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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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jeder freiwillig gemeldet.«
    »Nun nicht jeder verfügt über dein einzigartiges Talent, verschlossene Leute zum Reden zu bringen und andere verschwinden zu lassen – die Art Sachen. Wo wir gerade davon sprechen, kannst du den Mann, den du im Zelt gesehen hast und der dich so gekonnt abgestochen hat, wirklich nicht beschreiben?«
    »Nein«, antwortete Pulcher verärgert. »Aber wenn ich herausfinde, wer das war, soll er vor seinem Tod leiden. Dafür verlange ich keine Extrabezahlung.«
    »Dann sorg dafür, dass du ihn findest. Falls er dich erkannt hat, könnte er dich so weit bringen, mich in die Sache hineinzuziehen.«
    »Das ist ausgeschlossen.«
    »Unterschätze nicht, was raffinierte Foltermethoden selbst bei den Verschwiegensten bewirken können«, meinte der Tribun warnend. Pulcher schnaubte verächtlich, und der Tribun fuhr fort: »Und jetzt habe ich eine schlechte Nachricht für dich.«
    »Wie?«
    »Du hast deine Aufgabe nicht erfüllt.«
    »Was soll das heißen?« Pulcher deutete auf die Schriftrolle. »Die wolltest du haben, und du hast sie verdammt noch mal bekommen.«
    »Ach was«, erwiderte der Tribun. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mir die Mühe gemacht habe, dich den ganzen weiten Weg von Rom bis hierher zu schleppen, bloß um eines Fetzens Papier habhaft zu werden.«
    Er breitete die Schriftrolle vor Pulcher aus. Die Rolle war vollkommen leer.
    »Jemand ist uns einen Schritt voraus. Vespasian hat die Truhe anscheinend bloß zur Ablenkung benutzt. Oder jemand ist uns zuvorgekommen und hat die Schriftrolle anstelle des eigentlichen Dokuments hinterlegt.«

24

    Dass die Sechste Zenturie dem Haupttrupp vorauseilte, löste bei denen, die ihrem Aufbruch beiwohnten, einige Aufregung aus, von den Soldaten der betroffenen Zenturie ganz zu schweigen. Normalerweise hätte es kein gewöhnlicher Soldat gewagt, vor den höheren Offizieren und der Fahnenwache das Lager zu verlassen. Daher war allen klar, dass die Sechste Zenturie einen Spezialauftrag erhalten hatte. Worin der bestand, wussten jedoch allein der Zenturio, sein Optio und der Sekretär; die gemeinen Soldaten konnten bloß Mutmaßungen anstellen, als der Gepäckwagen der Zenturie durchs Haupttor holperte und sich hinter die lang gestreckte Kolonne der Männer setzte, die nach Durocortorum losmarschierten. Die Neugier der Zuschauer verflüchtigte sich, als sie von den Offizieren angewiesen wurden, die Zelte abzubauen und auf die Wagen zu laden.
    Die Anspannung der Sechsten Zenturie war fast greifbar, und die Soldaten spekulierten lautstark über ihren Auftrag. An der Spitze der Kolonne konnte Macro die hinter seinem Rücken in deutlich vernehmbarer Lautstärke geführten Unterhaltungen kaum überhören. Über dieses durchsichtige Manöver musste er lächeln. Sollten die Männer ruhig ihren Spaß haben; sie würden eh bald erfahren, worum es ging. Bis dahin wäre kaum etwas gewonnen gewesen, wenn er ihnen verboten hätte, zu plappern wie kleine Kinder. Solange sie zufrieden waren, würde er sie gewähren lassen. Der Zenturio war froh, von der Legion fort zu sein; endlich brauchte er nicht mehr auf die Rücken zu starren, denen er bereits zweihundert Meilen weit gefolgt war. Keine lästigen Verzögerungen vor Engpässen mehr, kein geduldiges Warten mehr, bis die überheblichen Angehörigen der Fahnenwache ihnen den Zeltplatz zuteilten.
    Vor ihnen erstreckte sich die leere Straße in mehr oder weniger gerader Linie bis zum Horizont. Der Himmel war wolkenlos und tiefblau, ringsumher zwitscherten die Vögel. Kurz gesagt, es war ein Morgen, der Macro innerlich frohlocken ließ, dass er am Leben war.
    Umso seltsamer war, dass der Optio ein Stück hinter und seitlich von ihm marschierte und den stieren Blick auf die Straße gesenkt hatte, ohne auf die landschaftlichen Schönheiten zu achten.
    Macro ließ sich einen Schritt zurückfallen und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Was hast du nur heute Morgen, Cato?«
    Als er so unvermittelt in seinen Gedanken gestört wurde, fuhr der Junge zusammen. »Herr?«
    »Ich habe dich gefragt, was du hast.«
    »Was ich habe, Herr? Nichts.«
    »Genau!« Macro strahlte. »Also lächle und freu dich des Lebens. Es wird nicht oft vorkommen, dass du einen Spezialauftrag bekommst. Auch wenn man uns«, er senkte die Stimme, »bloß gesagt hat, wir sollten einen Stabsoffizier zum Hauptquartier eskortieren.«
    »Wenn du es sagst, Herr.«
    »Allerdings sage ich das. Und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Und jetzt sei so

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