Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Männern neben dem Tross anzuhalten, kletterte auf den Kutschbock des nächsten Wagens und versuchte, sich einen Überblick über die Schlacht zu verschaffen. Wohin er auch sah, waren die Briten auf der Flucht und von Westen her preschte die römische Reiterei heran und machte den Gegner gnadenlos nieder. Während die Reiter näher kamen, löste sich eine hoch gewachsene Gestalt auf einem weißen Pferd aus dem Trupp und näherte sich Vespasian.
»Vitellius?«, murmelte Vespasian zweifelnd. Als die Ähnlichkeit unverkennbar war, schüttelte er erstaunt den Kopf. Vitellius zügelte neben dem Wagen sein Pferd und salutierte.
»Bei den Göttern, was machst du hier, Tribun?«
»Nun das ist eine lange Geschichte, Herr.«
»Das glaube ich gern. Wenn das hier vorbei ist, wünsche ich einen vollständigen Bericht.«
Auf dem Hügel, der Ausblick bot über den Wald, wäre Macro vor Aufregung beinahe vom Baum gefallen. Er wippte auf dem Ast auf und nieder und schlug sich mit der Faust auf die flache Hand, als er beobachtete, wie die Spitze der Vierzehnten – eigentlich konnte es nur die Vierzehnte sein – durch die um die Vorhut der Zweiten versammelten Briten pflügte, während die Nachhut der Zweiten die andere Flanke des flüchtenden Gegners angriff. Als sich die gegnerische Front auflöste, machte sich die Reiterei an die gnadenlose Verfolgung und trieb die Briten, die in heller Panik kehrtmachten und vom Schlachtfeld flüchteten, vor sich her.
»Brillant! Einfach brillant, Mann!« Er klopfte Pyrax auf die Schulter.
»Jawohl, Herr!«, rief Pyrax, der sich verzweifelt am Ast festklammerte.
Macro lächelte ihn bloß an, dann frohlockte er weiter. »Diese Schweinehunde! Sieh dir bloß mal an, wie sie aus dem Wald gerannt kommen. Die sind zwischen den Bäumen durch wie Dünnschiss durchs Gedärm!«
»Einige kommen in unsere Richtung«, bemerkte Pyrax ruhig.
»Wundert mich nicht. Sie werden versuchen, sich im Moor in Sicherheit zu bringen. Oh …« Macro blickte durchs Geäst auf den Weg hinunter, der sich durch den Wald bis zum fernen Moor auf der anderen Seite schlängelte. »Ich verstehe, was du meinst.«
»Wir sollten besser verschwinden, bevor sie hier auftauchen. Ich glaube, sie wären nicht sonderlich erfreut, uns hier anzutreffen.«
»Schon verstanden.« Macro wies mit dem Kinn auf die Männer, die am Fuße der Eiche im Gras lagen. »Klettere schon mal runter und sag ihnen, sie sollen aufstehen. Und lass die Pferde frei, die nützen uns nichts mehr.«
»Jawohl, Herr.« Pyrax kletterte hinunter, während Macro die Schlussphase des Kampfes beobachtete, der panoramahaft vor ihm ausgebreitet war.
Die berittenen Verfolger und die Soldaten der Nachhut kamen aus dem Wald hervor und überrannten die vordersten Briten, die sich in Sicherheit zu bringen suchten. Einige ließen die Waffen fallen und ergaben sich den Römern, doch nur wenige wurden verschont. Diejenigen, die man am Leben ließ, wurden eilends zusammengetrieben und anschließend von einer Hand voll kräftiger Männer, die man eigens für die Aufgabe abgestellt hatte, bewacht. Pyrax hatte Recht gehabt, denn viele der vor den Römern flüchtenden Briten rannten tatsächlich den Weg zum Moor zurück, durch das sie zuvor die Zweite Legion umgangen hatten. Jeden Moment würden sie die Eiche erreicht haben. Als Macro nach unten blickte, sah er, dass seine Männer bereits in den Baum hochkletterten. Die Unverletzten zogen ihre weniger glücklichen Kameraden nach, bis alle im dichten Laub der Eiche versteckt waren.
Überzeugt, dass sie vor den Briten sicher waren, konzentrierte Macro sich wieder auf die Verfolgungsjagd. Am Wald, in der Nähe der Stelle, wo sich das Feldlager der Zweiten befunden hatte, fiel ihm eine Bewegung ins Auge; dort bog gerade ein Streitwagen um die Bäume, dann fuhr er den Hang hinauf und hielt auf den Weg zu. Der Fahrer peitschte die Pferde, und der hinter ihm stehende Mann, der sich an den Haltegriffen aus Weidengeflecht festhielt, war von eindrucksvoller Statur und prächtig gekleidet und trug einen funkelnden Bronzehelm auf dem Kopf. Offenbar handelte es sich um einen Krieger von hohem Rang. Zwei römische Berittene jagten dem Wagen über den Hang nach. Der Brite wehrte den Speerstoß des Reiters geschickt ab und rammte ihm dabei den schweren Speerschaft ins Gesicht, so dass der Mann vom Pferd stürzte. Der zweite Reiter war nicht minder tollkühn und bezahlte dafür mit dem Leben, denn der britische Anführer durchbohrte ihn
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