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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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als dieser sein Angebot mit Elendsmiene ablehnte.
    Als das Transportschiff den geschützten Ankerplatz erreicht hatte, ließ die grauenhafte Seekrankheit bei Cato rasch nach, und er blickte, die eine Hand am Stag, über den Kanal hinaus, wo die Invasionsflotte vor Anker lag. Hunderte Schiffe drängten sich auf der schimmernden Meeresoberfläche; schlanke Kriegsschiffe mit hohen, zinnenbewehrten Türmen, die zwischen den Ruderern aufragten, breite Transportschiffe mit geringem Tiefgang dicht am Strand und Hunderte kleiner Fährschiffe, die von Gallien Proviant und Ausrüstung herbeischafften.
    Die Legionäre drängten sich neugierig an der Reling des Transportschiffes und wurden von den schimpfenden Seeleuten beiseite geschoben, die nach wie vor damit beschäftigt waren, das Schiff im schwachen Wind langsam ans Ufer zu steuern. Die geheimnisumwobene, nebelverhüllte Insel Britannien, bislang Teil der römischen Folklore, lag nun als öde Küstenlinie in der Hitze eines klaren Mittsommertages vor ihnen. Die Erregung wurde angesichts der wogenden Hügellandschaft mit den Gehöften, Feldern und Wäldern, die sich in den fernen Dunst erstreckten, von einer gewissen Enttäuschung gedämpft. Hier und da verteilten sich kleine Trupps von Legionären, während in der Ferne die Staubwolke der Nachhut die Richtung angab, in der die Hauptstreitmacht der ersten beiden Legionen ins Landesinnere vorgedrungen war.
    In den letzten beiden Tagen hatten die Soldaten nur äußerst dürftige Kunde von den Fortschritten der Invasion erhalten. Die Transportmannschaften, die von Britannien zurückgekehrt waren, um den Rest der Armee nachzuholen, konnten lediglich berichten, dass die ersten beiden Legionen an Land gegangen waren, ohne auf Gegenwehr zu treffen. Nun sah Cato, dass es keinerlei Anzeichen von schweren Kämpfen und weder Scheiterhaufen für die gefallenen Kameraden noch tote Feinde gab – eigentlich war von den Einheimischen überhaupt nichts zu sehen. Es war kaum zu glauben. Caesar hatte in seinem Bericht die mit einer Invasion Britanniens einhergehenden Gefahren herausgestellt und geschrieben, die Landungstruppen seien auf heftigen Widerstand eines Gegners gestoßen, der die Römer bereits am Strand angegriffen und ihnen inmitten der Brandung blutige Verluste beigebracht habe. Dies alles hatte große Ähnlichkeit mit der letzten Übung in Seekriegsführung, die Plautius vor zwei Wochen an der gallischen Küste veranstaltet hatte: viele Römer und ein unsichtbarer Gegner.
    Auf einen Befehl des Kapitäns hin änderte das Schiff den Kurs. Das Großsegel wurde schräg zum Deck gestellt, und der Bug schwenkte von der Mitte des Kanals ab und richtete sich auf eine Lücke zwischen den dicht am Ufer liegenden Schiffen aus, die mit großen roten Standern markiert war, die im immer weiter nachlassenden Wind träge flappten. Zahlreiche Transportschiffe mit Material für die Zweite Legion hatten bereits angelegt, und Cato sah eine Gruppe von Reitern, die über den Strand und auf das ins dahinter liegende flach gedrückte Gras zuritten. Das war bestimmt Vespasian mit seinem Kommandotrupp, die vorauseilten, um das Gelände abzustecken, auf dem die Legion die Nacht verbringen würde, bevor sie morgen der Zwanzigsten und der Neunten Legion nachfolgen würde.
    Bloß dass er nicht mitmarschieren würde, überlegte Cato mit einem plötzlichen Anflug von Erregung und Angst. Während der Rest der Legion dem Feind entgegenzog, würde er mit einer kleinen, von Macro befehligten Einheit einen Spezialauftrag ausführen. Bislang hatte der Zenturio noch keine Einzelheiten verraten. Abseits von seinen Männern saß er am Heck des Schiffes und blickte ins trübe Wasser. Er spuckte aus, wandte sich nach vorn und sah seinen Untergebenen. Macro hielt einen Moment inne, dann zwängte er sich zwischen den mittschiffs versammelten Legionären hindurch und begab sich zum Bug.
    »Sieht doch gar nicht so schrecklich aus, findest du nicht auch?« Er deutete zur Küste.
    »Ja, Herr«, erwiderte Cato. »Eigentlich ganz hübsch. Scheint so, als würde das gutes Ackerland abgeben, wenn wir uns erst einmal hier niedergelassen haben.«
    »Was versteht ein Junge aus dem Palast denn schon von Ackerbau?«
    »Nicht viel«, räumte Cato ein. »Bloß das, was ich bei Vergil gelesen habe. Ihm gelingt es, einem das Landleben richtig schmackhaft zu machen.«
    »Schmackhaft«, äffte Macro ihn nach. »Das wahre Bauernleben ist hart – das hat nichts Poetisches an sich. Bloß

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