Shkarr (German Edition)
Shkarr
„Du kannst mir glauben! Das ist das Beste, was du machen kannst“, erklärte Felice und lief nun schon zum zehnten Mal an ihrem Bruder Krischan vorbei, der ihr nur mit verschränkten Armen zuhörte und sich am liebsten an einen anderen Ort gewünscht hätte. „Leg dir ein Haustier zu, einen Kanarra zum Beispiel. Diese Tiere sind eine tolle Gesellschaft, pflegeleicht, stubenrein und vollkommen verschmust. Das Richtige für jemanden wie dich.“
„Ich brauche keine Gesellschaft. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Ich kann ganz gut auf so etwas verzichten. Dieser neumodische Kram ist mir zuwider. Jeder umgibt sich jetzt neuerdings mit diesen Viechern. Weiß eigentlich irgendjemand, ob die nicht zufälligerweise Krankheiten mit einschleppen, wenn sie von diesem Planeten eingeführt werden?“, entgegnete Krischan ihr aufgebracht.
Felice sah ihn entgeistert an, dann wedelte sie verzweifelt mit ihren Armen. „Das ist doch vollkommen lächerlich!“, rief sie, „Du weißt ganz genau, dass alle Tiere unter Quarantäne stehen, wenn sie von anderen Planeten importiert werden. Außerdem ist der Import von reinrassigen Kanarras illegal. Nur der Verkauf von Mischlingen, die hier geboren sind, ist erlaubt. Also stell dich nicht so an! Aber wenn du nicht willst, ist es auch gut. Ich denke, es wäre schade um jedes Tier, das mit dir zusammenleben muss. Langsam reicht es mir mit deiner schlechten Laune! Ständig läufst du herum, als wäre die ganze Welt dein persönlicher Feind. An allem hast du etwas auszusetzen. Wach auf, Krischan! Ach, was soll‘s. Ich habe genug!“ Sie packte ihre Tasche, warf ihren Mantel über und rauschte davon.
Krischan starrte die Tür an, die kaum Zeit gehabt hatte, sich vor seiner Schwester zu öffnen und jetzt wieder geschlossen war. Wie immer war seine Schwester einfach nur melodramatisch gewesen. Meist endeten die Gespräche, die sie führten, auf diese Art. Aber heute war es besonders schlimm gewesen.
Wozu brauchte er einen Kanarra oder irgendein anderes Haustier? Als ob er nicht schon genug zu tun hatte! Wie stellte sich seine Schwester das vor? Ein Tier bedeutete Verpflichtung: Man musste damit zum Arzt, Futter kaufen, sich Sorgen machen ... Allein schon das – sich um so ein blödes Vieh Sorgen machen. Er brauchte niemanden, um den er sich kümmern musste. Er wollte seine Ruhe. Was war daran so schwer zu kapieren? Nur weil sie seine Schwester war, brauchte sie sich nicht so aufzuführen. Die Welt, sein Feind? Wo hatte sie denn den Spruch her? Krischans Laune sank erheblich bei diesen Gedanken. Wie kam sie auch nur immer auf ihre Ideen? Seit einiger Zeit schon hatte sie die Vorstellung lanciert, dass er sich doch etwas oder jemand zur Gesellschaft anlachen sollte. Da er nicht darauf eingegangen war, wurde irgendwann ein Haustier daraus. Heute war der Vorschlag sehr viel konkreter gewesen.
Nun gut, er musste zugeben, er lebte allein. Früh morgens ging er zur Arbeit und kehrte abends wieder nach Hause zurück. Er sah und hörte niemanden, sofern er es nicht wünschte. Aber er brauchte das auch nicht. Er war sich selbst genug. Menschen verkomplizierten das Leben, welches an sich schon komplex genug war. Wenn er abends in sein Appartement kam, schätzte er die Ruhe, die ihn umfing. Abgesehen von seiner Schwester, besuchte ihn niemand. Aber sie kam nur noch selten, sodass es kaum noch ins Gewicht fiel.
Wie schlimm wäre es erst, wenn er eine Familie hätte? Eine nörgelnde Ehefrau und ein kreischendes Kind. Es war ein grauenhaftes Szenario. Krischan mochte keine Menschen um sich. Eklig, schwitzend und stinkend. Laut und aufreizend nervend. Welch seltsame Kreatur, ein Unfall der Evolution. Er musste den Ch´cchoókkre im Stillen recht geben: Menschen waren das Letzte! Vielleicht hasste er die Menschen, obwohl er selbst der so gescholtenen Rasse angehörte. So etwas gab es weit häufiger, hatte er gehört.
Sie, das hieß die Menschen und der gesamte Planet Erde, zählten zu dem Kindergarten in der interplanetaren Vereinigung SkarraSHrá, der Allianz, wie die meisten Menschen auf der Erde einfach sagten. Gut behütet und ohne Mitspracherecht in irgendwelchen wirklich wichtigen Angelegenheiten ausgestattet, war die Erde eines der jüngsten Mitglieder in diesem illusteren Kreis diverser außerirdischer Rassen. Mit milder Neugier von sehr viel älteren Rassen beobachtet und ausführlich in den außerirdischen Kompendien kommentiert, stand auch der Status der Menschheit, und es
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