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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zwischen den Schulterblättern. Mit einem erstaunten Gesichtsausdruck brach der Mann neben seinem Opfer zusammen.
    »Hier!« Cato packte die unverletzte Hand des Legionärs und zerrte ihn, mit dem Schild Deckung gebend, zu einer Gruppe von Römern, die mit dem Rücken zu zwei Wagen eine Verteidigungslinie gebildet hatten. Mitten in der Reihe stand Bestia und spornte die anderen in bester Exerzierplatzmanier lautstark an. Cato legte den Mann, den er gerettet hatte, zu den anderen Verwundeten und reihte sich zwischen den Legionären ein.
    »Cato!«, brüllte Bestia. »Wurde ja allmählich Zeit, dass du beweist, aus welchem Holz du geschnitzt bist.«
    Cato nickte grimmig und wandte sich dem Gegner zu, stieß sein Schwert jedem Briten entgegen, der in seine Reichweite kam, und wehrte die Hiebe der tückischen Langschwerter ab, die einem Mann mühelos den Kopf abtrennen konnten. Und wie er so Schulter an Schulter mit seinen Kameraden kämpfte, beobachtete Cato tatsächlich, wie ein Römer sich vorbeugte, um einem verwundeten Gegner den Rest zu geben, und im Augenblick des Triumphs nicht auf den neben ihm stehenden Briten achtete, worauf dieser mit dem Schwert weit ausholte. Die Klinge fuhr nieder und durchtrennte den Hals des Legionärs, dann bohrte sie sich ins blutige Gras am Wegesrand. Der behelmte Kopf des Legionärs flog in hohem Bogen davon und landete unter lautem Geschepper in mehreren Fuß Entfernung, während sich aus dem Halsstummel eine rote Fontäne ergoss.
    Während Cato unermüdlich auf die angreifenden Briten einhieb, trat dieses Bild alsbald wieder in den Hintergrund. Jetzt, da sich der erste Angriffsschwung erschöpft hatte, hatten sich beide Seiten in zahllosen Einzelkämpfen ineinander verbissen, deren Einzelheiten sich ins Gedächtnis der Überlebenden unauslöschlich einprägen würden. Der mit der grimmigen Gewandtheit eines Veteranen Hiebe austeilende Zenturio Bestia, das schmerzverzerrte Gesicht eines Gegners, das fremdartige Muster einer Körperbemalung, das steife, drahtige Haar und die eigenartigen Tätowierungen – all diese Eindrücke brannten sich dem Gedächtnis blitzartig ein. Eine große Ruhe erfasste Cato, während sich sein Geist vom Körper trennte und er kämpfte, geleitet allein von seinem Instinkt. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, wahrhaft zur Zweiten Legion dazuzugehören. Falls die Nachhut rechtzeitig eintraf, würde er das Gefühl irgendwann sogar genießen können.

    Die Schlacht nahm einen ungünstigen Verlauf, und Vespasian sah, dass die südliche Schlachtlinie der Kohorte – falls man denn überhaupt von einer Schlachtlinie sprechen wollte – sich jeden Moment auflösen würde, wenn nicht rechtzeitig Verstärkung eintraf. Zwei Kohorten, die den Bogenschützen gegenüberstanden, waren nach vorn beordert worden, wo sie den Waldrand säubern und so verhindern sollten, dass der Gegner sie weiterhin mit Pfeilen eindeckte. Die beiden verbliebenen Kohorten der Hauptstreitmacht, etwa achthundert Mann, waren alles, worauf er noch zurückgreifen konnte. Eilig formierte er sie an der Seite des Trosses zu einer Zweierreihe. Dann, als ihre Kameraden sich durch das Gewirr der Wagen und Zugtiere zurückzogen, öffneten sie Lücken, durch die sich die Soldaten aus dem Getümmel in Sicherheit bringen konnten. Anschließend bildeten die Stabsoffiziere aus den Überlebenden der am weitesten südlich postierten Kohorten eilends eine Eingreifreserve.
    Wie es aussah, war der Ausgang der Schlacht vorgezeichnet. Die erdrückende gegnerische Übermacht und der Verlust eines Drittels des Kommandostabs würden zur Folge haben, dass die Briten schließlich auch die energischste Verteidigung überwältigten. Vespasian erwog, seinen Männern Befehl zu erteilen, die Formation aufzugeben und nach Norden in den Wald zu fliehen, doch zerstreut und orientierungslos wären sie umso leichtere Beute für den Feind. Die Vernichtung der Legion würde zwar rascher vonstatten gehen, wenn sie die Stellung hielten, doch würden sie auf diese Weise mehr Gegner mit in den Tod nehmen. Dann wäre zumindest für seinen Nachruhm gesorgt, und der Name Vespasian würde nicht in einem Atemzug mit Varus genannt, der vor vielen Jahren in den Tiefen der germanischen Wälder drei Legionen auf ähnliche Weise ins Verderben geführt hatte.
    Die Reserveeingreiftruppe hielt stand, während ihre Kameraden vom anstürmenden Feind immer weiter zurückgedrängt wurden. Als sich die zurückweichenden Römer innerhalb der Wurfweite

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