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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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lag einer der Männer mit lebensgefährlichen Verletzungen im Lazarettzelt. Er war bewusstlos mit einer schweren Kopfverletzung aufgefunden worden. Zwar lebte er noch, doch war sich der Arzt nicht sicher, ob er die Nacht überstehen würde. Das war bedauerlich, denn der Mann hatte den Eindringling vielleicht gesehen und konnte ihn beschreiben. Und Vespasian hätte nur allzu gern gewusst, wer der Eindringling war.
    Als er, notdürftig bekleidet wie die anderen, die der Lärm im Hauptzelt aufgeweckt hatte, auf der Bildfläche erschienen war, hatte er als Erstes nach der Dokumententruhe geschaut. Ein Blick genügte ihm – die kleine, streng geheime Schriftrolle mit Claudius’ Siegel war verschwunden. Alles andere war noch da, was bedeutete, dass der Dieb gewusst hatte, wonach er suchte. Und jetzt hatte er es bekommen. Irgendjemand im Lager verfügte über ein unersetzliches Geheimdokument, das dazu beitragen konnte, den Legat zu stürzen. Nicht, dass der Legat das Dokument gebraucht hätte – er hatte sich den Inhalt längst eingeprägt und entsprechende Pläne gefasst. Jetzt aber hatte noch jemand anderer Zugang zu den Informationen.
    Und was würde geschehen, wenn sich bis nach Rom, bis zu Claudius, herumsprach, dass er sich die Schriftrolle hatte stehlen lassen? Eine Entschuldigung würde nicht akzeptiert werden, die Verantwortung lag ganz allein bei ihm, und deshalb hatte er die Wachposten auch streng bestraft; sie sollten ihren Anteil an den Unannehmlichkeiten haben, die sie ihm bereitet hatten.
    Jedenfalls kam der Dieb aus seiner engsten Umgebung. Vermutlich aus der Legion, und höchstwahrscheinlich war er der Verräter, den Plautius in seinem Schreiben erwähnt hatte. Vielleicht gelang es ihm ja, den Brief wiederzubeschaffen, bevor sie die Küste erreichten und in der Masse der Einheiten aufgingen, die sich für die Invasion sammelten. Beim Diwan hatte man Blutspuren gefunden und auch ein paar Spritzer in der Nähe des Tisches, die aus dem Zelt auf den aufgewühlten Boden führten und sich dort verloren. Also war der Mann verletzt. Was Vespasian merkwürdig vorkam. Dass der Wachposten im Zelteingang von hinten niedergestreckt worden war, deutete darauf hin, dass er überrascht worden war. Der Eindringling war folglich von jemand anderem verwundet worden.
    Wie war es wohl Lavinia ergangen? Cato wurde gequält von Sorge und Angst. Sie war nicht zurückgekommen, musste dem Eindringling aber doch wohl begegnet sein, als er selbst wartend im Zelt lag. Er betete zu den Göttern, sie möge am Leben und unverletzt sein. In der nächsten Zeit durfte er es nicht wagen, sich dem Hauptquartier zu nähern und sich mit ihr zu treffen. Der Wachposten hatte ihn deutlich gesehen und würde ihn sicherlich mühelos identifizieren können. Der Kontakt zu Lavinia musste über Flavia hergestellt werden; sobald wie möglich musste er ihr eine Nachricht zukommen lassen. Freilich wusste er nicht, inwieweit die Frau des Legaten über die Vorkommnisse im Bilde war und ob er ihr vertrauen konnte. Sollte Vespasian herausbekommen, dass er im Zelt gewesen war, dann würde alles darauf hindeuten, dass er an dem Diebstahl – was immer der Eindringling aus der Truhe entwendet haben mochte – beteiligt gewesen war. Wenn er sich mit Flavia träfe – und ihr alles erzählte –, dann würde sie ihn vielleicht schützen. Sie hatte sich seiner angenommen, und jetzt brauchte er sie. Gleich am Morgen würde er versuchen, mit ihr zu sprechen.
    Am nächsten Morgen jedoch wurde Cato grob aus unruhigem Schlaf geweckt. Als er benommen aufsah, blickte er Pyrax ins Gesicht, der ihn bei der Schulter gepackt und durchgeschüttelt hatte. »W-was ist los?«
    »Der Zenturio will dich sprechen. Jetzt gleich.«
    Cato stützte sich auf die Ellbogen auf, blickte aus der Zeltklappe und sah, dass die Sonne bereits aufgegangen war. Kopfschüttelnd rappelte er sich hoch.
    »Wann war der Morgenappell?«
    »Ist schon eine Weile her.« Pyrax zuckte die Schultern. »Du hast das Frühstück versäumt, und jetzt wollen wir die Zelte abbrechen.«
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Du bist mittlerweile erwachsen, Mann, da musst du schon allein klar kommen.«
    »Wo ist der Zenturio?«
    »In seinem Zelt. Wenn ich du wäre, würd ich mich sputen. Macro scheint nicht besonders glücklich mit seinem Haufen zu sein …« Pyrax blickte auf Cato nieder. »Was hast du denn mit deiner Hand gemacht?«
    Jetzt erst fiel Cato auf, dass Daumen und Zeigefinger blutverkrustet

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