen Tüchern kräftig getrocknet, worauf Guillaume einer Truhe ein in Seide gewickeltes Bündel entnahm. Es enthielt lange schwarze Haarsträhnen, die er zuerst ihrer Wirkung nach miteinander verglich. Sodann machte er sich zufrieden daran, sie mit Nadeln im Haar Cathérines zu befestigen, wobei er Sara genau zeigte, wie man es machen mußte.
»Manche schöne Dame, deren Haar sich im Laufe der Jahre gelichtet hat, nimmt zu dieser kleinen Kriegslist Zuflucht und behilft sich mit meinen guten Diensten.«
Mit peinlicher Sorgfalt zeichnete er Cathérines Augenbrauen mit einer Paste nach, die er einer kleinen Silberdose entnahm, und strich leicht über die Wimpern der jungen Frau.
»Sie sind sehr dicht und schon dunkler«, sagte er, »aber man muß sie noch schwärzer machen. Wißt Ihr, daß Ihr so sehr schön ausseht?«
Mit offenem Mund betrachteten Sara und Tristan das Ergebnis, ohne Worte zu finden. Von einem in einer Ecke stehenden Tisch holte Guillaume einen runden Spiegel, den er Cathérine wortlos reichte. Die junge Frau stieß einen erstaunten Ruf aus. Das war sie, und doch war es wieder jemand ganz anders. Die schwarzen Brauen und Wimpern machten ihre blauen Augen noch dunkler, schwarze Locken umrahmten ihre Stirn, ihre Lippen wirkten röter, und in ihrem dunkleren Gesicht blitzten ihre Zähne weiß. Sie war nicht schöner als vorher, aber sie war anders, von einer mehr perversen Schönheit, gefährlicher auch, was Tristan mit unverhohlener Befriedigung feststellte.
»Es wird schwer sein, ihr zu widerstehen!« sagte er ruhig. »Ihr habt gut gearbeitet, Meister Guillaume. Nehmt dies … und schweigt.«
Er zog eine dicke, runde Börse aus der Tasche, doch zu seiner großen Überraschung wies der Maler das Dargebotene mit sanfter Hand zurück.
»Nein«, sagte er nur.
»Wie? Ihr wollt für Eure Mühe keine Bezahlung annehmen?«
»Doch … aber nicht so!« Er wandte sich zu Cathérine, die sich noch immer im Spiegel betrachtete.
»Ich brauche kein Gold, aber wenn diese schöne Dame mir die Gunst gewährte, ihre Hand küssen zu dürfen, werde ich hundertfach bezahlt sein.«
Spontan vergaß Cathérine den Widerwillen, den sie ursprünglich empfunden hatte, und streckte ihm beide Hände entgegen.
»Dank, Meister Guillaume. Ihr habt mir einen Dienst erwiesen, den ich nicht vergessen werde.«
»Ein kleiner Platz in Eurer Erinnerung wird aus mir den glücklichsten aller Männer machen. Und gedenkt meiner auch in Euren Gebeten … denn die habe ich sehr nötig!«
Ehe er die junge Frau zum Ankleiden in die Kammer zurückkehren ließ, machte er ihr die kleine Silberdose mit der schwarzen Paste, eine andere, sehr ähnliche, die eine Art dicker Creme von schönem, leuchtendem Rot enthielt, und einen kleinen Flakon zum Geschenk.
»Das Rot ist zum Auffrischen Eurer Lippen. Die Zigeunerinnen sehen aus, als hätten sie Feuer unter der Haut, und Eure Lippen sind von einem zu zarten Rosa. Was das Fläschchen betrifft, so enthält es ein stark nach Moschus duftendes Parfüm. Verwendet es in bescheidenden Mengen, denn man braucht davon sehr wenig, um das Blut eines Mannes zu entflammen!«
Es war kurz vor Mitternacht, als Cathérine und ihre beiden Gefährten wieder vor dem Ausfalltor des Schlosses anlangten. Sie hatten keine Seele in den Gassen getroffen, nichts als eine große schwarze Katze, die sich bei ihrer Annäherung miauend auf und davon machte, was Sara bewog, sich hastig zu bekreuzigen.
»Schlechtes Vorzeichen!« murmelte sie. Aber Cathérine hatte beschlossen, ihre Ohren jeder pessimistischen Äußerung zu verschließen. Seit sie das Haus des Malers Guillaume verlassen hatte, fühlte sie sich wie eine andere Frau. Mit diesem neuen Aussehen würde sie nicht mehr den Namen Montsalvy tragen, sondern irgendeinen Namen, den sie auf den dunklen Pfaden, die sie einzuschlagen beabsichtigte, weder kompromittieren noch beschmutzen könnte. Sie würde erst wieder Cathérine de Montsalvy werden, wenn ihre Rache vollendet wäre. Dann würde sie die letzten Spuren ihrer Maske mit Weingeist entfernen, wie Guillaume es sie gelehrt hatte, würde ihre schwarzen Haare abschneiden, die ihr jetzt ebenso falsch vorkamen wie die angesteckten, und würde sich in stolzer Trauer wieder in
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