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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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daß ich eine natürliche Schwäche spüre,« entgegnete ich. »Darin erblicke ich keine Unehre. Unehre –« wollte ich fortfahren ... » Unehre harrt Euer auf dem Schafott«, unterbrach er.
    »Dann würde es mir nicht anders gehen als Mylord, Eurem Vater«, erwiderte ich. »Im Gegenteil!« rief er, »Ihr habt den vollen Umfang dieser Affäre nicht erfaßt. Mein Vater litt für eine große Sache, weil er sich in die Angelegenheiten der Könige mischte, Ihr aber werdet baumeln wegen eines schmutzigen Mords an einem armen Schlucker. Eure persönliche Rolle bei dieser Affäre – die hinterlistige Rolle, den armen Teufel in ein Gespräch zu verwickeln – und Eure Komplicen, eine Rotte bettelhafter Hochländer, gereichen Euch nicht zur Ehre. Und es kann und es wird bewiesen werden, das dürft Ihr mir, der ich mich dieser Sache angenommen habe, schon glauben – es kann bewiesen werden, und es soll bewiesen werden, daß Ihr dafür bezahlt wurdet. Ich sehe schon die Bewegung, die durch den Gerichtssaal gehen wird, wenn ich erst meine Beweise beibringe. Aus diesen wird hervorgehen, daß ein junger Mann von Eurer Erziehung sich zu jener scheußlichen Tat hat verleiten lassen für einen abgetragenen alten Anzug, eine Flasche Hochlandschnaps und dreieinhalb Shilling in Kupfermünzen.« An diesen Worten war etwas Wahres, das mich traf wie ein Keulenschlag. Kleider, eine Flasche ›Usquebaugh‹ und dreieinhalb Shilling Kleingeld waren in Wahrheit alles, was Alan und ich aus Aucharn mitgenommen hatten. Ich schloß daraus, daß ein Teil von James Leuten in ihren Gefängnissen geplaudert hatte. »Ihr seht, ich weiß mehr als Ihr ahnt«, fuhr er triumphierend fort. »Und was diese Wendung der Dinge anbetrifft, mein erhabener Mr. David, so werdet Ihr doch nicht glauben, der Regierung von Großbritannien und Irland könnte es an Beweisen fehlen? Wir haben in unseren Gefängnissen Männer, die sich die Seele aus dem Leib schwören, um das zu bekräftigen, was wir ihnen in den Mund legen, oder was ich ihnen in den Mund lege, falls Euch das besser paßt. Und nun wißt Ihr, welch glorreiches Schicksal Eurer harrt, wenn Ihr den Tod wählt! Auf der einen Seite: Leben, Wein, Weiber und einen Herzog als Gönner; auf der anderen einen Strick um den Hals und einen Galgen als Wippe für Euer Gebein samt der lausigsten, dreckigsten Geschichte, die je von einem gedungenen Meuchelmörder erzählt wurde, als Erbe für Euresgleichen. Seht einmal her!« rief er mit fürchterlicher, schriller Stimme, »seht diese Papiere in meiner Tasche! Seht Euch einmal den Namen an: es ist der Name des tugendhaften David, wenn ich mich nicht irre, und die Tinte ist noch nicht einmal trocken! Erratet Ihr, was das zu bedeuten hat? Es ist Euer Haftbefehl, und es kostet mich nur ein einziges Zeichen auf dieser Glocke, um ihn auf der Stelle vollstrecken zu lassen. Und Gott sei Eurer Seele gnädig, seid Ihr erst einmal an dem Ort, der auf diesem Papiere verzeichnet steht, denn dann ist der Würfel gefallen!« Ich kann nicht leugnen, der Einblick in so viel Gemeinheit entsetzte mich und die Nähe und Schrecklichkeit der Gefahr erschütterten mich schwer. Schon einmal hatte Mr. Simon sich an meiner wechselnden Gesichtsfarbe geweidet; sicherlich war ich im Augenblick nicht röter als mein Hemd, und meine Stimme zitterte, als ich rief: »In diesem Zimmer befindet sich ein Gentleman! Ich appelliere an ihn und lege mein Leben und meinen Ruf in seine Hände!« Prestongrange schloß mit hörbarem Rucke sein Buch. »Ich sagte es Euch ja, Simon«, bemerkte er. »Ihr habt Eure Trümpfe gründlich ausgenutzt und habt das Spiel verloren. Mr. David,« fuhr er fort, »ich bitte Euch, mir zu glauben, daß die Probe, der Ihr soeben unterzogen wurdet, nicht auf meine Initiative zurückzuführen ist. Ich wollte, Ihr wüßtet, wie froh ich bin, daß Ihr sie so mit Ehren bestanden habt. Ihr habt mir ebenfalls einen Dienst damit erwiesen, wenn Ihr das im Augenblick auch nicht einzusehen vermögt. Denn, hätte unser Freund hier einen besseren Erfolg gehabt als ich vorgestern abend, man hätte ihn vielleicht für einen besseren Menschenkenner gehalten als mich; ja, es hätte den Anschein haben können, als stünden Mr. Simon und ich jeder auf dem falschen Posten. Unser Freund Simon, müßt Ihr wissen, ist ehrgeizig«, setzte er hinzu, Fraser auf die Schulter klopfend. »Aber dies Komödiespielen hat jetzt ein Ende. Mein Gefühl steht stark auf Eurer Seite, und was immer auch der Ausgang

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