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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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spazierenging, und die als Kopfbedeckung eine weiße Haube trug, über die ein Männerhut geschnallt war.
    »Was sucht Ihr hier?« herrschte sie mich an.
    Ich sagte, ich wünsche Miß Drummond zu sprechen.
    »Und was habt Ihr mit Miß Drummond zu schaffen?« forschte sie. Ich erklärte, ich hätte sie vergangenen Samstag getroffen und wäre so glücklich gewesen, ihr einen kleinen Dienst zu erweisen und sei heute auf der jungen Dame persönliche Einladung hier. »Aha, der Musjö Sixpence!« rief sie mit schärfstem Hohn. »Ein schönes Geschenk, ein feiner Gentleman! Habt Ihr noch einen anderen Namen oder Titel, oder wurdet Ihr Sixpence getauft?«
    Ich nannte ihr meinen Namen.
    »Gott im Himmel!« rief sie. »Hat Ebenezer einen Sohn gezeugt?« »Nein, gnädige Frau«, entgegnete ich. »Ich bin der Sohn von Alexander und der Erbherr von Shaw.« »Wenn Ihr das durchfechten wollt, habt Ihr Euch ein saures Stück Arbeit vorgenommen«, bemerkte sie. »Ich sehe, Ihr kennt meinen Onkel,« entgegnete ich, »Ihr werdet Euch daher vielleicht freuen zu hören, daß die Angelegenheit bereits geregelt ist.« »Und was wollt Ihr von Miß Drummond?« fuhr sie fort. »Ich bin wegen meines halben Shillings gekommen, Madame,« sagte ich. »Ihr dürft Euch nicht wundern, wenn ich als meines Onkels Neffe ein wenig haushälterisch bin.« »So, so, Ihr habt also einen Funken von Witz«, bemerkte die alte Dame mit einigem Wohlwollen. »Ich dachte, Ihr wäret nur so ein windiger Junge – Ihr mit Eurem Sixpence und Eurem ›Glückstag‹ und Eurem ›Balwhidder zuliebe‹« – (Ich erkannte mit Befriedigung, daß Catriona sich wenigstens eines Teiles unseres Gespräches erinnert hatte.) »Aber so kommen wir nicht weiter«, fuhr sie fort. »Habe ich zu verstehen, daß Ihr auf Freiersfüßen geht?« »Die Frage ist bestimmt etwas verfrüht«, sagte ich. »Das Fräulein ist noch sehr jung, und ich leider auch. Ich habe sie erst einmal gesehen. Ich leugne nicht,« fügte ich in der Absicht hinzu, es einmal mit vollkommener Offenheit zu versuchen, »ich leugne nicht, daß sie mir, seit ich sie kennenlernte, ziemlich viel im Kopfe herumgeht. Das ist eine Sache für sich, aber es ist eine ganz andere Sache, sich festzulegen, und ich glaube, ich wäre ein Narr, wenn ich's täte.« »Na, Ihr nehmt, wie ich sehe, kein Blatt vor den Mund«, entgegnete die alte Dame. »Das tue ich, gottlob, auch nicht! Ich war dumm genug, dieses Gauners Tochter unter meinen Schutz zu nehmen; eine schöne Sache habe ich mir da aufgehalst, aber geschehen ist geschehen, und durchführen werd ich sie, wie's mir gefällt. Wollt Ihr mir weismachen, Mr. Balfour von Shaw, Ihr wäret bereit, James Mores Tochter zu heiraten, selbst wenn er gehenkt wird? Na also, und wo aus dem Heiraten nichts wird, wird auch nichts aus dem Hofieren und Karessieren, könnt Euch drauf verlassen. Mädchen sind schwache Geschöpfe«, setzte sie mit einem Kopfnicken hinzu, »und wenn Ihr's mir mit meinen Runzeln auch nicht anseht, war ich selbst doch auch mal ein Mädchen, und ein hübsches obendrein.«
    »Lady Allardyce«, entgegnete ich, – »ich nehme an, das ist Euer Name – Ihr scheint mir hier für beide Teile das Reden zu besorgen, und das ist kaum die rechte Art, zu einer Verständigung zu gelangen. Ihr habt da eine ziemlich empfindliche Stelle getroffen, als Ihr mich fragtet, ob ich vom Fuße des Galgens weg eine junge Dame heiraten möchte, die ich ein einziges Mal gesehen habe. Ich sagte Euch bereits, ich würde niemals so unvorsichtig sein, mich zu binden. Und doch will ich Euch gegenüber ziemlich weit gehen. Wenn ich das Mädchen weiterhin so gerne habe, wie ich es eigentlich erwarte, wird es stärkeren Mächten als ihrem Vater und dem Galgen nicht gelingen, uns auseinander zu halten. Und was meine Familie anbetrifft, so habe ich sie quasi auf der Landstraße aufgelesen, wie einen verlorenen Kupfergroschen. Ich schulde meinem Onkel weniger als nichts, und sollte ich jemals heiraten, so geschieht's einem einzigen Menschen zu Gefallen: mir selbst.« »Dergleichen Reden habe ich gehört, noch ehe Ihr auf der Welt waret«, versetzte Mrs. Ogilvy, »und das ist vielleicht der Grund, weswegen ich so wenig davon halte. Es gibt da viele Bedenken. Dieser James More ist ein Verwandter von mir, zu meiner Schande sei's gesagt. Aber – je besser die Familie, um so zahlreicher die Gehenkten – so war es ja von jeher in unserem armen Schottland. Und wenn es mit dem Hängen abgetan wäre! Ich für

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