Cato 11 - Die Garde
machten sich die Kaiser die Massen gewogen. Allerdings war dieser Mechanismus der sozialen Kontrolle anfällig für Schwankungen der Getreideversorgung, wie sie im vorliegenden Roman geschildert werden.
Für die Reichen stellte sich die Lage natürlich ganz anders dar. Diejenigen, die es sich leisten konnten, erwarben Häuser auf den Hügeln, wo der Wind den Gestank milderte und den braunen Smog vertrieb, der regelmäßig die Stadt einhüllte. Von Sklaven umsorgt standen ihnen die besten Nahrungsmittel zur Verfügung, die aus aller Herren Länder in die Stadt geschafft wurden. Sie hatten die besten Plätze im Circus Maximus und den Theatern und erfreuten sich aller denkbaren leiblichen Genüsse.
Dies war die Stadt, die Cato und Macro vorfanden, als sie von Narcissus den Auftrag zu verdeckten Ermittlungen bekamen. Während sie an den Grenzen des Reiches gekämpft hatten, war Rom ihnen als die Verkörperung aller Werte, für die sie stritten, stets gegenwärtig gewesen. Die Stadt war der Mittelpunkt des Reichs. Dort lagen nicht nur der Sitz der Regierung, sondern auch die Tempel der Götter, und sie war das Zentrum eines weitläufigen Wirtschaftsraums, der die gesamte bekannte Welt umspannte. Bei einem so geschichtsbewussten Volk wie den Römern galt der Ursprung der Tradition als heilig, und seine Soldaten trotzten bereitwillig jeder Gefahr, um die Ehre Roms und all das zu verteidigen, wofür es stand.
Die Lebenswirklichkeit einer so großen Stadt bildete deshalb einen interessanten Kontrast zu den abstrakten Prinzipien, für die Männer wie Cato und Macro kämpften und starben. Die Ideale, auf die Rom gründete, waren zusammen mit der Republik größtenteils untergegangen, und in der Mitte des ersten Jahrhunderts war die Macht der Kaiser absolut. Zwar gab es noch immer Menschen, die Sehnsucht nach den alten Zeiten hatten, doch für gewöhnlich waren sie so vernünftig, ihre politischen Ansichten für sich zu behalten. Der Senat, einstmals ein Ort der Debatten und Entscheidungen, welche die bekannte Welt formten, war zu einem exklusiven Club degradiert worden, der die kaiserlichen Erlasse absegnete. Die Macht der Senatoren war auf die Clique der Berater im Umkreis des Kaisers übergegangen. Um noch zusätzlich Salz in die Wunde zu reiben, stammten die Berater häufig aus den unteren sozialen Schichten. Im Palast waren dessen Bedienstete, die darum wetteiferten, Einfluss auf den Kaiser zu nehmen, tief verfeindet. Einfluss brachte Macht mit sich und bot Gelegenheit, ein großes Vermögen zu machen, wie solche wie Narcissus und Pallas es auch tatsächlich taten. Ging es schon für die kaiserlichen Berater um viel, so stand für deren Familienangehörige noch mehr auf dem Spiel. Die Todesrate im nahen Umfeld des Kaisers ließ die Gefahren, denen Grenzsoldaten ausgesetzt waren, vergleichsweise unbedeutend erscheinen. Wer eine brillante, pikante Schilderung des gefährlichen Lebens im Kaiserpalast lesen möchte, dem möchte ich das Buch Ich, Claudius, Kaiser und Gott von Robert von Ranke Graves oder die ausgezeichnete Fernsehserie der BBC ans Herz legen.
Danksagung
S o wie immer gilt meine Dankbarkeit vor allem meiner Frau Carolyn, die im Verlauf der Niederschrift des Buches jedes einzelne fertiggestellte Kapitel sorgfältig durchgesehen und sich in Geduld geübt hat, wann immer ich mich in der Geschichte verloren habe.
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