Cato 08 - Centurio
genagelten Stiefelsohle auf Bracos nackten Fuß. Braco heulte auf, taumelte und stürzte zu Boden. Sofort fuhr Macro herum, kauerte sich über seinen Gegner und stieß ihm die Schwertspitze in die Kehle.
»Das ist für Onkel Sextus«, knurrte er und rammte ihm die Klinge durch die Kehle in den Schädel hinauf. Braco spuckte Blut, zuckte wild und sackte dann auf dem Mosaikboden zusammen, dessen Steinchen er mit seinem Blut übergoss. Macro stellte dem Getöteten den Stiefel auf die Schulter und riss sein Schwert heraus. In diesem Moment rief eine Stimme hinter der Tür:
»Braco! Braco! Was ist das denn für ein Lärm da draußen, verdammt noch mal?«
Macro wandte sich von der Leiche ab, ging zur Tür und
öffnete den Riegel. Er stieß die Tür auf und trat in Crixus’ Privatsuite. Zu seiner Linken lag der Heißbaderaum, zu seiner Rechten eine Kammer mit einem Massagetisch. Vor ihm schimmerte hinter einem Torbogen das aufgewühlte Wasser eines kleinen Schwimmbeckens. Crixus kam gerade nackt die Stufen herauf. Hinter ihm lehnte sich eine junge Frau, kaum mehr als ein Mädchen, gegen die Wand des Beckens. Sie stieß einen leisen Schrei aus, als sie das blutige Schwert in Macros Hand sah. Crixus erblickte es ebenfalls und verharrte. »Wer bist du?«, schrie er wütend. »Wie kannst du es wagen, hier hereinzukommen? Braco!«
»Braco ist tot«, antwortete Macro, trat vorsichtig in den Raum und sah sich um, ob sich sonst noch jemand in der Suite aufhielt. Aber außer Crixus und dem Mädchen war niemand zu sehen. Macro betrachtete ihn schweigend, bis Crixus sich räusperte und fragte: »Wer bist du?«
»Nicht, dass das eine Rolle spielt, aber ich bin Macro, der Neffe von Sextus, den du hast ermorden lassen.«
»Sextus?« Crixus biss sich auf die Lippen, während er eilig nachdachte. »Ich erinnere mich an ihn. Er hat ein kleines Vermögen von mir geborgt und es dann nicht zurückgezahlt. Er ist selbst schuld, Junge. Sextus wusste, worum es ging. Er hat es vermasselt und den Preis dafür bezahlt. Es war einfach nur ein Geschäft.«
»Ein Geschäft?«, höhnte Macro. »Es war Mord.«
»Das sind nur Worte.« Crixus zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, dass du aus einem fehlgeleiteten Rachegefühl heraus hierhergekommen bist.«
»So könnte man es ausdrücken.«
»Sei kein Narr, Junge. Wenn du mir auch nur ein Haar krümmst, wird es in ganz Rom kein Loch geben, das klein
genug wäre, damit meine Freunde dich nicht aufspüren könten.«
»Wer sagt denn, dass ich in Rom bleiben will?«
Zum ersten Mal war nun Angst in Crixus’ Gesicht zu lesen. Er stand tropfnass da und begann, sich zur Wand zurückzuziehen. »Schau mal, junger Mann. Du hast Braco erledigt. Du hast bewiesen, was in dir steckt. Ich könnte einen guten Mann wie dich gebrauchen. Ich könnte dir ein Vermögen bezahlen. Du bekommst alles, was du willst. Geld, Frauen. Wie sie.« Crixus zeigte auf das Mädchen im Becken. »Sie gehört dir. Nimm sie.«
Macro zuckte mit den Schultern und trat drohend auf Crixus zu. »Wie du schon gesagt hast – das sind nur Worte.«
»Nein! Ich meine es ernst!« Crixus warf die Hände hoch. »Lass mich am Leben. Du wirst reich sein. Du könntest ein großer Mann werden, nicht so ein Versager wie dein Onkel. Du bist besser als er. Er hat verdient, was ihm zugestoßen ist.«
Macro spürte, wie kalte Wut sein Herz umklammerte, als er mit zusammengebissenen Zähnen antwortete: »Sextus war mein Onkel, und ich habe ihn geliebt.«
Crixus schrie vor Schreck auf, als Macro mit dem Schwertarm ausholte und ihm die Klinge ins Herz stieß. Entgegen allem, was Draba ihn gelehrt hatte, hielt er die Klinge dort fest und genoss die Qual im Gesicht des anderen und den Anblick des aus der Brust ragenden Schwerts. Dann sackte Crixus mit einem tiefen Seufzen gegen die Wand. Als das Schwert mit einem Schwall dunklen Bluts aus der Wunde glitt, rutschte Crixus hinunter und landete mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Macro starrte
den Bandenführer einen Moment lang an und erinnerte sich dann an den Rest seines Vorhabens. Er wischte sein Schwert an einem Vorhang ab, steckte es in die Scheide und holte ein mit einer Schnur versehenes Wachstäfelchen aus seinem Rucksack. Das hängte er Crixus um den Hals und stand dann auf, um die grob eingeritzten Worte zu lesen: Durch seinen Tod begleicht Crixus seine Schuld.
Dann drehte Macro sich um und rannte aus der Suite, gefolgt von den schrillen Schreien der Frau, die von den Wänden des
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