Cato 05 - Beute des Adlers
Steinhagel, der krachend auf die Palisade und die Männer dahinter prasselte, ließ nicht einen Augenblick lang nach. Cato fragte sich, wie viele von ihnen wohl noch übrig sein würden, wenn sich die Dämmerung über den Sumpf legte. Doch bis dahin war der Legat sicherlich längst eingetroffen.
»Feindbewegung!«, rief Septimus. Cato wagte einen Blick über den Schild. Hinter den Schleuderträgern strömte eine dicht gedrängte Truppe an Caratacus und seinem Streitwagen vorbei. Die Männer trugen Holzbündel und hastig zusammengezimmerte Leitern.
Cato zog den Kopf wieder ein. »Sechste Centurie! Schwerter ziehen!«
Rasselnd zogen die Männer ihre Waffen. Die Legionäre der anderen Centurien folgten ihrem Beispiel. Die Römer spannten die Muskeln an und erwarteten unruhig den Befehl, sich aufzurichten und der nächsten Angriffswelle entgegenzutreten. Cato riskierte einen weiteren Blick. Im feindlichen Schildwall hatte sich ein Spalt aufgetan, hinter dem die Schleuderträger zur Seite traten, um den Angriffstrupp durchzulassen, der die letzten Schritte bis zur römischen Befestigung rennend zurücklegte. Dann nahmen die Schleuderschützen über ihre Köpfe hinweg die Dritte Kohorte wieder unter Beschuss. Ohne die üblichen Kriegsschreie erreichten die Krieger den Rand des Grabens und bahnten sich einen Weg durch die Leiber ihrer Kameraden, die bei den vorherigen Gefechten ihr Leben gelassen hatten. Eingekeilt zwischen den Römern vor ihnen und den eigenen Schleuderträgern wollten sie diesen Angriff so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie warfen die Holzbündel in den Graben vor dem Wall und stiegen dann darüber hinweg, um den Wall dahinter zu erklimmen.
»Aufstehen!«, brüllte Tullius, und die anderen Offiziere entlang der Barrikade wiederholten den Befehl. Die Legionäre richteten sich auf und hoben gefechtsbereit die Schwerter. Die letzten Schleudergeschosse fällten einen weiteren Römer, anschließend mussten die Briten den Beschuss einstellen, um ihre eigenen Männer nicht zu gefährden. Die keltischen Krieger lehnten die behelfsmäßigen Leitern gegen die Palisade, kletterten daran hinauf und versuchten, sich über die Barrikade zu schwingen und die Verteidiger zu überrennen. Auf den beiden Rampen trieben Cordus und Macro ihre Männer an, alle noch verfügbaren Geschosse in die Flanken der angreifenden Truppe zu jagen.
Cato packte Schwert und Schild noch fester und drängte sich nach vorn. Unmittelbar zu seiner Linken stießen die grob behauenen Enden einer Leiter gegen die Palisade. Im darauffolgenden Moment tauchte der Arm eines stämmigen Kriegers auf. Cato stieß die Spitze seiner Klinge in den Kopf des Mannes. Er spürte Knochen knacken, und der Aufprall ließ seinen Arm erzittern. Der Mann fiel von der Leiter, und Cato wandte sich dem nächsten Legionär zu.
»Du! Hilf mir!«
Cato stemmte seinen Handschutz gegen die Leiter und versuchte, sie von der Palisade zu stoßen. In der Zwischenzeit war der nächste Brite auf die unterste Sprosse gestiegen und kletterte die Leiter so schnell hoch, dass er im Nu triumphierend in Catos erschrecktes Gesicht grinste.
»Keine Chance, mein Freund!« Der Legionär hieb mit solcher Wucht auf den Mann ein, dass diesem der Schädel gespalten wurde und Blut und Hirnmasse auf ihn und den Centurio spritzte. Der Mann fiel hintenüber, und Cato konnte die Leiter von der Palisade stoßen. Er nickte dem Legionär dankbar zu.
Er sah sich um. Noch war es dem Feind nicht gelungen, auf der Barrikade Fuß zu fassen. Im selben Moment jedoch wurde unmittelbar zu seiner Rechten ein Stück der Palisade vom Wall gerissen, woraufhin der Feind unter der lockeren Erde dahinter begraben wurde. Mit einem gellenden Schrei stürzte der Legionär, der eben noch darauf gekämpft hatte, in die Menge der Krieger und wurde augenblicklich niedergemetzelt.
»Vorsicht!«, rief Cato seinen Männern zu. »Sie reißen die Palisade ein!«
Während ihre Kameraden die Legionäre mit den Leitern beschäftigt hatten, war es einigen kleineren Einsatzgruppen gelungen, das Fundament der Palisade zu untergraben. Cato beobachtete, wie ein Abschnitt nach dem anderen in sich zusammenbrach und die feindlichen Krieger unmittelbar darauf in die Lücken strömten.
»Scheiße!«, rief Septimus wütend. »Wir hätten die Holzpfähle tiefer in den Boden rammen sollen.«
»Dafür ist es jetzt zu spät.« Cato schlug mit dem Schwert nach einem Mann, der von seinen Mitstreitern hochgehoben wurde. Der
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