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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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fesselte, bevor sie auf die Ladefläche des Wagens geworfen wurden. Als einer der Wacheren um Hilfe schreien wollte, schnitt Pulcher ihm prompt die Kehle durch und drohte seinem Begleiter damit, mit ihm ebenso zu verfahren, sollte er auch nur einen Mucks machen. Als der Himmel im Osten hell wurde, marschierte die kleine Prozession schweigend durchs Lagertor und begab sich zum fernen Wald, wo sie außerhalb der Hörweite der schlafenden Legionen auf einer Lichtung anhielt.
    Während Vitellius Narcissus Bericht erstattete, wurden die gefesselten Männer vom Wagen heruntergewälzt und in einer Reihe ausgerichtet. In kniender Haltung beobachteten sie angstvoll Pulcher, der langsam auf und ab ging, ein grausamens Lächeln im vernarbten Gesicht. Als die Reihe vollständig war, zog er beiläufig den Dolch.
    »Na schön, ihr Verräter, ihr habt euren Spaß gehabt. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich brauche Namen. Ich will wissen, wer euch in Rom die Befehle gibt. Und sollten nicht alle von euch darüber Bescheid wissen, dann ist mir das offen gesagt egal. Bekomme ich die Namen – dann dürft ihr weiterleben. Andernfalls sterbt ihr. Mehr ist dazu nicht zu sagen.«
    Pulcher näherte sich einem grauhaarigen Veteranen am Ende der Reihe.
    »Du zuerst. Die Namen?«
    Der Mann schürzte die Lippen und spuckte auf Pulchers Füße. Ohne das geringste Zögern packte Pulcher den Mann bei den Haaren und riss seinen Kopf zurück. Der Dolch zuckte über den Hals des Mannes, und eine Blutfontäne ergoss sich auf den Waldboden. Pulcher ließ die Haare los, worauf der Mann zusammenbrach, noch eine Weile mit den Beinen zuckte und sich dann nicht mehr regte.
    »Also gut, wer ist der Nächste?«
    Kurz nach Tagesanbruch kehrte Pulcher ins Lager der Zweiten Legion zurück und suchte Tribun Vitellius auf. Er übergab ihm eine Wachstafel mit einer Reihe von Namen. Mit grimmiger Miene fuhr Vitellius die Liste mit dem Finger nach – es gab nur wenige Überraschungen –, bis er unvermittelt innehielt.
    »Bist du dir bei dem auch ganz sicher?«, fragte er scharf.
    »Das hat der Mann jedenfalls gesagt.«
    »Das erklärt, weshalb die Opposition so schnell über Narcissus’ Besuch informiert war. Wer hat dir den Namen genannt?«
    »Aurelius, der Obertribun der Neunten. Er verfügt in Rom über gute Beziehungen.«
    »Das weiß ich, danke«, erwiderte Vitellius gereizt. »Ich nehme an, es ist nicht mehr möglich, mit Tribun Aurelius zu sprechen?«
    Pulcher schüttelte den Kopf. »Du hast gesagt, sie sollen von der Bildfläche verschwinden. Und ich habe den Auftrag mit der gewohnten Gründlichkeit erledigt.«
    »Schade. Ich hätte den Namen gern persönlich aus seinem Mund vernommen. So aber müssen wir wohl davon ausgehen, dass Aurelius’ Information zutreffend ist.«
    »Sollen wir Narcissus davon in Kenntnis setzen?«
    »Nein, ich denke nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
    »In Ordnung. Dann gehe ich jetzt wieder in den Wald. Muss das Ausheben der Gräber beaufsichtigen.«

    Als die warme Vormittagssonne auf die Wachposten am Tor schien, kam ein Wagen aus dem riesigen Wald zum Vorschein, der sich von der Küste landeinwärts erstreckte. Begleitet wurde er von mehreren grimmigen Zenturionen; Pulcher saß auf dem Kutschbock und pfiff zufrieden vor sich hin. Als der Wagen an den Wachposten vorbei ins Lager fuhr, machten diese auf der Ladefläche bloß ein paar Hacken und Schaufeln aus – und einen dunklen Fleck.

33

    Die Strahlen der Abendsonne fielen schräg aufs Deck, durchteilt von den Schatten des Masts und der Takelage des Truppentransportschiffs. Im Bug schleuderte ein Seemann eine beschwerte Schnur vors Schiff und las die Wassertiefe ab, als das Gewicht den Grund berührte. Das Schiff durchfuhr soeben den Eingang des Kanals, als der Kapitän befahl, zwei weitere Reffs einzulegen. Während die Seeleute den Mast hochkletterten und sich an der Rahnock verteilten, näherte sich Cato vorsichtig dem stummelartigen Bugspriet.
    Kaum dass das Schiff den Hafen von Gesoriacum hinter sich gelassen und von der sanften Kanaldünung erfasst worden war, hatte sich auch schon die Seekrankheit seiner bemächtigt. Cato hatte sich zu mehreren anderen Männern an der Reling gesellt und sich in die am sanft rollenden Schiff entlangschäumenden Wogen erbrochen. Macro hatte die Gelegenheit genutzt, um mehrere Sorten Gebäck zu probieren, das er kurz vor dem Einschiffen auf dem Hafenmarkt erstanden hatte. Das letzte Stück bot er dem Optio an und brach in Gelächter aus,

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