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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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das Wanderziel, das ich mir gesetzt hatte. Da Catriona dort wohnte und es fast erwiesen war, daß ihre Sippe, die MacGregors von Glengyle, sich gegen mich verbündet hatte, gehörte dieses Dorf eigentlich zu den wenigen Ortschaften, die ich hätte vermeiden sollen; aber ich war noch sehr jung und auf dem besten Wege, mich bis über beide Ohren zu verlieben; so wandte ich mich, ohne einen Augenblick zu zögern, gen Dean. Um jedoch mein Gewissen und meine Vernunft zu beruhigen, nahm ich zu einer Vorsichtsmaßregel meine Zuflucht. Als ich den Gipfel einer kleinen Anhöhe erreichte, ließ ich mich zwischen der Gerste nieder und lag wartend da. Nach einer Weile ging ein Mann vorüber, der wie ein Hochländer aussah, den ich jedoch nicht kannte. Ihm folgte kurz darauf Neil, der Fuchsige. Der nächste Passant war ein Müller mit seinem Wagen, und dann kamen nur noch Leute, denen man auf den ersten Blick den Bauern ansah. Von Rechts wegen hätte das genügen müssen, um mich von meinem Vorhaben abzubringen, aber meine Wünsche trieben mich alle in die entgegengesetzte Richtung. Ich redete mir also ein, dieser Weg sei der richtige Weg, um Neil im Auge zu behalten, da er mich ja schnurstracks zu seines Häuptlings Tochter führe, und was den anderen Hochländer anbelange – nun, ich würde wohl nicht weit kommen, wenn ich mich durch jeden Hochländer, der mir in die Arme lief, abschrecken ließ. Vollkommen befriedigt von dieser recht zweifelhaften Logik schritt ich um so eiliger vorwärts und erreichte kurz nach vier Uhr die Besitzung von Mrs. Drummond-Ogilvy.
    Beide Damen waren zu Hause. Als ich sie zusammen an der offenen Türe stehen sah, lüftete ich den Hut und sagte: »Ein junger Bursche bittet um einen Sixpence.« Ich glaubte, das würde der Matrone gefallen. Catriona lief mir entgegen und begrüßte mich herzlich, und die alte Dame war zu meiner Überraschung kaum weniger liebenswürdig. Viel später erfuhr ich, sie hätte bei Morgengrauen bereits einen berittenen Boten nach Queensferry zu Rankeillor geschickt, der, wie sie wußte, Sachwalter von Shaw war, und sie trug daher zur Zeit einen Brief von diesem, meinem sehr guten Freunde, in der Tasche, der meinen Charakter und meine Aussichten in günstigstem Lichte schilderte. Allein ich würde ihre Absichten auch nicht schärfer durchschaut haben, wenn ich den Brief gelesen hätte. Mochte ich ein ungeschlachter Bauer sein, ich war doch nicht so dumm, wie sie glaubte. Selbst meinem hausbackenen Verstande war es klar, daß sie beschlossen hatte, koste es, was es wolle, eine Ehe zwischen ihrer Base und diesem grünen Jungen, der in Lothian eine Art Grundbesitzer war, zustande zu bringen.
    »Sixpence wird wohl seine Abendsuppe bei uns essen, Katrin,« sagte sie, »lauf und gib dem Mädchen Bescheid.«
    Und in der kurzen Zeit, die wir allein blieben, gab sie sich rechte Mühe, mir zu schmeicheln. Zwar war sie stets geschickt und nannte mich, unter dem Vorwand, mich zu necken, nie anders als Sixpence; aber sie verstand, den Dingen eine Wendung zu geben, berechnet, unmerklich meine Selbstachtung zu steigern. Als Catriona zurückkehrte, wurde der Anschlag, wenn möglich, noch durchsichtiger: sie führte des Mädchens gute Eigenschaften vor, wie ein Roßkamm sein Pferd. Meine Wangen brannten bei dem Gedanken, daß man mich für so dickfellig hielt. Einmal wähnte ich, das Mädchen sei ahnungslos und ganz unschuldig an dieser Schaustellung, und ich hätte das tolle, alte Frauenzimmer prügeln können; ein andermal meinte ich, die beiden seien vielleicht doch miteinander im Bunde, um mich einzufangen – dann saß ich stocksteif zwischen ihnen da, die leibhaftige, finstere Verstocktheit. Endlich kam die Kupplerin auf das wirksamere Mittel, uns allein zu lassen. Wenn erst irgend etwas meinen Argwohn erregt hat, ist es mitunter alles andere als leicht, ihn zum Schweigen zu bringen. Aber obwohl ich Catrionas Sippe kannte und als Diebssippe erkannt hatte, war es mir unmöglich, dem Mädchen zu mißtrauen, wenn ich ihr Gesicht sah.
    »Ich darf wohl keine Fragen stellen?« forschte sie eifrig, sobald wir allein waren.
    »Doch, heute darf ich mit ruhigem Gewissen reden«, entgegnete ich. »Ich bin meines Versprechens entbunden. Ja, nach dem, was heute morgen vorgefallen ist, hätte ich es unter keinen Umständen erneuert.«
    »Sprecht,« sagte sie, »meine Base wird bald wieder hier sein.«
    Ich erzählte ihr also Schritt für Schritt die Geschichte des Leutnants, die ich ihr so heiter

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