Cato 05 - Beute des Adlers
und dicht gegen die lockeren Bohlen geschoben. Jetzt lockerten sie eifrig den harten Boden neben dem Karren und schaufelten die Erde darauf. Das Tor erbebte unter den Axt- und Schwerthieben des Feindes, und schon schossen Holzsplitter durch die Luft.
Cato wurde von ohnmächtiger Frustration erfasst. Von seiner Position aus konnte er nicht mitverfolgen, wie der Kampf verlief, doch er vermutete, dass der Feind – sollte er den Angriff nicht bald einstellen – die Palisade demnächst überrennen würde.
Die Schlacht tobte unentwegt weiter. Die Legionäre auf den Rampen hatten ihre Wurfspeere verbraucht, die Schleuderträger ließen jedoch unbeirrt die Ledertaschen über den Köpfen kreisen, um ihre tödlichen Geschosse auf die dicht gedrängten Feindesreihen vor der Barrikade abzufeuern. Die übrigen Legionäre warfen Steine im verzweifelten Versuch, Caratacus ’ Männer zum Wanken zu bringen. Cato beobachtete, wie Macro sich nach einem Stein bückte und ihn mit aller Kraft über die Palisade schleuderte. Macro sah dem Geschoss nach, dann reckte er triumphierend die Faust. Im nächsten Augenblick warf er sich auf den Boden – ein Pfeil schoss an der Stelle vorbei, an der er soeben noch gestanden hatte.
»Cato!«, rief Tullius von der Palisade direkt über dem Tor. »Rammbock im Anmarsch! Deine Männer müssen sich gegen das Tor stemmen!«
»Ja, Herr! Sechste Centurie, Waffen wegstecken! Mir nach!«
Cato führte sie über die lose Erde zum Fuhrwerk. Er stemmte den Schild gegen den Karren und lehnte sich dagegen. Die Soldaten folgten seinem Beispiel, bis das Tor in seiner gesamten Breite gesichert war. Die übrigen Männer warteten hinter dem Rücken ihrer Kameraden. Mit einem Mal ließen die Hiebe gegen das Tor nach, und die donnernden Jubelrufe der Kelten dröhnten in Catos Ohren.
»Bereit machen!«, rief er und biss die Zähne zusammen.
Im nächsten Augenblick wurde Cato so heftig von einem Aufprall auf der anderen Seite des Tors zurückgeschleudert, als hätte ihn ein rasendes Maultier getreten. Sobald er sich wieder in der Gewalt hatte, warf er sich mit seinem gesamten Gewicht erneut nach vorne. Er spürte den beruhigenden Druck der Männer hinter ihm.
»Achtung! Es geht wieder los!«, rief einer, und wieder wurde die Sechste Centurie nach hinten geworfen. Doch das Tor hielt stand.
»Werft alles, was ihr in die Finger bekommt!«, brüllte Tullius, der auf der Palisade stand, über den Schlachtenlärm hinweg. »Auf sie! Tötet diese Hurensöhne!«
Der Rammbock prallte noch fünf weitere Male gegen das Tor. Beim letzten Aufschlag zerbrach eine Holzbohle und fiel nach innen. Ein Mann schrie auf, als sich ein langer Holzsplitter direkt unterhalb des Auges in seine Wange bohrte und die Haut aufriss. Der Legionär griff nach dem Splitter und zog ihn mit zusammengebissenen Zähnen heraus, sodass Blut über sein Gesicht und auf seine Rüstung spritzte. Daraufhin stemmte er sich wieder gegen das Tor. Einen Augenblick lang bewunderte Cato die Tapferkeit des Mannes und fragte sich, wie er wohl auf eine derartige Verletzung reagiert hätte. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Verteidigung. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend begriff er, dass das Tor wohl nur noch wenigen Angriffen mit dem Rammbock standhalten würde, bevor es zusammenbrach.
Ein weiterer, diesmal schwächerer Stoß brachte das Holz zum Splittern. Nach Catos Dafürhalten wurden die Jubelrufe des Feindes schwächer, doch er konnte es nicht mit Sicherheit sagen: Dafür schlug sein Herz zu schnell in seiner Brust, und sein Kopf dröhnte vom Blut, das durch seinen Körper gepumpt wurde. Jetzt erklang wieder Jubel, und Cato brauchte einen Moment, bis er kapierte, dass es Römer waren, die diese Freudenschreie ausstießen.
»Sie ziehen sich wohl zurück«, rief einer von Catos Männern.
»Ruhe!«, schrie Septimus. »Stellung halten!«
Der Jubel hielt an – die Stöße des Rammbocks dagegen hörten auf. Cato wartete noch einen Augenblick ab, dann beorderte er seine Männer zurück in die Reserveposition. Die Legionäre keuchten vor Erschöpfung, waren aber auch erleichtert darüber, dass das Tor ausgehalten hatte und sie noch am Leben waren.
»Centurio Cato!«, rief Tullius von der Barrikade herunter.
Cato schnappte nach Luft und zwang sich dazu, strammzustehen. »Herr?«
»Ihr habt euch genug ausgeruht. Du wirst Antonius ablösen. Wartet, bis die Fünfte Centurie von der Barrikade gestiegen ist, dann nehmt sofort ihren Platz
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