Cato 08 - Centurio
als wäre es eine Beleidigung, was es aus seiner Sicht sicherlich auch war. Sollte irgendein Mann es jemals wagen, Macro ins Gesicht hinein empfindsam zu nennen, würde er ihn grün und blau schlagen. Natürlich würde er sich hinterher bemühen, ein bisschen Zerknirschung zu empfinden. Vielleicht. Er blickte zu Julia auf. »Ob er empfindsam ist, weiß ich nicht, aber er hat nicht nur einen Kopf, sondern auch ein Herz, falls du das meinst.«
»Ja, das hatte ich gemeint«, antwortete Julia diplomatisch. »Ich könnte mir vorstellen, dass das Leben als Offizier euch nicht viel Raum für Familie lässt.«
»Da hast du allerdings Recht. Insbesondere, wenn man nicht in einer Garnison stationiert ist. Seit Cato aufgetaucht ist, war ich auf einem Feldzug in Britannien, habe in der Flotte gedient und wurde hierhergeschickt.«
»Dann hast du also keine Frau«, folgerte Julia. »Und was ist mit deinem Freund Cato? Ist er verheiratet?«
Macro schüttelte den Kopf.
»Und in Antiochia, Rom oder sonst wo wartet keine Frau auf ihn?«
»Wohl kaum. Wir waren nirgendwo lange genug, oder wir hatten einfach zu viel zu tun, um für so etwas Zeit zu haben, von dem einen oder anderen Flittchen einmal abgesehen.«
»Oh.«
Macro sah sie listig an. »Er ist also zu haben, falls irgendjemand Interesse an ihm hat.«
Julia wurde rot, trug den Rest der Salbe in aller Eile
auf und rieb sie dabei so fest ein, dass selbst Macro vor Schmerz zusammenzuckte. Sie trat weg und griff nach einem Lappen, um sich die Hände abzuwischen. »So, das war’s. Pass auf, dass du die Salbe nicht abwischst – sie wird die verbrannten Stellen kurze Zeit schützen. Ich lasse ein Töpfchen in deinen Schlafraum schicken. Trage die Salbe morgens und abends auf.«
Macro nickte. »Danke.«
»Dann kannst du jetzt gehen«, erwiderte sie knapp. »Es gib noch andere Männer, die meine Aufmerksamkeit brauchen.« Darauf wette ich , dachte Macro und stand auf, um den Raum zu verlassen. Jetzt, wo er sie ansah, kam sie ihm durchaus schön vor, aber ihre aristokratische Ausstrahlung machte sie für Macro unattraktiv. Sie war zu vornehm erzogen, zu klug und zu unabhängig für seinen Geschmack. Aber für den richtigen Mann würde sie ein guter Fang sein.
Es gab keine weiteren Versuche, die Zitadelle anzugreifen, und die Wachtposten patrouillierten in der Sonnenhitze auf den Mauern und beobachteten die Stadt. Ein paar Rebellen behielten die Verteidiger vom Rand der Agora aus im Auge, und weitere Männer observierten die erhöht stehende Zitadelle von kleinen Beobachtungsposten vor der Stadt aus. Ansonsten gab es in und um die Stadt noch immer einen gewissen Anschein von Normalität. Eine Handvoll Händler und Kaufleute kam weiterhin durch die Tore Palmyras, um ihre Waren zu verkaufen, und eine entladene Kamelkarawane trat ihre Rückreise zu den fernen Ufern des Euphrat an. Der einzige Hinweis auf den Machtkampf war der stete Strom von Leichentransporten
zum Bestattungsplatz südlich der Stadt. Dort waren für die Gefallenen Dutzende riesiger Scheiterhaufen errichtet worden, und einer nach dem anderen wurden sie angezündet. Wenn die Leichen von den Flammen verzehrt wurden, stieg fettiger Qualm in die Luft auf. Später wurde die Asche in kleinen Tonurnen gesammelt, die versiegelt und zu den sonderbaren Bestattungstürmen getragen wurden, die sich aus der Ebene erhoben. Dort wurden die sterblichen Überreste ehrfürchtig bei den Ahnen zur Ruhe gebettet.
In der Zitadelle war wenig Raum für solche Rituale. Die Leichen wurden auf einem einzigen Scheiterhaufen im königlichen Garten verbrannt, bevor die Überreste in Urnen geschaufelt und an einen Ort gebracht wurden, wo man sie bis zum Ende der Belagerung aufbewahren und dann angemessen bestatten konnte.
Macro und Cato gingen die Befestigungen ab, um sich zu vergewissern, dass im Falle weiterer Angriffe ein angemessener Vorrat an Pfeilen, Schleudermunition und anderen Geschossen bereitlag. Als sie gegen Ende ihres Kontrollgangs oben auf dem Signalturm standen und über die Dächer der Stadt hinwegsahen, kratzte Cato sich am Kinn und murmelte: »Was meinst du, was sie als Nächstes tun werden?«
»Keine Ahnung. Sie könnten auf ihren Ärschen sitzen bleiben und versuchen, uns auszuhungern – oder abwarten, bis die Parther mit Belagerungsexperten und vielleicht auch Belagerungsmaschinen eintreffen. Oder sie könnten einen besseren Rammbock bauen und es erneut versuchen.«
»Was würdest du an ihrer Stelle
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