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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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klar? Sie hoffen, der Offizier könnte so dumm – oder so sehr das Gegenteil von dumm – sein, die Empfehlung nicht zu beherzigen. Ich würde alsdann vom Fort William nach Edinburg zurückkehren müssen. Das bedeutete wiederum einen Aufschub, bis ich mir neue Vollmacht beschafft hätte und sie den Offizier – ›ein Militär, in offenbarer Unkenntnis der Gesetzesvorschriften‹ – ich kenne schon ihre verlogenen Redensarten – desavouiert hätten. Dann eine dritte Reise und – die Verhandlung stünde unmittelbar vor der Tür, noch ehe ich meine ersten Instruktionen erhalten hätte. Habe ich nicht recht, wenn ich das Ganze eine Verschwörung nenne?«
    »Es sieht in der Tat so aus«, bestätigte ich.
    »Ich werde es Euch unwiderlegbar beweisen«, erklärte er. »Sie haben das Recht, James gefangenzuhalten, aber sie können mir den Zutritt zu ihm nicht verweigern. Sie haben kein Recht, die Zeugen einzusperren; und meint Ihr, ich erhielte die Möglichkeit, sie zu sehen – die Zeugen, die von Rechts wegen so frei sein müßten wie der Lord Oberrichter selbst? Schaut her – lest: ›weigert sich im übrigen, den Gefangenwärtern irgendwelche Befehle zu erteilen, sofern sie nicht beschuldigt sind, in irgendeinem Punkte wider ihre Amtspflicht verstoßen zu haben‹ – In irgendeinem Punkte –! Herrgott! Und der Akt von Anno 1700? Mr. Balfour, mir will das Herz zerspringen. Die Heide brennt in meinem Inneren!«
    »Das heißt,« bemerkte ich, »die Zeugen sollen in Haft bleiben und Ihr sie nicht zu Gesichte bekommen?« »Ich soll sie vor dem Zusammentritt des Gerichtshofes in Inverary nicht zu Gesichte bekommen!« rief er aufgeregt, »und dann redet Prestongrange von der ›schweren Verantwortung seines Amts‹ und von den ›außerordentlichen Erleichterungen‹, die der Verteidigung gewährt sind. Aber ich werde ihnen ein Schnippchen schlagen, Mr. David. Ich habe einen Plan, wie ich die Zeugen unterwegs abfangen will; und wir wollen doch sehen, ob ich dem ›offenbar in Unkenntnis der Gesetze handelnden Militär‹, der die Gesellschaft befehligen wird, nicht im Namen der Gerechtigkeit beikommen kann.«
    Und so geschah es – tatsächlich sprach Mr. Stuart die Zeugen in diesem Kriminalfall erst unterwegs auf der Landstraße, irgendwo in der Nähe von Tynedrum, und das lediglich dank der Nachsicht des sie begleitenden Offiziers.
    »In dieser Sache wundere ich mich über nichts mehr«, bemerkte ich.
    »Ich werde Euch schon das Wundern lehren, ehe wir damit zu Ende sind«, rief er. »Wißt Ihr, was das ist?« fragte er, ein noch feuchtes Druckblatt hervorziehend. »Das ist die Anklageschrift; seht, da steht Prestongranges Name auf der Zeugenliste, aber der Name Balfour fehlt. Doch darum handelt es sich im Augenblicke nicht. – Wer, meinet Ihr, hat hierfür die Druckkosten bezahlt?« »Höchstwahrscheinlich König Georg«, entgegnete ich.
    »
Ich
war's!« rief er. »Zwar haben sie's persönlich drucken lassen, für sich selbst, für die Grants und die Erskines und für jenen Erzschurken und Räuber, Simon Fraser. Aber meint Ihr, ich hätte auch nur eine einzige Copie bekommen? Mitnichten! Ich sollte stockblind die Verteidigung übernehmen; ich sollte die verschiedenen Punkte der Anklage erst in der Verhandlung selbst erfahren, gleichzeitig mit den Geschworenen.«
    »Aber verstößt das nicht gegen das Gesetz?« erkundigte ich mich.
    »Nicht ausdrücklich«, war die Antwort. »Diese Gunst ist so natürlich und wird (außer bei dieser unerhörten Sache) so allgemein gewährt, daß das Gesetz sie nicht einmal vorschreibt. Jetzt bewundert aber einmal die Hand der Vorsehung! Ein Unbekannter ist zufällig in Flemings Druckerei, hebt einen Korrekturabzug vom Boden auf und bringt ihn mir. Und er entpuppt sich als die Klageschrift! Und ich lasse sie auf Kosten der Verteidigung – sumptibus moesti rei – noch einmal drucken. Ist Euch so etwas schon vorgekommen? Und jetzt kann jeder sie lesen! Das große Geheimnis ist entdeckt – jeder kann sich ein Bild davon machen. Aber wie, meint Ihr, muß mir dabei zumute sein, mir, der ich für meines Vetters Leben verantwortlich bin?«
    »Zweifellos nicht sehr behaglich«, erwiderte ich.
    »Jetzt seht Ihr, wie es steht,« schloß er, »und weshalb ich Euch laut ins Gesicht lache, wenn Ihr mir sagt, Ihr sollt vernommen werden.«
    Jetzt war die Reihe zu erzählen an mir. Mit wenigen Worten berichtete ich ihm von Simons Drohungen und Vorschlägen, von dem ganzen Vorfall mit dem Bravo

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