Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
blickte zu den Sternen hoch, die friedlich aus den undurchdringlichen Tiefen des Nachthimmels hervorblinzelten. Sogleich sprang er wieder auf, rannte auf die Lücke zwischen den Zelten der Tribunen und dem Artillerietross zu und schlängelte sich hindurch, bis das Kommandozelt nicht mehr zu sehen war. Schwerfällig lehnte er sich gegen ein fahrbares Katapult, um Atem zu schöpfen. Sein Herz pochte, und er atmete in rauen Stößen. In Richtung Hauptquartier leuchtete es orange, dann loderten Flammen empor, und es wurde nach Wasser und weiteren Wachposten gerufen.
    Es wäre schlecht gewesen, hätte man ihn in der Nähe des Hauptquartiers entdeckt. Cato wandte sich um und eilte durch den Artillerietross, bis er an der anderen Seite des Lagers angelangt war, auf dem Platz vor dem Erdwall mit der Palisade. Er raffte den Umhang um die Schultern zusammen und wandte sich zurück zu den Zelten der Tribunen, wobei er Acht gab, nicht zu laufen. Sollte ihn ein Bekannter aufhalten, so traute er sich nicht unbedingt zu, auf Anieb eine plausible Ausrede zu erfinden.
    Die Wachposten blickten jetzt alle ins Lager, doch der große Abstand und die Dunkelheit schützten Cato, der unbeirrt weiterging. Nach einer nervenzerfetzenden Ewigkeit hatte er die Standarte der Kohorte erreicht und eilte zu den Zelten der Sechsten Zenturie weiter. Irgendwo in der Dunkelheit erscholl das Trompetensignal, das die Wachkohorte alarmierte. Ohne sich umzusehen trat Cato in das Acht-Mann-Zelt seiner Abteilung und legte sich auf die ausgerollte Decke, ohne Umhang oder Stiefel auszuziehen.
    »Cato, bist du’s?«, fragte Pyrax schläfrig aus der Dunkelheit hervor.
    Cato rührte sich nicht und schwieg.
    »Cato?«
    Hatte ja keinen Sinn, sich tot zu stellen. Er musste wohl etwas sagen. »Ja?«
    »Was geht da draußen vor?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du bist gerade erst reingekommen.«
    »War bloß mal eben auf der Latrine. Sieht so aus, als wäre im Hauptquartier ein Feuer ausgebrochen.«
    »Leichtsinnige Arschlöcher.« Pyrax gähnte. »Weck mich, wenn das Feuer unsere Zeltreihe erreicht hat. Nacht.«
    »Nacht«, murmelte Cato schläfrig. Doch an Schlaf war nicht zu denken; er lag einfach bloß da und blickte starr vor Entsetzen an die Zeltdecke hoch.

23

    Die Hände in die Hüfte gestemmt und den Kopf in den Nacken gelegt, sah Vespasian durch ein großes Brandloch im Zeltdach zum Nachthimmel hoch. Er senkte den Blick und musterte die schweigend um den Tisch versammelten Männer. Die Wachposten schlugen beschämt die Augen nieder.
    »Wie, glaubt ihr, hat sich der Dieb Zugang zum Zelt verschafft? Ich meine, wenn ihr wirklich so wachsam wart, wie ihr behauptet?«
    »Herr, wir haben so aufmerksam wie immer Wache gehalten«, erklärte der Zenturio. »Vier Männer waren am Eingang postiert, vier weitere Männer patrouillierten draußen vor dem Zelt. Ich habe mich umgesehen und dabei zwei Stellen entdeckt, wo die Zeltwand aufgeschnitten wurde. Ich nehme an, der Gesuchte ist dort eingedrungen und wieder geflohen, Herr.«
    »Du vermutest, ach ja?« meinte Vespasian grollend. »Brillant, Zenturio, wirklich brillant. Und als unser Mann ein Loch in die Zeltwand geschnitten hat, wo wart ihr da?«
    »Bitte, Herr, der Tribun hat mit uns gesprochen.«
    »Welcher Tribun?«
    »Gaius Plinius, Herr. Der Dienst habende Tribun. Er hat eine gründliche Inspektion vorgenommen.«
    »Und weshalb hat er das getan, was meinst du?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr, aber wir haben über die Invasion gesprochen.«
    »Ach, wirklich? Und was wurde geredet?«
    »Nun ja, Herr …«, meinte der Zenturio verlegen. »Ein paar Soldaten haben gehört, auf den Inseln gäbe es Ungeheuer. «
    »Und woher haben sie diesen Unsinn?«, fragte Vespasian, der seine Besorgnis zu verbergen suchte.
    Der Zenturio zuckte die Schultern. »Bloßes Hörensagen, Herr.«
    Vespasian sog scharf den Atem ein. »Dann hat Plinius euch also zur Ordnung gerufen, weil ihr daherredet wie ein Haufen alter Weiber, und währendessen ist der Unbekannte in mein Zelt eingedrungen?«
    »Ja, Herr.«
    »Nun gut, du und die wachhabenden Soldaten werden bestraft. Außerdem werdet ihr in eine Frontzenturie versetzt. Und jetzt verschwindet.«
    Vespasian war sich bewusst, dass die letztere Bestrafung am schwersten wog, denn unter normalen Umständen galt die Bewachung des Hauptquartiers als ruhiger Posten; es gab dort besseres Essen, der Dienst war nicht so anstrengend, und man befand sich außerhalb der Gefahrenzone. Und jetzt

Weitere Kostenlose Bücher