Cato 08 - Centurio
Angebot machen, als wir Römer es können. Ich glaube, du hast Recht. Wir müssen auf der Hut sein.«
»Mit schönen Worten ist noch nichts getan, Cato. Was sollen wir tun?«
Cato dachte einen Moment lang nach. Was ihm als die beste Lösung erschien, gefiel ihm gar nicht. Tatsächlich jagte ihm die Aussicht auf das, was er gleich vorschlagen würde, sogar eine Riesenangst ein. Trotzdem empfand er zugleich ein eigenartiges Kribbeln angesichts der Gefahr, und mit einem Mal wurde ihm klar, dass er allmählich Geschmack daran fand, Risiken einzugehen. Eine sonderbare Facette seines Naturells verlangte nach Gefahr, und er fragte sich, ob sein Bedürfnis danach so stark war, dass es seinen Verstand zu untergraben drohte. Ihn überkam eine plötzliche Welle von Selbsthass und Selbstverachtung. Falls das stimmte, hatte er nicht das Recht, andere Männer zu befehligen und die Verantwortung für ihr Leben zu tragen. Unter dem Kommando eines anderen wären sie sicherer. Dieser Gedanke erleichterte ihm seine Entscheidung sehr.
»Wenn wir Balthus nicht vertrauen, sollten wir einen von unseren Männern mit diesem Boten in die Stadt schicken. Nur um sicherzugehen, dass er sich nicht verirrt und dass die Verteidiger der Zitadelle auf uns vorbereitet sind.«
Macro dachte einen Moment lang über den Vorschlag nach und sah Cato dann mit trauriger, müder Miene an. »Ich weiß, was du jetzt gleich sagen wirst. Ich weiß es, bevor du auch nur den Mund aufmachst. Nein, du gehst nicht. Deine Männer brauchen dich. Offen gesagt, ich brauche dich. Heute Nacht wird einiges los sein, und ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass die Zweite Illyrische sicher unter deinem Kommando steht.«
Cato betrachtete seinen Freund, von Zuneigung für diesen barschen, aber ehrlichen Mann erfüllt, der ihn gelehrt hatte, Soldat zu sein und Soldaten zu führen. Macro war Catos Ideal. In Catos Augen war er der wahre Maßstab für jeden Soldaten, und der Gedanke, dass Macro sich auf ihn verließ, war eine Auszeichnung, die ein bloßes Lob aus seinem Mund noch weit überstieg. Cato schluckte seinen Stolz und seine Zuneigung herunter.
»Centurio Parmenion führt die Männer ebenso gut wie ich.«
»Nein.« Macro schüttelte grinsend den Kopf. »Besser. Ich mag es einfach nur nicht, wenn ich bloßgestellt werde. Ich stehe viel vorteilhafter da, wenn ich gegen dich konkurriere.«
Sie lachten, und dann fuhr Cato fort: »Ich muss dorthin. Um sicherzugehen, dass auf der anderen Seite alles bereit ist. Falls wir verraten werden, verlieren wir besser nur mich als beide Kohorten.«
»Wie erfahre ich, ob es sicher ist, mit Balthus’ Plan fortzufahren?«
»Darüber habe ich nachgedacht. Wenn ich es bis zur Zitadelle schaffe, werde ich im höchsten Turm ein Leuchtzeichen geben lassen. Sobald ihr es seht, stürmt ihr das Tor. Falls bis Tagesanbruch kein Signal aufleuchtet, müsst ihr akzeptieren, dass ich gescheitert bin. Ist mein Plan annehmbar, Herr?« Der ehrerbietige Tonfall war Absicht. Cato wusste, dass die endgültige Entscheidung allein bei Macro lag, und falls dieser den Vorschlag ablehnte, war die Diskussion beendet.
Macro rieb sich über die Bartstoppeln. »Einverstanden. Gib Parmenion seine Befehle und erstatte mir dann Bericht. Ich werde bei unserem Freund, dem Prinzen, sein und über die Nachricht entscheiden, die wir dem König senden.«
Als Cato wieder zu Macro ging, stand die Sonne tief am Horizont, und die Abendschatten legten sich über die Ebene. Einer von Balthus’ Männern stand beim Prinzen, und Macro hielt ein paar dunkle Gewänder im Arm.
»Dies hier ist Carpex, einer meiner Haussklaven«, erklärte Balthus. »Er ist so treu, wie man sich nur wünschen kann.«
»Für einen Sklaven«, sagte Macro.
»Ja. Aber ich würde ihm mein Leben anvertrauen«, gab Balthus zurück.
»Das ist gut. Denn genau das vertrauen wir ihm auch an. Deines und unseres.«
Carpex zeigte auf die Gewänder und wandte sich an Cato. »Du wirst diese hier tragen müssen, Herr. Deinen
Panzer lässt du besser hier zurück, und deine Waffen solltest du versteckt tragen. Auch deine sonstige Ausrüstung kannst du nicht mitnehmen.«
»Wie dringen wir zur Zitadelle durch?«, fragte Cato.
»Es gibt einen sicheren Weg«, erklärte Balthus. »Einen Tunnel, der von einem der Abwasserkanäle der Stadt in die alten Ställe der Zitadelle führt. Heute werden die Gebäude als Kaserne genutzt, aber Carpex und ich haben den Zugang als Kinder entdeckt. Wir
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