Cathérine de Montsalvy
um ein zufälliges Zusammentreffen handelt.«
»Aber Ihr glaubt es nicht!«
»Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich glauben soll, ich wollte Euch nur ins Bild setzen und warnen, um zu erfahren, wofür Ihr Euch entscheidet. Ihr könnt Eure Meinung ändern, und in diesem Fall würde ich den Rat von neuem einberufen.«
Er erhob sich schon, aber Cathérine hielt ihn mit einer flinken Bewegung zurück.
»Nein, bleibt! Ich hatte eben einen Augenblick Angst, das gebe ich zu. Ihr wart so bleich! Jetzt aber geht's schon wieder besser. Ich habe keine Lust, die Sache aufzuschieben. Dafür ist es zu spät. Der Plan ist gut, ich werde ihn bis zum Ziel verfolgen. Es steht Euch frei, ihn aufzugeben …«
Das massige Gesicht des Flamen verzog sich zu einer scheußlichen Grimasse.
»Haltet Ihr mich für einen Feigling, Dame Cathérine? Wenn ich etwas unternehme, dann halte ich durch, gehe bis zum Ende, ganz gleich, welcher Art die Konsequenzen sein mögen. Und ich halte nicht das geringste davon, auf Befehl Monseigneurs des Konnetabels in ein Burgverlies geworfen zu werden. Wenn Ihr einverstanden seid, brechen wir heute nacht auf. Ein Geleitbrief, den ich bereits habe, wird uns die Stadttore öffnen. Es wäre besser, wenn man uns bei unserem Aufbruch nicht sähe. Ebenfalls wäre anzuraten, daß Ihr heute Euer Zimmer nicht verlaßt. Ruht Euch aus, Ihr werdet es nötig haben. Die Königin wird heute abend nach der Vesper kommen, um Euch hier zu sehen …«
»Einverstanden. Ich hatte ohnehin nicht die Absicht, anders zu handeln.«
»In diesem Fall … kann ich Messire de Brézé sagen, Ihr seid kränklich und wolltet niemand sehen?« Der umgedrehte Daumen Tristans wies auf die Tür. Er fügte hinzu: »Er ist da, spaziert im Wandelgang auf und ab.«
»Sagt, was Ihr wollt … zum Beispiel, daß ich ihn morgen empfangen werde.«
Das dünne Lächeln des Flamen war wie ein Echo dessen, das sie ihm zuwarf, und wie durch ein Wunder entspannte sich die Atmosphäre. Nur Sara behielt ihre düstere Miene bei.
»Wir werden in ein scheußliches Wespennest stechen, Cathérine«, sagte sie. »Ich hoffe, du bist dir darüber klar.«
Aber die junge Frau zuckte ungeduldig die Schultern und nahm wieder den Spiegel, den sie hingelegt hatte.
»Na und?« entgegnete sie schroff.
Siebentes Kapitel
»Das ist die Höhle, aus der wir das Raubtier aufstöbern müssen!« sagte Tristan l'Hermite, mit seiner Reitpeitsche auf das auf der anderen Seite des Flusses aufragende Schloß deutend.
Am rechten Ufer der Loire hatten die drei Reiter angehalten, neben der alten römischen Brücke, und prüften nun den Ort ihrer künftigen Tätigkeit. In einen Knabenanzug aus braunem Tuch gekleidet, dessen an die Pelerine angeschnittene Kappe nur ihr gebräuntes Gesicht sehen ließ, maß Cathérine das felsige Außenwerk, das sich wie ein schlafender Löwe ans Flußufer schmiegte, und die Festung, die es krönte, mit den Augen: die abweisenden schwärzlichen Mauern, an die zehn massive Türme, die einen dicken Schloßturm umgaben, vorspringende Wehrgänge und Pecherker, denen man ansah, daß sie häufig gebraucht wurden. All dies stand in krassem Gegensatz zu der Anmut dieser Flußlandschaft, die der Frühling in zärtliches Grün hüllte. Einzig ein Wald von auf den Wällen flatternden, vom königlichen Emblem beherrschten Fahnen gab dem rohen Bauwerk einen freundlicheren Akzent.
Sara schob die Kapuze ihrer Mönchskutte zurück und betrachtete das Schloß mit Mißtrauen.
»Wenn wir da einmal hineingehen, kommen wir lebend nicht mehr heraus.«
»Wir sind schon aus viel gefährlicheren Schlössern entwichen. Erinnere dich an Champtocé und Gilles de Rais!«
»Danke, ich habe nicht vergessen, daß der Herr Blaubart mich lebendig rösten wollte«, antwortete die Zigeunerin schaudernd. »Während der ganzen Zeit in Angers dachte ich, daß wir verdammt nahe daran waren! Aber da wir nun an unserem Bestimmungsort angelangt sind, was machen wir jetzt?«
Tristan wandte sich im Sattel um und wies mit seiner Peitsche auf eine kleine Herberge, die auf der anderen Seite der Straße, der Brücke zugekehrt, stand und deren grün-gelb-rotes Schild verkündete, daß man im ›Königlichen Kelterhaus‹ den besten Wein von Vouvray zu trinken bekomme.
»Dort geht Ihr hinein und wartet auf mich. Ich muß den Anführer des Stammes sprechen. Macht's Euch bequem, ruht Euch aus, trinkt aber nicht zuviel! Der Wein von Vouvray schmeckt gut, aber er steigt zu Kopf.«
»Haltet
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