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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Lager aufgeschlagen hat. Dein Legat hat eine Kohorte nach Süden geschickt. Man stelle sich vor, eine Kohorte! Ist er wirklich so überheblich, dass er glaubt, mich mit einer Kohorte aufhalten zu können?« Caratacus lächelte. »Ich muss deinem Legaten eine Lektion erteilen, Cato. Schon bald werden wir ihm – und allen anderen Römern – beweisen, dass dieser Krieg noch lange nicht vorbei ist.«
    Cato wirkte unbeeindruckt. »Ich gebe gerne zu, dass der Erfolg unseres Feldzugs nicht immer gewiss war. Aber jetzt … « Er schüttelte den Kopf. »Jetzt kannst du nichts anderes als eine Niederlage erwarten.«
    Caratacus ’ Miene verfinsterte sich einen Augenblick lang, als hätte er Schmerzen. »Ich bin alt genug, um dein Vater zu sein. Und doch sprichst du mit mir wie mit einem Kind. Sei vorsichtig, Römer. Ich werde deinen jugendlichen Hochmut nicht ewig ertragen.«
    Cato sah zu Boden. »Verzeih. Ich wollte dich nicht beleidigen. Doch ich weiß aus tiefstem Herzen, dass du nicht gewinnen kannst. Das sinnlose Opfern der Menschen, die dieses Land bewohnen, muss ein Ende haben. Sie flehen dich an, die Waffen endlich niederzulegen.«
    Caratacus hob die Faust und richtete einen Finger auf den Centurio. »Wage es nicht, für mein Volk zu sprechen, Römer!«
    Cato schluckte nervös. »Und für wen genau sprichst du? Nur noch wenige Stämme kämpfen für deine Sache. Die anderen haben Frieden mit Rom gemacht. Sie sind jetzt unserer Verbündete – und nicht deine.«
    »Verbündete!« Der König spie verächtlich ins Feuer. »Sklaven sind sie. Weniger wert als die Hunde unter meinem Tisch. Wer ein Bündnis mit Rom eingeht, verurteilt sein Königreich zu einem langsamen Tod. Nehmen wir zum Beispiel Cogidumnus, diesen Narren. Wie ich höre, hat ihm dein Kaiser einen Palast versprochen, der eines Vasallenkönigs würdig ist. Und dafür verdammt er sein Volk dazu, nach seinem Tod Roms Eigentum zu werden. Nur damit er sein Leben in einem goldenen Käfig verbringen kann, verlacht von deinem Kaiser und verachtet von seinen eigenen Leuten. Das ist kein Leben für einen König.« Er starrte traurig in das lodernde Feuer. »Und so darf ein König auch nicht regieren … wie kann er mit einer solchen Schande leben?«
    Cato schwieg. Er wusste, dass alles, was Caratacus über die Vasallenkönige gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Der Aufstieg des Imperiums war mit Königen gepflastert, die sich, geblendet vom angebotenen Tand, eilfertig Rom unterworfen und dabei das Schicksal ihres eigenen Volkes vergessen hatten. Doch was war ihnen anderes übrig geblieben, als Vasallen Roms zu werden? Ein vergeblicher Widerstandskampf und dann die kühle Ruhe eines Massengrabs für jeden König und jedes Volk, das die Freiheit teurer erachtete als das Leben. Auch dieser König musste Vernunft annehmen, dachte Cato, um das sinnlose Schlachten zu beenden, das dieses Land bereits in Blut getaucht hatte.
    »Wie viele deiner Armeen hat Rom schon geschlagen? Wie viele deiner Männer sind gestorben? Wie viele Burgen und Dörfer sind nicht mehr als Aschehaufen? Bitte um Frieden, um deines Volkes willen.«
    Caratacus schüttelte den Kopf und starrte weiter ins Feuer. Lange herrschte Schweigen. Ihr Gespräch war in eine Sackgasse geraten, bemerkte Cato. Caratacus war das Herz des Widerstands. Die lange, stolze Tradition der Stammeskrieger, die ihm seit der Wiege eingebläut worden war, führte ihn nun unaufhaltsam seiner tragischen Selbstvernichtung entgegen. Und doch war er dem Leid gegenüber, das sein Handeln anderen bereitete, nicht blind. Cato spürte, dass seine Erwähnung der sinnlos dargebrachten Opfer nicht ohne Wirkung geblieben war. Dafür war Caratacus ’ Geist zu wach und zu mitfühlend. Wenn der König nur einsah, dass seine Niederlage unvermeidlich war, dann gab es auch einen Ausweg aus dieser Sackgasse.
    Endlich sah Caratacus auf und rieb sich das Gesicht. »Ich bin müde, Centurio. Ich kann nicht länger nachdenken. Reden wir ein andermal weiter.«
    Er rief nach der Wache, und der Mann, der Cato aus dem Pferch geführt hatte, erschien in der Hüttentür. Mit einem kurzen Nicken bedeutete ihm der König, dass die Unterhaltung beendet war. Cato wurde unsanft auf die Beine gezerrt und in die Finsternis geschoben. Er sah sich um, und bevor sich der Ledervorhang vor dem Eingang schloss, erhaschte er einen letzten Blick auf den König, der vorgebeugt und mit dem Kopf in den Händen in einer Haltung der Einsamkeit und des Schmerzes erstarrt

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